Nachdem
in einem anderen Fred dieses Thema gestreift wurde, muss ich mal meinen Senf abgeben.
Abgesehen davon, dass das Thema wohl polarisieren mag, verheddert man sich allzu oft in Begrifflichkeiten. Schubladendenken lehne ich zwar vehement ab, komme aber doch zu dem Schluss, dass es das Eine oder Andere Mal doch angebracht sein mag.
Als "Pseudo" sub oder Dom sehe ich eine ganz spezielle Sorte Mensch an. Die beiden von mir live erlebten Situationen sind echt und erlebt. Und ich denke, obschon "Pseudo" in mancherlei Hinsicht kränkend sein mag, bin ich doch so intolerant und benutze das Wort. Eben weil es zutrifft.
Es wurde am Beginn des Freds geschrieben, dass es kränkend sei gegenüber denjenigen, die eine spezielle oder nicht verständliche Form des BDSM leben. Richtig, aber diese für manche seltsamen Spielarten will und werde ich in keinster Weise werten, sondern nur darauf hinweisen: Es IST eine irgendwie geartete Form des BDSM. Geliebt und gelebt. Eben Neigung und Leidenschaft. Vielleicht verdeutliche ich es an den Situationen.
Ein Chat- Treffen in Köln. Eine junge Dame sitzt an unserem Tisch, überaus stolz ihr Lederarmband mit D - Haken präsentierend. Sie bekam quasi den Arm nicht wieder herunter, damit auch jeder sehen möge, sie sei "dabei"
Auf meine Frage, was denn diese stolze Zurschaustellung des ledernen Utensils bedeuten möge, antwortete sie mir sinngemäß, dass sie eine stolze sub sei und nicht leicht zu haben.
Hä??? Ich kenne viele Frauen aus der Szene, aber so eine verschwobelte Ansage hatte ich noch nicht gehört. Wir unterhielten uns eine ganze Weile und im Verlauf des Gespräches bemerkte ich sehr schnell, dass sie eher doch Neuling war. Wer alle sub- Stellungen des Wunibald auswendig kann, hat wohl eher kein erlebtes Wissen, sondern angelesenes.
Well, ich verabschiedete mich und widmete mich anderen Chattern. Gegen 3 Uhr morgens allerdings bekam ich, leicht angeschwipst an einer Ecke lehnend mit, wie ebendiese Dame ( um die Ecke stehend) ihrer besten Freundin erzählte, dass diese Masche mit dem Leder und dem blöden Devot-sein-Gelaber ebenso wenig zöge, wie letzen Monat auf dem CT.
Wenn DAS keine Pseudo-sub war, was denn dann? Und Respekt an alle Dom´s, die nicht wie ein Marschflugkörper drauf los sind
Das Zweite Beispiel bezieht sich auf ein Gespräch bei einem SM Stammtisch. Immerhin. Die junge, gut aussehende Dame hatte durchaus Erfahrung auf dem Gebiet. Im Gegensatz zu Frau Lederarmband konnte sie mir ne Menge erzählen. Auch über ihre zahlreichen Ex- Dom´s. Beim Nachpopeln kam ich dann doch noch dahinter. Sie suchte sich bewusst einen dominanten Partner. Ihr Leben als alleinerziehende Mutter die keinerlei familiäre Unterstützung bekam, die tagsüber arbeiten musste und die ihr Leben einfach nur zum Kotzen fand, war in der Tat wenig erbaulich. Was sie eigentlich suchte, war ein Mann, der ihr alle Sorgen abnahm. Einen Mann, dem sie ihre ganze Last aufbürden konnte und der ihr quasi alles abnahm. Im Gegenzug würde sie ihm ALLES bieten.
Aus meiner Sicht keine echte Neigung sondern der Verzweifelte Versuch, als lebenswerte Grundlage BDSM billigend und mit gestellter Leidenschaft in Kauf zu nehmen.
Auch das bezeichne ich bewusst als Pseudosub.
Fazit: Pseudosub als Begriff für eine/n "unten" spielende/n, der/die nicht dem Mainstream folgt ist beleidigend und ehrenrührig. Denn es gibt ja eine irgendwie gelebte Form des Oberbegriffes BDSM.
Das Fehlen der Neigung (zumindest) oder das bewusste Vortäuschen einer Form des BDSM allerdings bezeichne ich als Pseudo. Das gilt ebenso für das, was man gemeinhin als Dummdom oder Aldidom bezeichnet. BDSM als Masche oder Mode-erscheinung oder weil es gerade "in" ist, sich in Leder zu hüllen und so zu tun, als wäre man Gottes Geschenk an alle BDSMler, ist aus meiner Sicht Pseudo.
Irgendwelche Widersprüche? Sagt mir, wenn ich was Falsches schreibe, dann schreib ich was anderes
war nur Spaß
Im Ernst. "Adabeis" gibt es überall. Zum Glück sind viele leicht zu durchschauen, aber mein Zweites Beispiel hat mich echt Nerven gekostet. Eben weil sie bereits viele Erfahrungen gemacht hatte und mehr oder weniger tief in der Szene war. Aber eben aus Gründen, die nicht das Geringste mit Neigung zu tun hat.
Tom