brustvergrößerung als körperkult: an einzelnen seh ich das durchwegs mal mit einem anerkennenden nicken, wenn sich eine person (gibt ja auch sehr adrette shemales) konsequent umgestaltet, viel zeit und energie in das eigene kunstobjektsein legt.
wenn sich nun jemand aus freien stücken, nicht allein von komplexen getrieben, durch künstliche anbauten zum objekt macht, sei ihm das vergönnt. manches mal sprechen mich solche künstlichkeiten wie etwa im frauenbodybuildingbereich oder anderweitige arten von bodymodification aus ästhetischen gesichtspunkten oder gerade wegen der absurd artifiziellen anmutung irgendwie an. das ist kein sexuellen ansprechen, denk ich. eher so, als würde ich im museum ein bild betrachten. das kann mir ob seiner komposition, farbegestaltung, motivwahl, etc. gefallen, irgendwas in mir auslösen, das positiv wie negativ konnotiert sein kann, aber eine reaktion ist halt da. es wird bemerkt.
auch betrachte ich gerne schöne menschen. und tappe wie viele andere auch in die photoshopfalle und lasse mein ästhetisches empfinden von einem computerprogramm steuern, aber: im richtig leben ist da dann doch ein unterschied zwischen optisch gefallen und tatsächlich anmachen.
für den "hausgebrauch" finde ich schönheitsops, wenngleich ich in den ganz unsicheren phasen meinen rechten arm für neue brüste gegeben hätte, häufig zu unkritisch beleuchtet und böse gesprochen scheints mir aus meinem aktuellen blickwinkel doch so, als wär das gerne auch die faule variante des gefallen wollens, eine, die sich nicht mit sich selbst auseinander setzen muss und weiter entwickeln kann. sondern neue titten drangebaut und alle probleme dieser welt sind hinweggefegt und endlich haben mich alle lieb.
lange jahre war ich selber tief unglücklich mit meiner wenig glücklich gewachsenen brust. nach optischen kritieren bemessen habe ich keine schönen brüste - manch einer würde sogar hässlich sagen - und das dann auch noch in größerer menge. oh, der wunsch nach veränderung war da. der leidensdruck auch. ich find sie bis heute nicht toll, diese hautfleischdinger da an mir.
das eigenartige aber ist: an anderen sind es häufig gerade die imperfektionen, die mich ansprechen. ein klassisch schöner mann mag mir im magazin gefallen, in echt wähle ich dann den, wo keiner versteht, warum ich ihn schöner finde, als alle anderen, obwohl er womöglich vor keiner jury als adonis bestünde, aber mein inneres 10-punkte schild hochfährt in anbetracht der gesamtheit aus körper und geist. dann sehe ich auch die makel nicht mehr.
warum sollte es also umgekehrt so viel anders sein? ich mag das natürliche, ungekünstellte, unverstellte, den direkten blick auch in die abgründe, nicht nur die oberflächen - da hoff ich doch, auf ähnliche gegenüber zu treffen.
was soll ich sagen: da passieren dann so dinge, dass ausgerechnet der mann, der mit titten nix anfangen kann, diese unperfekten brüste der frau so interessant findet, dass er eine wandlung erfährt und plötzlich zum busenfreund wird. und frau denkt sich plötzlich, wie seltsam es doch ist, brüste erst abzulehnen, weil sie nicht gefallen könnten und wenn sie dann doch gefallen, plötzlich alles gar nicht mehr so dramatisch zu finden und ob es nicht eigentlich vielleicht ums "anderen gefallen" ging, bei all der unzufriedenheit und wie seltsam es eigentlich ist, sein todunglücklich sein aus fremden quellen, unbelegten noch dazu (hat ja nie jemand gesagt: "boah, sind deine titten scheiße!". ich denke nur, dass man das denken muss. sie passen eben nicht ins lifestylemagazin), zu speisen. und wie noch seltsamer es ist, dass all das drama und die seelenqual vergessen scheint, wenn dann jemand kommt und einem das ego streichelt und genau das toll findet, das man selber blöd findet und plötzlich findet man es gar nicht mehr so blöd.
nicht zuletzt deshalb seh ich all die operiererei eher kritisch. muss man sich selbstbewusstsein operativ zuführen? in fast jedem anderen lebensbereich ist mir relativ egal, was andere denken, hab ich nix dagegen, ein wenig gegen den strom zu schwimmen. aber wenn es ums äußere geht, gerade um die teile an mir, die nach din-norm nicht im bereich des massengeschmackes liegen, will ich plötzlich masse sein?
(davon ganz abgesehen frag ich mich immer, ob der schönheitsop-trend nicht auch sehr gesellschaftsspaltend wird, die, die es sich leisten können, schön zu sein und die, die es nicht können. und dann eben immer wieder die frage nach dem: warum strebt mein selbstbild beständig in die richtung des magazinkonfertfeis und -körpers sein wollen, während ich umgekehrt genau das sexuell nicht sehr anziehend finde?)
jedenfalls war mir neulich in der sauna so herzlich egal, wohin meine titten kippen. aber fragen sie mich in ein paar jahren nochmal, wie ich das seh. schwerkraft wirkt weiter. medien auch.