Kennt ihr das Gefühl?
Man hat alles was man sich eigentlich nur wünschen kann.
Eine liebevolle Familie. Man führt eine glückliche Ehe, wird Geliebt und
Liebt selber.
Trotz all diesem Glück hat man das Gefühl ausbrechen zu müssen.
Ich kenne das Gefühl. Vor einem Jahr hatte ich es selber. Ausbrechen aus meiner Beziehung, ausbrechen aus meiner Familie, meine langen Haare abschneiden und ratzekahl kurz machen ... Irgendetwas fehlte, irgendetwas anderes musste weg. Ich konnte nur nicht in Worte fassen, was es war.
Natürlich gibt es einen Grund dafür. Trotz aller Harmonie hat das Körperliche in der Beziehung so sehr nachgelassen das es fast nicht mehr existiert.
Ja, auch das war bei mir genauso. Ist ja auch kein Wunder. Wenn man die ganze Zeit Unzufriedenheit ausstrahlt, ist man nicht mehr begehrenswert. Frage: Was ist da Ursache, was ist Wirkung? Resultiert die Unzufriedenheit aus der geringen sexuellen Aktivität? Oder ist es nicht doch umgekehrt und die Unzufriedenheit war schon vorher da und hat ganz andere Ursachen?
Man hat geredet, immer und immer wieder, seine Wünsche geäußert, immer wieder versucht einen Weg zu finden, aber man kommt einfach nicht wieder in die Spur.
Reden hilft garantiert nicht dabei, sexuelles Verlangen zu entfachen ;). Jedenfalls nicht bei Männern. Bei Frauen schon, die haben dann das Gefühl, "verstanden" zu werden und dem Partner ganz nahe zu sein. Bei Männern dagegen umfasst "reden" ganz andere Gehirnregionen als bei Frauen. Ich rede (inzwischen, seit meine Unzufriedenheit nachgelassen hat) sehr gerne mit meinem Schatz über alles Mögliche, auch über unseres Liebesleben. Aber das bewirkt keinen Sex, im Gegenteil. Hinterher zieht er sich immer eine Weile zurück, weil ihn das Reden eben auch anstrengt. Männer tun an und für sich lieber, als zu reden - aber weil er mich liebt, nimmt er sich eben auch immer wieder Zeiten zum Quatschen. Und weil ich ihn liebe, achte ich darauf, die Themen leicht zu halten und nur dann ernster zu werden, wenn ich merke, er ist gerade in Stimmung dafür.
Klar, viele sagen einfach das wird schon wieder. Pausen gibt es immer mal. Aber das geht nun schon so lange so. Man wird einfach müde zu warten, man hat keine Lust mehr immer wieder das Thema zu sprache zu bringen.
Welches Thema denn? Kein Sex? Redest du ständig darüber, dass ihr keinen Sex mehr habt, dass dich das stört, was du beim Sex willst? Kein Wunder, dass dein Schatz keine Lust mehr hat! Hätte ich auch nicht mehr!
Es wäre mit Sicherheit einfacher wenn man sich nicht mehr versteht, die Liebe erloschen ist oder was auch immer.
Na ja, dann wäre einfach alles zu spät. Dann wäre es richtig kompliziert geworden.
Aber wenn sonst alles stimmt, wie geht man damit um?
Ich habe mit so etwas überhaupt keine Erfahrung
Wenn sonst alles stimmt und beide sich als Liebende sehen, nicht nur als Bruder-Schwester-Freunde, dann steht auch sexuelles Verlangen im Raum, wenn man nicht krank oder körperlich völlig erschöpft ist oder die Gedanken so voller Pflichten sind, dass für Sex einfach kein Raum mehr ist (ich kann z.B. am Samstag keinen Sex haben, bevor die Wohnung aufgeräumt ist, weil der Gedanke an die viele Arbeit mich an der Entspannung hindert.)
Wenn das sexuelle Verlangen nachlässt, obwohl beide gesund und nicht überarbeitet und durch zu viele Pflichten gestresst sind, gibt es meiner Ansicht nach drei Möglihckeiten:
• Liebe hat sich in Freundschaft verwandelt, und mit Freunden unterhält man sich, aber man vögelt nicht.
• Der Mann sieht sich als Beschützer von Frau und Kindern. Wenn er ein guter Mann ist (und sonst hättest du dich kaum in ihn verliebt), dann wird er Schutzbefohlene nicht vögeln bzw. von sich aus kein Bedürfnis danach verspüren. Das tut man als anständiger Mensch nämlich nicht. Nimmt er dich als gleichstarke, gleichberechtigte Partnerin wahr, präsentierst du dich als solche? Gibst du Rückhalt, statt Schutz und Fürsorge (und sexuelle Bespaßung) zu erwarten? Schäkerst du mit ihm, bewunderst und begehrst du ihn als Mann (und nicht nur als sexuellen Bespaßer)? Falls du jede dieser Fragen vorbehaltslos mit Ja beantworten kannst, dann trifft dieser Punkt nicht zu. Falls nicht, hättest du hier Lösungsansätze.
• Die Frau ist mit ihrem Leben unzufrieden und es ist eben NICHT alles in Ordnung. Bei mir war es letztes Jahr der Job. Den musste ich kicken und durch etwas anderes ersetzen. Mit einem Mal ließ das Bedürfnis nach, meine Haare abzuschneiden, meinen Mann dafür zu bestrafen, dass ich unglücklich war, ihn aus meinem Leben schmeißen und ausbrechen zu wollen. Das, was tatsächlich störte, war gar nicht der Mann, sondern etwas ganz anderes. Ich musste es nur herausfinden und dann den Mut aufbringen, es tatsächlich zu ändern.
Und seit ich das getan habe, bin ich entspannter und ausgeglichener und der wenige Sex störte gar nicht mehr so, weil mein Leben auch sonst endlich wieder sinnvoll war. Ich war endlich wieder glücklich.
Und damit auch begehrenswert :).
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Vielleicht ist da ja der eine oder andere kleine Gedankenanstoß für dich dabei.