Kaempferin hat das gut verstanden, was ich ausdrücken wollte.
Ein Swinger will tatsächlich Sex haben. Außergewöhnlich guten Sex, um es präzise zu beschreiben. DAS ist sein Ziel, wenn er einen Swingerclub oder eine Swingerparty oder ein privates Swingertreffen besucht. Ein Swinger ist ein Sex-Experte.
Woran ich mich ein wenig störe, ist beim Begriff "Notgeilheit" die "Not". Ein Swinger hat keinen Notstand. Ein Swinger weiß in der Regel, wie er an normalen, monogamen Schlafzimmer-dunkel-5min.-Sex kommt. Ihm fehlt die Quantität an Sex keineswegs, sondern er sucht eine andere Qualität.
Deshalb kann ein echter Swinger mit Aussagen von Paaren wie
"zur Not haben wir ja immer noch uns" nicht viel anfangen. Ja, natürlich ist das so, aber das ist für einen echten Swinger ein zähneknirschendes
"Leider haben wir niemand Passendes Anderes gefunden". Er möchte gerne tauschen, er möchte gerne weitere Personen in seine Sexualität einbeziehen.
Vielleicht sollte man Swingen mit Essen vergleichen:
Man kann für sich selbst kochen. Man kann für den Partner kochen. In der Regel schmeckt das, was man selbst kocht oder was einem gekocht wird, immer sehr gut!
Trotzdem gehen viele Leute gerne auswärts essen. In Restaurants, zu Freunden, als Erwachsene zu ihren Eltern. Auch dort kann es sehr gut schmecken. Manchmal sogar so gut, dass man zugeben muss, das man dies zu Hause nicht so gut hinbekommt. Das Auswärts essen steht für den außergewöhnlichen Sex beim Swingen.
Den Swingerclub kann man vielleicht mit einem All-Inclusive-Hotel oder irgendeinem großen Event mit Buffet vergleichen. Manche Leute gehen einmal zum Buffet und nehmen sich nur einen kleinen Happen. Manche Leute nehmen sich nur das, was sie kennen.
Der Swinger unter den Buffetgängern hingegen geht mehrmals, lädt sich den Teller wie zu einem Türmchen hoch, so dass die Leute schon abfällig mit dem Kopf schütteln und sich von ihm wegdrehen. Als gebe es morgen nichts mehr zu essen. Swinger schämen sich dann auch immer ein wenig, sie wollen an sich nicht auffallen. Sie wollen nur alles ausprobieren, alles kosten, alles noch ein zweites Mal essen. Weil ihnen Essen einfach Spaß macht.
Swinger sind nämlich Genussmenschen. Quasi Gourmets in Sachen Sex und Essen. Deshalb gehört mittlerweile zu einem anständigen Swingerclub-Besuch auch ein großes Buffet dazu. Jeder erfolgreiche Swingerclub
muss mittlerweile ein gutes Buffet haben, weil Genießen im Charakter eines Swingers einfach drinsteckt.
Da jedoch Eigenverständnis und Fremdverständnis des Genussmenschen manchmal unterschiedlich wahrgenommen werden, muss der Swinger sich u.U. für seine große Lust auf häufigen Sex und reichhaltiges Essen rechtfertigen. Man wirft ihm vor, dass er zu viel genießt, dass er es übertreibt, dass ein Buffet-Besuch nichts mit Genuss zu tun hat.
Solche Vorwürfe hört der Swinger nicht gerne, deshalb sagt er, damit er seine Ruhe hat:
Nein, so bin ich überhaupt nicht!!!
...und heimlich schleicht er trotzdem noch ein viertes Mal zum Buffet. Heimlich träumt der Swinger ständig davon, dass der nächste Clubbesuch noch ausschweifender wird. Noch mehr fremde Haut, noch ausgefallener.
Und um den Vergleich mit dem Essen abzuschließen: Auch wenn ein Swinger gerne auswärts isst, kehrt er immer wieder gerne nach Hause zurück und kocht für sich/den Partner. Nur auswärts zu essen ist für einen echten Swinger keine Alternative. Das Auswärts essen ist nur eine Ergänzung zum normalen Essen. Es wird das selbst kochen und bekocht werden nie komplett ersetzen.