Wenn ich dem anderen also "MEINE" Meinung sagen möchte, dann muss ich mich vorher davon überzeugen das ich auch damit Erfolg haben kann.
... will man, wenn man jemandem seine Meinung sagt, denjenigen immer davon überzeugen? Also ich nicht. Vielmehr geht es mir auch darum, dass mein Gegenüber meine Meinung kennt. Wie er dann damit umgeht, ob er für sich selbst nachdenkt, seine Meinung evtl. ändert oder andererseits versucht, mit mir ins Gespräch über unsere eben dann verschiedenen Meinungen zu kommen, liegt wohl an jedem selbst.
Es gibt ja Menschen, die haben irgendwie keine Meinung und "äffen" alles nach, was andere sagen oder tun - für diese werden dann wohl manche Wahrheiten zu Lügen und umgekehrt - wer kennt sich da denn noch aus
Aber mal ernsthaft - Hier geht es ja nicht um irgendwelche kleinen Notlügen, die man sich vielleicht mal einfallen lässt, weil man z.B. mal wieder zu spät kommt und nicht sagen möchte, dass man sich nicht entscheiden konnte, ob man nun lieber das schwarze oder das rote Kleid anzieht, ob nun die oder die Schuhe passender wären usw.
Vielmehr geht es ja darum, einen Freund oder Partner vorsätzlich zu belügen oder etwas zu verschweigen, weil der andere sich auf den Schlips getreten fühlen könnte.
Na also bitte - wenn ich meiner besten Freundin nicht mehr sagen kann, was mir auffällt und ich nicht in Ordnung finde und sie dann einen auf beleidigt macht - also dann hätte das für mich auch keinen Wert. Im Gegenzug erwarte ich dies von ihr aber auch - doch kritikfähig ist ja auch nicht jeder.
Genauso halte ich es in einer Partnerschaft aber auch - Karten offen auf den Tisch - selbst wenn es in dem Moment noch so weh tut. Alles andere ist eben Betrug - dem Partner oder sich selbst gegenüber. Wer damit leben kann und will - bitte - ich würde es nicht wollen.
Natürlich kann man sein Gegenüber auch in Watte packen, weil man vielleicht meint, er könnte die Wahrheit nicht (v)ertragen, doch wer bitte schön kann das beurteilen und wer vermag zu wissen, das es sich mit der Lüge besser lebt? Lügen holen einen immer wieder ein - früher oder später - egal ob man derjenige ist, der die Unwahrheit spricht oder die Wahrheit verschweigt oder derjenige, der belogen wird.
Fazit: Eigentlich müsste jedem, der Wert darauf legt, das sein Leben Wert hat/ wertvoll ist, daran gelegen sein, die Wahrheit zu sprechen und Wahrheit zu erfahren - Das Leben ist nun mal kein Ponyhof - und erst die täglichen Herausforderungen, die kleinen und großen Unstimmigkeiten, gepaart mit dem Erfolg, diese zu meistern und evtl. einen Konsenz zu finden, machen das Leben doch interessant, prickelnd - eben lebenswert
Menschen, die in der Lage sind, ihre Meinung zu äussern, sie zu vertreten, auch mal zu ändern und die Meinung anderer zu hören, zu akzeptieren oder zu ertragen: wahrhafte starke Charaktere!
Luanne