Mit
codierter Lyrik ging es mir schon immer so wie mit abstrakter Malerei und Zwölftonmusik. Ich erkenne die Aesthetik, eine kalte Ästhetik , die mich nicht berührt.
Aber ich habe einen uncodierten, zugleich ungereimten Versuch aus vor über 40 Jahren mal einem Forenbeitrag gegenübergestellt und die Reaktion war verblüffend. Der Forenbeitrag in Prosa wurde wohl kaum zur Kenntnis genommen, drei Seiten später (nicht im jc) lyrisch entfachte er eine ziemlich umfangreiche Diskussion. Ich bin bestenfalls Versuchslyriker, überlasse das gerne den Könnern, aber hier in diesem Rahmen zitiere ich das Beispiel:
Hoffnung - ein leeres Wort?
Hoffnung, die braucht der Mensch -
so sagt man,
Hoffnung oder den Strick.
Der Mensch
er hofft auf ewigen Frieden, auf Freiheit,
auf Gleichheit, ein besseres Leben.
Er hofft und lebt in Krieg, Unterdrückung, Not. –
Er lebt und ist gefesselt, denn er hofft.
Hoffnung, das ist der Strick!
Es gibt eine Lyrik für Anpacker, die damit ihr Geld zu Recht verdienen, vor denen ich großen Respekt habe: Librettisten/ Texter. Mir sind oft Texte begegnet, die nicht nur hohen lyrischen Wert haben, sondern eben auch die zusätzliche Schwierigkeit bewältigen, eins mit der Musik zu werden. Manchmal sind sie eindeutig sogar besser als die unterlegte Musik.