Der Umgang mit dem Thema "Ex-Partner"...
Hallo,
für mich und meinen Mann war dieses Thema zu Beginn unserer Partnerschaft vor 2 Jahren sehr wichtig, vielleicht gerade deshalb, weil wir damals beide noch verheiratet waren. Solange man sich noch nicht wirklich sicher war, ob der neue Partner sich für einen und damit gegen eine Fortsetzung der bestehenden Ehe entscheiden würde, war auch eine gewisse Eifersucht ggü. dem Noch-Ehepartner vorhanden.
Als wir dann geschieden waren, war es natürlich sehr wichtig und konnte auch gar nicht ausbleiben, daß jeder von uns sich mit dem Thema "Ex-Partner meines Mannes bzw. meiner Frau und wie gehe ich damit um?" auseinandersetzte.
Wir stellten beide übereinstimmend fest, daß wir zunächst noch auf den Ex-Mann bzw. die Ex-Frau eifersüchtig waren, dies sich jedoch sehr schnell verflüchtigte. Dies lag hauptsächlich daran, daß der Ex-Partner ja seine Defizite hatte und gerade deshalb hatten sich Emotionen abgebaut und aus genau diesem Grund konnten wir uns überhaupt erst ineinander verlieben.
Wir stellten im Gegenzug auch fest, daß sich gerade durch die Beziehung mit dem jeweiligen Ex-Partner Eigenschaften in uns entwickelt hatten, die für die neue Partnerschaft von großem Vorteil waren und sich wahrscheinlich nicht so entwickelt hätten, wenn es unsere jeweiligen Ex-Ehen nicht oder nicht in dieser Form gegeben hätte.
Hierzu zählen z. B. die Fähigkeit und Bereitschaft, Verantwortung für eine Beziehung und einen anderen Menschen zu übernehmen, die wir beide in unseren Ex-Ehen sehr stark entwickelt hatten aufgrund diverser "Schwachpunkte" unserer Ex-Partner.
Ebenso gehört dazu die Eigenschaft der Kompromißfähigkeit und -bereitschaft, die ja ein Single häufig nicht hat, weil es in seinem Privatleben bisher nur um ihn/sie ging und seine Interessen im Mittelpunkt standen.
Zusätzlich kommt noch die Eigenschaft der Toleranz und des Verständnisses für den anderen hinzu. Man sieht nicht nur sich selbst und seine Eigenschaften als das einzig Wahre und Richtige, sondern hat durch die Ex-Ehe und die konstruktive Auseinandersetzung mit dem Partner auch gelernt, daß Menschen eben verschiedenartig sind. Will man eine Partnerschaft leben, gehört hierzu eben auch die konstruktive Beschäftigung mit dem Wesen des Partners und ggf. eben auch die Toleranz, ihn in seinen Eigenschaften so zu akzeptieren, wie er ist. Dies hatten sowohl mein Mann als auch ich in unseren Ex-Ehen gelernt, da wir und unsere jeweiligen Ex-Ehepartner vom Wesen her sehr verschieden waren und wir unsere Ehen gar nicht so lange hätten leben können, wenn wir nicht bereit gewesen wären, sehr viel Toleranz und Kompromißbereitschaft ggü. unseren Ex-Partnern aufzubringen.
Mein Mann und ich konnten in langen Gesprächen herausarbeiten, daß gerade unsere Ex-Ehen viele Eigenschaften in uns hervorgebracht hatten, die uns eine große Hilfe waren im Bezug auf unsere neue Beziehung. Insofern waren wir unseren Ex-Partnern quasi auch irgendwie dankbar, denn durch sie hatten wir schon viele nützliche Eigenschaften erworben, die unserer neuen Ehe sehr stark zugute kamen. Hätten wir diese Eigenschaften noch nicht gehabt, hätten wir sie erst in unserer Partnerschaft entwickeln müssen und das hätte unsere Partnerschaft doch erheblich belastet bzw. sie wäre nicht von vorneherein von so hoher Qualität gewesen. Insofern hat eine Ex-Ehe bzw. Ex-Beziehungen und die damit verbundenen Personen doch auch immer positive Auswirkungen auf einen Menschen und damit dann wieder auf die darauf folgende(n) Partnerschaften dieses Menschen. Umgekehrt gilt dies natürlich auch, d. h. die negativen Erfahrungen und Erlebnisse eines Menschen in seinen Partnerschaften beeinträchtigen u. U. auch die darauffolgenden Partnerschaften und die in einer Partnerschaft entwickelten negativen Eigenschaften eines Menschen beeinträchtigen auch die neuen Partnerschaften und müssen erst mühsam wieder abgelegt werden.
Die Eifersucht verschwand letztlich bei meinem Mann und mir auch dadurch, daß wir mit unseren Ex-Partnern keinen Kontakt mehr hatten. Dies ergab sich einerseits durch Ortswechsel bzw. der Tatsache, mit dem Ex-Partner "nichts mehr anfangen zu können" und andererseits durch die Tatsache des zerstörten Vertrauens durch Fehlverhalten der Ex-Partner in der Ehe und während des Trennungsprozesses und des daraus folgenden Gefühls "mit dem Partner nichts mehr zu tun haben zu wollen".
Wäre es anders gekommen und wir hätten beide (oder auch nur einer von uns) noch längerfristig eine freundschaftliche Beziehung mit dem Ex-Partner aufrechterhalten, so hätte dies wahrscheinlich auch zu einem dauerhaften Eifersuchtsproblem zwischen uns geführt. Man suggeriert sich zwar einerseits, daß der Ex-Partner des Anderen ja wohl Fehler und Schwächen hatte, aufgrund derer sich dann auch die Emotionen in der damaligen Ehe abgekühlt haben, aber andererseits wäre immer die Angst mitgeschwungen, daß abgekühlte Emotionen sich ja immer wieder beleben könnten, speziell dann, wenn in der neuen Ehe mal eine Krise eintritt.
Hätte mein Mann dauerhaft mit seiner Ex-Frau eine freundschaftliche Beziehung gepflegt, hätte dies nachhaltig unsere neue Ehe gestört. Ich hätte immer das Gefühl gehabt, ihn quasi noch mit seiner Ex-Frau "teilen" zu müssen. In einer Partnerschaft bzw. Ehe habe ich diesbezüglich aber einen Wunsch nach Ausschließlichkeit und dieser läßt sich nicht unter einen Hut bringen mit dem noch bestehenden Kontakt zur Ex-Frau. Selbst wenn ich bei den Kontakten bzw. Treffen mit der Ex-Frau anwesend wäre, wären diese trotzdem ein Störfaktor für die neue Ehe. Ich hätte diesen Kontakt zwar nicht verhindern können, denn eine jahrzehntelange Ehe, die z. B. freundschaftlich und unter Bewahrung des gegenseitigen Vertrauens und Respekts aufgelöst wird, schafft ja doch auch eine u. U. lebenslange Verbindung, dies wird jedoch u. U. eine neue Partnerschaft immens belasten. Ich hätte diesen Kontakt zur Ex-Frau wie gesagt notgedrungen akzeptieren müssen, aber die Beziehung zwischen mir und meinem Mann wäre nie so tief, so vertrauensvoll und so offen geworden, wie es jetzt der Fall ist. Ich wäre immer einen Tick reservierter geblieben, hätte immer im Hinterkopf das Risiko einkalkuliert (und wenn es auch noch so verschwindend gering ist), daß sich zwischen ihm und seiner Ex-Frau alte Gefühle doch wieder beleben und er letztlich doch noch zu ihr zurückkehrt. Dadurch, daß in seinem Fall das Vertrauen in seine Ex-Frau durch ihr Fehlverhalten während der Trennungszeit zerstört war und er deshalb nicht mal mehr in der Lage war, eine wie auch immer geartete Freundschaft zu ihr aufrechtzuerhalten, waren diese Ängste völlig unbegründet und deshalb nicht vorhanden. Demzufolge war auch die Eifersucht auf die Ex-Frau völlig verschwunden.
Ich habe bereits häufiger von Partnerschaften gehört, bei denen die Ex-Partner angeblich zu den "besten" Freunden zählten. Bei einem näheren Blick hinter die Kulissen, konnte man dann aber doch recht schnell feststellen, wie geheuchelt da vieles doch war. Die Freundschaft zur Ex-Frau bzw. zum Ex-Mann saß dem neuen Partner wie ein Stachel im Fleisch und er bzw. sie tolerierte dies nur widerwillig, um dem neuen Partner einen Gefallen zu tun, um ihn bzw. sie nicht zu verärgern usw. Die Eifersucht zwischen Ex-Frau und neuer Frau bzw. Ex-Mann und neuem Mann stand immer im Raum, es wurde z. T. hinter dem Rücken des jeweils anderen gelästert, es wurden versteckte Bemerkungen fallen gelassen (so nach dem Motto "das hättest Du bei mir damals aber bekommen" oder "das hätte es bei mir damals nicht gegeben bzw. das wäre nicht vorgekommen", "das könntest Du auch besser haben" usw.). Besonders wenn der Ex-Partner Single ist und nicht das Glück einer neuen Partnerschaft gefunden hat, kann er die neue Beziehung immens stören. Er steht sozusagen immer in "Warte- oder "Hab-Acht-Position", immer als verständnisvoller Ansprechpartner zur Stelle, wenn der Ex-Partner Probleme in seiner neuen Beziehung hat und sich aussprechen will. Schnell kann es kann passieren, daß alte Gefühle wieder aufflammen. Und auch wenn dies nicht passiert, ist der Kontakt oder erst recht die Freundschaft zum Ex-Partner ein (Eifersuchts-)Risiko für die neue Partnerschaft.
Es mag die seltenen Fälle geben, in denen eine Freundschaft zwischen allen Beteiligten möglich ist (also das neue Paar mit jeweiligen Ex-Partnern und evtl. deren neuen Partnern, falls vorhanden). Dies halte ich jedoch für relativ schwierig. Wenn es denn gelingt, kann es u. U. sehr bereichernd sein (z. B. könnte die neue Partnerin von der Ex-Partnerin wertvolle Tipps zur Fehlervermeidung in der Ehe mit dem Mann bekommen). Dies setzt aber völligen Abbau jeglicher Art partnerschaftlicher Gefühle bzw. Liebe für den Ex-Partner voraus und auch jegliches Verhalten, das Eifersucht auslösen könnte. Hat also die Ex-Frau meines Mannes keinen neuen Partner, den sie liebt und hat u. U. noch immer Gefühle ggü. meinem Mann (ihrem Ex-Mann), da sie die Trennung von ihm nie vollständig überwunden hat und mein Mann und ich pflegen Kontakt zu seiner Ex-Frau, werde ich immer eifersüchtig sein, da die beschriebenen Umstände dies automatisch verursachen.
Hat die Ex-Frau jedoch einen neuen Partner, mit dem sie auch schon längere Zeit gefestigt zusammen ist und sie empfindet nachweislich keine Liebesgefühle mehr für meinen Mann (ihren Ex-Mann) bzw. war sie es sogar, die sich von ihrem Ex-Mann (meinem jetzigen Mann) seinerzeit getrennt hatte, weil sie ihn eben nicht mehr liebte, dann könnte ich mir u. U. vorstellen, keine Eifersuchtsgefühle ihr gegenüber zu empfinden bzw. freundschaftlichen Kontakt (allerdings nur als "Vierergruppe") zu pflegen.
Hinzu kommt natürlich immer noch das persönliche Verhalten der jeweiligen Ex-Partner. Versucht also die Ex-Frau meines Mannes bei einem Treffen ganz bewußt, mit ihm zu flirten oder mich zu reizen, schlechtzumachen o. ä., dann wäre ich natürlich eifersüchtig, denn dann sind ihre Absichten ja klar. Verhält sie sich hingegen sachlich, freundlich, höflich - eben so, wie sie sich jedem Freund/jeder Freundin gegenüber verhalten würde - dann läßt sich Eifersucht meinerseits dadurch minimieren oder im Idealfall sogar ganz ausschließen.
Zusammenfassend gesagt hängt die Frage nach Eifersucht ggü. dem Ex-Partner deshalb für mich von vielen Einzelfaktoren ab. Dazu zählen, z. B.:
• momentane Lebenssituation des Ex-Partners (ist er glücklich liiert oder Single)
• eigene momentane Lebenssituation (bin ich in einer Beziehungskrise oder ist die Beziehung gefestigt und glücklich)
• Verhaltensweise des Ex-Partners ggü. mir und meinem Partner (höflich, freundlich, sachlich oder flirtend ggü. meinem Partner bzw. unfreundlich/abwertend ggü. mir)
• Verhaltensweise meines Partners ggü. seinem Ex-Partner (sachlich, höflich, freundlich oder flirtend, vertraulich)
• Transparenz (bin ich in den Kontakt mit dem Ex-Partner einbezogen oder will mein Partner den Kontakt zu seinem Ex-Partner alleine pflegen, sozusagen "in Erinnerung alter Zeiten")
Dies ist keine abschließende Aufzählung, sondern es beschreibt die Faktoren, die mir spontan einfallen und am wichtigsten zu sein scheinen. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren und bin für Anregungen zu diesem Thema sehr dankbar.
Eifersucht ggü. dem Ex-Partner kann zu einem ernsthaften Problem und zu einer großen Belastungsprobe für eine Partnerschaft werden. Ich selbst habe vor zwei Jahren, als ich meinen jetzigen Mann kennenlernte, befürchtet, daß genau dieses Problem für den Rest meines Lebens auf mich zukommen würde. Die Entwicklung der Situation hat es mit sich gebracht, daß dieser Kelch quasi an mir vorübergegangen ist. Hierfür bin ich sehr dankbar bzw. ich bin sehr froh, daß unsere Ex-Partner heute keine wirkliche Rolle mehr in unserem Leben spielen und dadurch unsere Ehe - auch nicht indirekt - stören können. Ich denke, dies ist das beste, was einem in Bezug auf das Problem "Eifersucht ggü. dem Ex-Partner" in einer neuen Partnerschaft passieren kann.
Liebe Grüße,
Michaela