Genesis, Part II
Nach der Idee folgt die Tat.
Weil ich nicht wie ein Maler, Grafiker oder andere Künstler der darstellenden Gilde einfach ein bereit begonnes Werk übermalen kann, oder ein neues Blatt beginne, muss ich vor Arbeitsbeginn genau wissen, wie der Rohling meiner Arbeiten aussehen soll, wie er die grösste Wirkung hat.
Mein Ziel ist es immer, einen Bezug zwischen innerer und äußerer Form herzustellen, bzw. dass sich die Form der Darstellung anpasst.
Aber auch hier gilt wie bei der späteren Arbeit, dass nichts in Stein gemeißelt (in Glas geschliffen) ist, solange ich nicht zufrieden bin.
So ist schon mancher Rohling in der Scherbentonne gelandet, weil ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden oder mir während der Arbeit etwas besseres eingefallen war.
Der Rohling ...
Gerade Kanten lasse ich generell einen Automaten schleifen.
Nur geschwungene, einfache Kurven schneide ich mir als grobe Form aus Dickglas (8 bis 19 mm), kompliziertere werden in der CNC programmiert und das Ausfräsen erledigt der Blechkollege.
Hier als Beispiel die Skizze mit dem Umriss zur Arbeit
"Gefesselte Jeans"
© 2013 by GlasArt
Schneide und breche ich die Form des Rohlings freihändig, lasse ich sie so grob, dass ich die scharfen unregelmäßigen Bruchkanten noch sauber nachbearbeiten kann, ohne dass Macken in den Kanten zurück bleiben.
© 2013 by GlasArt
Anschließend wird die Außenform durch freihändiges Beschleifen auf "Maß" gebracht, wobei ich nicht auf die Genauigkeit in Millimeter achte, sondern nur darauf, dass die Kontur harmonisch verläuft und keine Absätze oder ungewollte Kanten in der fließenden Form vorhanden sind.
Durch die verwendeten Diamant- oder grobkörnigen Schleifscheiben wird die Oberfläche rauh, matt und damit völlig undurchsichtig.
© 2013 by GlasArt
Ich liebe es, Kurven zu betonen. Deshalb versehe ich sie hin und wieder mit kippenden Facetten (gerade Facetten kennt bestimmt jeder von Spiegeln etc.).
Für diese im Beispiel hatte ich zig Versuche gebraucht, bis die Feinmotorik so in meinem Kopf "programmiert" war, dass sie gleichmäßig kippt und absolut plan und nicht in sich gewölbt ist.
© 2013 by GlasArt
Wenn alles passt, kommt der aufwendigste Teil; diese matten Kanten müssen so weiter bearbeitet werden, dass sie zum Schluss wieder hochglänzend sind.
Feinschliff mit einem sehr feinkörnigen Kunst- oder Naturstein und viele, viele Polituren mit verschiedenen Poliermitteln, Holz-, Kork- und Filzscheiben ebnen die kleinsten Rauhheiten und Ungleichmäßigkeiten dann soweit ein, dass eine brilliante und spiegelnde Kante entsteht, die einen höheren Glanz aufweist, als die ebene Fläche des Rohlings.
Durch diese Kanten tritt das Licht ins Glas ein und erst dadurch kommen die plastischen Effekte richtig zur Wirkung und ich kann mit der Lichtbrechung oder Transparenz des Glases spielen.
© 2013 by GlasArt
Für einen so gearbeiteten Rohling stehen zwischen drei und acht Arbeitstunden zu Buche und das erklärt vielleicht, weshalb ich mir vor Arbeitsbeginn Gedanken machen und ihn planen muss.
UND wenn ich dann zufrieden mit meiner Arbeit bin, kommt erst die eigentliche Arbeit, das Hauptmotiv.
... aber das ist wieder ein neues Kapitel
Euch allen ein wunderschönes WE
vom GlasArt
PS. Hin und wieder findet auch mal ein gekühlter Glasbrocken den Weg zu mir.
Fällt mir dazu spontan etwas ein, wird er vollplastisch bearbeitet, wenn die Idee auf sich warten lässt, steht er im Regal und ich erfreue mich einfach am Lichtspiel in seinem Inneren und an der "optischen Tiefe" des Glases....
© 2013 by GlasArt