Sapiosexualität

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist Intelligenz im Lastenheft "Sapiosexueller" ein Kriterium mit Vorrang vor physischen Vorlieben.
Keinen Bock auf im Gesamtüberblick Benachteiligte zu haben ist ja schon nochmal was anderes als beim Erleben bestimmter Ausprägungen von Intelligenz in Erregungszustände zu geraten, oder?

Das, was du meinst, ist eine Beziehung. Und dass eine Partnerschaft verschiedene Gestaltungsformen haben kann, tut insofern etwas zur Sache, wenn du die Begriffe durcheinander wirfst, wie es dir gefällt. Siehe hier: Sapiosexualität


Mir scheint mit jeder Antwort, dass das aus deiner Sicht nur für andere, aber nicht für dich selbst gilt.

Nevermind.

Mir ist komplett klar, dass Text, Mail, etc. pp. einen unmittelbar berühren können und sogar "Geistesverwandschaft" vermuten lassen können.
Und auch "Chat" und sogar "Telefonat" können wunderbar passen.

Nevertheless, - ich bezweifele, dass das allein reicht.

Ich vermute mithin ziemlich stark, dass man sich auch! gern anschauen mögen muss.

Mich erinnert dieser Thread an eine lange zurückliegende "Dating-Situation", bei der man via Mail, Chat und Telefonat schon sehr auf einer Wellenlänge funkte.
Und der real-life-Kontakt denn doch von Ernüchterung geprägt war.

Nur so als Input
Lg
Gernot

gibt es genauso wie die anhaltende Begeisterung. Seit ich sapiosexuell bin, um das Wort aufzugreifen, gab es bei mir noch keinen Flop, ganz im Gegenteil. Allerdings schwang immer auch die Seele mit.

Ich hatte schon Mail- und Telefonkontakte, die sehr viel versprechend waren (sapio-mäßig) und dann erwies sich der Typ beim Treffen doch als Blindgänger. Auch im Sapio-Bereich...

Also, vielleicht ist reine Sapio-Zentriertheit bei der sexuellen Anziehung ebenso wenig zuverlässig, wie eine reine Konzentration auf das Aussehen.

Wie nennt man Leute, für die das "Gesamtpaket" wichtig ist für die sexuelle Anziehung ?

Normal


Das ist aber weniger ein Problem der Sapiosexualität. Das hat oft mit eigenen Projektionen zu tun(halte ich auch bei mir für möglich) und damit, daß bei ersten Dates gerne mal die Souveränität flöten geht und Menschen dort nicht immer einen Eindruck hinterlassen, der ihnen entspricht.

... gibt es dafür kein schickes lateinisches Fremdwort ?

Aber mal im Ernst:

Die Projektion und die von Dir angesprochene eventuell fehlende Souveränität sind sicher ein Problem --- weshalb ich mich eben nicht nur auf die Intelligenz verlasse, wenn es um die Beurteilung eines Menschen geht.

Denn es gibt auch Leute, die mit hoher Intelligenz eine Weltanschauung vertreten, bei der es mich schüttelt ... nicht vor Leidenschaft.

Aber ich seh schon, ich kann mit "Sapiosexualität" nichts anfangen, also werde ich mal lieber schweigen, lesen und lernen.

"Normal" ist ein schickes lateinisches Fremdwort und bedeutet "dem Maßstab bzw. dem Winkelmaß entsprechend"

Dann wäre "sapiosexuell" gleichzeitig ein tolles Wort für das eher langweilige "normal", denn mal ehrlich, es ist doch nur eine Minderheit, die Unterbelichtetheit scharf finden würde. Könnte die Bedeutung nicht eher in eine die Augenhöhe überschreitende Richtung gehen, so dass Sapiosexuelle auf NOCH klügere Mensch fliegen, als sie es selbst bereits sind?


Es klingt in manchen Ohren bestimmt pervers. Phantasieanregend, was Sapiosexuelle miteinander treiben, wenn sie sich an den schwülen Orten ihrer unglaublichen Wollust treffen. Bibliotheken, CERN, Mensa... Vielleicht dürfen sie sich an CSD-Veranstaltungen beteiligen. Wenn ein Sapiosexueller die Straße entlangschreitet, zerren Mütter entsetzt ihre Kinder ins Haus.

Es geht m. E. nicht nur um IQ, sondern auch um EQ. Ohne die emotionale Intelligenz kann ich nämlich keine vernünftige Beziehung zu meinem Gegenüber aufbauen (Beziehung in diesem Kontext allgemein gemeint und nicht auf Sexualität reduziert!).

Mich macht kein Mensch an, der einfach nur viel Fachwissen hat. Das hat nahezu jeder von uns auf einem gewissen Gebiet, und zwar unabhängig von schulischer/beruflicher Bildung. Ich kann in meinen Fachbereichen auch stundenlang erzählen und klug klingen.

Die Mischung aus IQ und EQ macht es für mich. Jemand, der mit Worten umgehen kann, der die Nuancen und Subtilitäten in der Kommunikation versteht und anzuwenden weiß. Das macht die Attraktivität für mich aus. Das bedeutet aber nicht, dass Aussehen, Gepflegtheit o. ä. völlig nebensächlich ist. Es hat nur nicht die erste Stelle.

Vermutlich ist Sprachbegabung das virtuelle Pheromon im Netzzeitalter.

Aus meiner Sicht: Nein, das war schon lange davor so. Die guten alten Liebesbriefe...

Du hast Recht, aber das war nicht so inflationär wie heute.
Auf jeden Fall eignet sich das geschriebene Wort ganz gut um Interesse zu schüren.

Ich hatte schon Mail- und Telefonkontakte, die mir signalisierten, diese Person bloß nicht real kennen zu lernen. Aus Neugier habe ich mich doch dazu entschlossen, und dann erwies sich diese Frau als eine ganz andere als ich vermutet hatte. Auch im Sapio-Bereich, obwohl ich kurz vor dem Date auch noch Fotos von ihr sah, die mich auch gar nicht angesprochen hatten. Die angenehme Überraschung war in diesem Fall sogar auf beiden Seiten. Zugegeben ist das nicht die Regel.

Nicht selten, dass ich mit Menschen im nach hinein telefoniert habe, die sich weder gut ausdrücken noch ansprechend schreiben konnten. Die angenehme Überraschung war meinerseits sehr groß, als ich den anderen reden hörte. Genauso erwies sich auch schon der umgekehrte Fall. Die Vorstellung, dass ein Bestseller-Autor grundsätzlich so redet wie er schreibt, könnte sich als Irrtum erweisen ...

Das ist ein interessanter (neben)Aspekt. Ich habe mal eine Frau kennengelernt, in deren geschriebenen Texten fast etwas kindlich naives mitschwang, das ich schwer greifen konnte( nicht inhaltlich, eher was die Formulerungen betraf).

Real war das mental eine sehr erwachsene Frau, die unglaublich gut mit Worten umgehen kann und unüblich komplette Sätze spricht, mit einem bemerkenswerten Hang zur Variation.
Faszinierend, wie ich finde.
Das gibt's wohl in beiden Richtungen.

Das kann ich bestätigen. Erlebt habe ich noch viel extremere Beispiele.

Ich erlebe es immer wieder, dass, wenn mich Joyler persönlich kennenlernen, sie nach kurzer Zeit ganz verdutzt sagen:

"Du bist ja wirklich so, wie Du im Joy rüberkommst und siehst auch aus wie auf den Bildern....."

Letzteres gibt mir langsam wirklich zu denken.....

Neben der Sprachbegabung kenne ich auch den 'Logikkanal'. Damit meine ich die sexuell anziehende Wirkung einer klaren, logisch fundierten Argumentation. Das Thema ist dann fast egal [wobei... ].

Ich merke förmlich wie in dem Moment Optik- und andere Filter an Bedeutung abnehmen und ich an den Worten meines Gegenübers hänge und es schwierig wird gedanklich im Dialog zu bleiben. Ich erinnere mich da dunkel an die ein oder andere Begegnung mit Personen des Typus 'Sheldon Cooper' [sieht man von seiner patentierten Asexualität mal ab ;)) ].

Aber die anderen Kriterien gehen nicht auf 'Null'. Und je stärker das von mir wahrgenommene Intelligenzgefälle - wobei ich schon noch in der Lage sein muss gedanklich zu folgen - umso wahrscheinlicher finde ich die Person über diesen 'Kanal' anziehend, aber umso weniger käme sie für mich als potentieller Partner in Betracht.

Allerdings bin ich mit der Verkürzung Intelligenz=logisches Schlussfolgern schon ein wenig von dem Wortstamm 'sapiens' entfernt.


Zwischen geschriebener und gesprochener Sprache können Welten liegen.


Zusatz: Ich empfinde die Unschärfe des Begriffes 'Sapiens' bzw. die Definition über das Konstrukt Intelligenz als problematisch.

Ohne mir jetzt den ganzen pseudointellektuellen Sapio-Quark durchgelesen zu haben:

Gerade noch hab ich mich daran gewöhnt, dass ich metrosexuell und homosexuellverdächtig bin und jetzt soll ich auf einmal noch sapiosexuell sein, nur weil zwischen meinem Penis (Hirn des Mannes) und seinem Hirn jetzt auch noch irgendwo der Sapio-Dingens hängt?

Ist doch ganz normal, dass Hirnficken und Hirnwichsen Spass macht. Es gibt Tage (nicht heute) da möchte ich schon beim Weckerklingeln schon auf nüchternem Magen mit Richard Davis Precht darüber diskutieren, wer ich bin, und wenn ja wie viele ich bin. Wenn man mal von Sapios absieht, gibt es ja noch so viele, von denen ich ein bischen von etwas von allem bin. Manchmal könnt ich tagelang nur Arte und ZDF-Kultur schauen bis ich mich übergebe - aber es gibt auch Tage, da will ich einfach nur Ficken - unprätentios - animalisch - meinen Samen streuen - manchmal auch breit streuen.

Irgenwann - und da sind wir alle geleich, die wir noch einen Pillemann und eine Mumu haben ... und eine Restlibido - dann wollen wir vom Sapio zu Sex kommen - auf gut deutsch: einfach nur einen wegstecken.

Ja so ist das! Und ihr Sapios, sagt mir nicht, ihr schwitzt es euch durch die Rippen?!

Ich habe Zweifel, dass Menschen "immer" das sagen was sie auch denken. Meine Zweifel verstärken sich, wenn ich merke, dass ich etwas habe oder bin, dass der andere braucht oder will. Selbst wenn der andere gar kein Interesse an der eigenen Person hat, kann nicht jeder "immer" das sagen was er wirklich denkt.

die andere Seite

des Mondes schon gesehen? In diesem Fall also die des Betreffenden?

Mir wurde schon oft unfreiwillig bewiesen, dass ein Miteinander mit dieser Art Mensch sehr schwierig ist. Für Leute wie mich. Was ich an ihnen mag, ist, dass viele dank ihrer Befähigung gute Musiker sein können. Das Gute am Menschen ist, dass es nur ganz wenige Reine einer Art gibt, sondern Mischtypen, bei denen Anderes das hervorstechende Merkmal ergänzt.Das kann positiv wie negativ zu sehen sein. Schwierig wird es, wenn umwerfender Charme sapiosexuell daher kommt, aber ein Fiesling drin steckt.

>> "Sie sitzen auf meinem Fax" ..... "Was immer das ist, auf so was hab ich noch nie gesessen!" <<

Bildungstest: Wer weiß, wo´s herkommt?

Nichts geht über eine vernünftige Abwertung Aber wer weiß, vielleicht hat er sich das umgekehrt auch gedacht

Persönlich erspare ich mir zunehmend irgendwelchen "Chit-Chat", baut der im schlimmsten Fall irgendwelche unhaltbaren Illusionen auf. "Ich finde dein Profil interessant, gehen wir bei Gelegenheit'nen Kaffee trinken?" Mitunter dauert die Gelegenheit über ein Jahr, aber das ist okay.


Wer konzentriert sich denn allein auf die inneren Werte? Ich meine, ich dachte das mal von mir, bis ich feststellte: "Junge, eigentlich bist du ziemlich oberflächlich. Du erkennst auf den ersten Blick gottgleiche Elfenmädchen, die geheimnisvoll, mysteriös, unerreichbar, nymphoman und hochgradig intelligent sind und ein Nähe-Distanz-Problem haben."

Es ist ja nicht so als ließen sich aufgrund der äußeren Erscheinung/"Darstellung" keine Rückschlüsse auf die dahinterliegende Persönlichkeit ziehen. Sicherlich nicht immer zutreffend, aber als grobe Orientierung/Verortung und Vorselektionskriterium absolut ausreichend.

Ich glaube schlicht, dass eine sapiosexuelle Orientierung die menschliche Hülle nicht außen vor lässt, aber weniger "hart" bewertet. Dass (vermeintliche) körperliche Makel oder "Unzulänglichkeiten"... nicht nicht gesehen werden, aber nicht beziehungsweise anders bewertet werden. (Narben bei Frauen z.B.)

Ich möchte fast sagen, dass Männer es in der Hinsicht einfacher haben als Frauen. Nicht wenige intelligente Frauen haben mir erzählt, dass Männer sich von ihnen abgewendet haben, als sie mitbekommen haben, dass sie intelligent und hochgradig kompetent sind. Und die ein oder andere hochgradig intelligente Frau triggert auch bei mir manchmal immer noch das "Du bist nicht gut genug für sie"-Minderwertigkeitsgefühl. (Wobei das umgekehrt wohl auch vorkommen soll. Wobei das dann weniger mit der Intelligenz an sich als der umfassenden Lebensgeschichte/Persönlichkeitsentwicklung zu tun hat.)

"Pretty Woman", habe den Film meiner damaligen Frau zuliebe nicht gerade selten gesehen. Und wofür war's gut? Damit ich diesen Bildungstest bestehe! Puh!