Scallawags kleiner Literaturzirkel
Ja, liebe Leser und Leserinnen, kommen wir nun zum Thema des heutigen Abends, einem klassischen Fall von "Ambivalenz der Schreibkunst" Über diesem Artikel sehen wir den Artikel der für die Diskussion dieses Themas heute Abend mehr als hervorragend geeignet ist. Schon der Titel weckt Interesse, durch den Ausruck einer primitiven, aber doch so wichtigen Emotion:
Angst
jetzt versteh ich die Frage
Einleitender Satz, der Autor lässt den Erzähler als reflektierten Menschen erscheinen.
Du bist Callgirl
Gut, ahem, den anderen Leserinnen und Lesern vor der Argumentation noch einmal die Fakten ins Gedächtnis zu rufen.
hast ANGST
Nachsatz zu den Fakten, oder einletende plakativ provoziernde These der folgenden Erörterung:
vor einen Orgasmus???
Der Autor lässt den Leser in einer gewissen Unklarheit, ob es sich um einen Nachsatz zur These handelt, oder um eine innere Reflektion. Die Trennung der Halbsätze durch Zeilenumbrüche ohne Satzzeichen verstärken diesen Effekt noch.
du kannst doch keine Gefühle haben als Nute
Die Frage, die durch den Wegfall der Satzzeichen einen Abgeschwächten, zusätzlichen behauptenden Tonus erhält, treibt die Gedanken des Lesers weiter geschickt in ambivalente Richtungen. Durch die positive Selbstdarstellung als reflektierter Schreiber im einleitenden Satz kommt noch eine Interpretation vor dem Hintergrund einer ironischen Grundhaltung in Frage. Gleichzeitig wiederspricht die orthografische Anlage des Satzes (
Nute) doch dem semantischen. Der herrische Satzbau, mit vorangestelltem Personalpronomen und hartem Präsens, presst den Satz nahezu auf eine Spannung, die durch das unpassede Ende in eine kraftraubend verzweifelte Grundstimmung katalysiert wird.
Wie ein Keim auf den Nährboden trifft diese mühevoll gebildete Grundstimmung am Ende des Textes auf das furiose Finale:
da hättest Du eher überlegen müssen,naja wenns juckt,ihr wollt f... und das mit dem Einverständigung mit der Welt,wahrscheinlich plagt Euch doch das Gewissen.
Die Worte, die nun massiv durch Satzzeichen zerhackt erscheinen, dennoch in einem Fluß niedergeschrieben sind, das ähstetisch verwirrende Spiel mit der Groß- und Kleinschreibung, nur noch übertroffen von dem verwirrenden Wechsel der Pronomen. Grandios lassen die offenen Halbsätze die Gedanken des Lesers wirbeln wie ein Tornado durch eine Scheune, um dann, mit dem letzten Halbsatz ein gedankliches Trümmerfeld zu hinterlassen, mit der Macht, den Leser noch Stunden reflektieren zu lassen, über die Fragen welches Gewissen angesprochen wurde, ob dabei ein persönlicher Bezug zu suchen ist, oder das ganze als eine verallgemeinerte Reflektion des Erzählers zu sehen war.
Ich freue mich, liebe Leserin, lieber Leser, unseren literarischen Zirkel für heute abzuschließen, und hoffe, sie bei der nächsten Artikeldiskussion wieder so zahlreich begrüßen zu dürfen.
literaturkritische Grüße
ihr Scallawag