@ trigon:
Ich käme auch nicht in einen Swinger-Alltags-Konflikt, weil es mich nicht juckt, was andere dazu sagen, und weil ich als Single nichts abstimmen muss, und weil meine Kinder erwachsen sind. Zudem neige ich in Genussdingen nicht zur Maßlosigkeit, so dass der Wunsch nach "immer mehr" sich in Grenzen hält.
Das dachte ich am meinem Beginn des Swingens auch, aber man verändert sich nach 10 Jahren in der Szene automatisch.
Obwohl Swinger sehr abenteuerlustig und experimentierfreudig auf eine gewisse Weise sind, sind sie auf der anderen Seite sehr werteverbunden. Du wirst keinen überzeugten Swinger in der Szene finden, zumindest in der Clubszene, die ich kenne, der sich nicht eine glückliche Partnerschaft wünscht. Swinger sind keine anderen Menschen, nur weil sie andere sexuelle Vorlieben haben. Im Alltag haben sie gerne eigene Kinder, ein eigenes Haus, ein gutes Auto, mögen gute Backrezepte - dieses ganze, normale, durchschnittliche Leben.
Vielleicht haben Swinger einen gewissen Hang, es allen Recht machen zu wollen. Denn zum Swingen gehört zweifelslos sich abstimmen dazu. Das Swingermotto "Alles kann, nichts muss" ist kein Erfindung eines Individualisten, der nur auf seine Bedürfnisse achtet, sondern bedeutet: Wir einigen uns, wie wir den Sex gemeinsam praktizieren.
Ich rede zum Beispiel mit den Solofrauen, die ich im Swingerclub kennenlerne, welche sexuellen Spielarten sie mögen. Ich mag MMF eher weniger, lasse mich aber mit einer sympathischen Solodame und einem passenden sympathischen Soloherr durchaus darauf ein. Auch ich als Single stimme regelmäßig etwas im Swingerclub ab - das gehört einfach dazu.
@ Adam_Eve_NW:
Und nach wie vor glauben wir, dass nur Paare in einer stabilen Partnerschaft swingen können. Die anderen spielen mit (ist ja auch ok) swingen aber nicht.
Könnt ihr mir erklären, weshalb ihr diese Auffassung vertretet?
Stellt euch doch einmal vor, ihr seid ein Paar, welches gerne Sex mit einem zweiten Paar hat. Es ergeben sich mehr Spielmöglichkeiten durch zwei Personen mehr, die ihr in euer Liebesspiel miteinbeziehen könnt. Beiden Partnern macht diese sexuelle Praktik großen Spaß, niemand ist dazu überredet worden.
Nun trennt sich das Paar jedoch aus anderen privaten Gründen. Warum sollte die Lust auf diese sexuelle Spielart automatisch mit dem Beziehungsende erloschen sein??? Verlieren beide Personen dann den Swinger-Status und die Lust auf Swingen, weil sie sich getrennt haben? Ist das logisch?
@ ironrider:
Für mich hat das eben nichts mit Swingen zu tun, sondern dienen Paaren wie Business als Spielpartner um wünsche nach MMF/FFM etc. zu erfüllen.
Nicht umsonst hebt ja your_joker immer hervor, dass swingen erst bei mindestens drei Leuten anfängt. Also ein Soloherr der nur mit einer anderen Solodame Sex hat swingt nicht, selbst nach seiner auffassung.
Richtig.
Nur der Umkehrschluss, weil einige Singles nur Sex mit einer Person am Abend im Swingerclub haben, sind sie keine Swinger, ist nicht richtig. Es kommt darauf an, ob der Single sozialkompatibel ist.
Das heißt: Geht es ihm nur um seine eigene Lust oder ist er fähig sich abzustimmen, damit alle nachher befriedigt sind? Kann er also seine eigenen Bedürfnisse auch einmal zurückstellen, um jemand anderen glücklich zu machen?
An diesem Punkt sind wir wahrscheinlich vollkommen anderer Ansicht, ironrider. Ich kenne nämlich sehr viele Soloherren, die dazu problemlos fähig sind. Die passen zu deiner treffenden Beschreibung einiger Soloherren, die für mich auch wenig mit Swingern gemeinsam haben
gelangweilt am Bistrotisch oder Bar rumhängen und hin und wieder mal sich im Mattenbereich umsehen ob was für sie abfällt
nämlich nicht dazu! Die Soloherren, die ich als Swinger verstehe, unterhalten sich viel im Club. Einige davon sind manchmal in Begleitung im Club, manchmal auch nicht. Die Grenzen zwischen Paar und Single verschwimmen an der Stelle, weil es für den Abend in den vier Wänden eines Clubs keine Rolle mehr spielt. Erst am Ende, wenn alle wieder in der Umkleide stehen, kehren sie in ihre Alltagsrollen zurück.
@ Kaempferin:
Auch innerhalb des Swingerrahmens nehme ich Doppelmoral wahr: Z.B. war ich bei extrem homophoben Gesprächen bei einer Swingerparty dabei. Für sich selbst wird liberale, libertäre Sexualität - zumindest heimlich - als "normal" und in Ordnung definiert, für andere, die andere sexuelle Bedürfnisse haben, gilt dies nicht.
Ja, diesen Eindruck teile ich. Natürlich sollte man nicht verallgemeinern, nicht alle Swingern sind so. Aber eine gewisse Tendenz ist bei einigen Swingern definitiv vorhanden.
Bi unter Frauen ist erwünscht, Bi unter Männern ist für viele Swinger weiterhin undenkbar. Schwul und lesbisch zu sein, ist für Swinger dann noch einmal schwieriger zu verstehen, weil sie mit solchen Leuten überhaupt nichts anfangen können. Das sind quasi Spielverderber, die für den PT unerreichbar sind.
In der Tat wünschen sich Swinger gerne Toleranz für die freie Auslebung ihrer Sexualität, aber sie haben Probleme über den eigenen Tellerrand zu schauen, weil sie an sich relativ wert-konservative Menschen sind.