Liebe & Egoismus = Feuer & Wasser
Irgendwie haben wir den Eindruck, dass in vielen Beiträgen Liebe und Charaktereigenschaften vermengt werden. Das ist zum einen auch nicht verwunderlich - leben beide doch in Co-Existenz zusammen - und zum anderen vermengen auch viele Beträge in der Literatur dies seit Alters her.Der Charakter eines Menschen ergibt sich nun mal aus seinen Bedürfnissen und den Strategien diese zu verwirklichen. Nun kommt eine weitere Komponente hinzu: Das Bedürfnis nach einem anderen Menschen. Und hier wird es kompliziert. Dieses Bedürfnis kann körperlich sein, oder geistiger Natur. Es ist ein Verlangen. Körperlich durch einen Trieb gesteuert und geistig aus der emotionalen Ebene. Während der körperliche Part eine Entspannung erleben kann, bleibt das geistige Verlangen auf der emotionalen Ebene. Sind wir zusammen, empfinden wir es als angenehm - sind wir getrennt, wollen wir wieder zusammen, um das angenehme Gefühl zurück zubekommen. Auf dieser Ebene siedelt sich dann die Liebe an. Sie kommt auch ohne körperliche Komponente zurecht. Nur "verkleidet" sich die körperliche Komponente leider gerne als "Liebe". Und hier liegt nun mal die Gefahr. Wird hier der Irrtum begangen, kommt es zu den größten Komplikationen.
Zurück zum Anfang. Kommt zur körperlichen Befriedigung auch noch ein Wohlfühlen in Gegenwart des Anderen - weil er/sie ein angenehmer Mensch ist, der die eigenen Bequemlichkeiten auch anderweitig befriedigt - kommt zusammen mit der z.B. egoistischen Charakteranlage ein Empfinden zustande, das derjenige in dem das stattfindet, annimmt, er liebe. Und er setzt das dann auch mit den Vorgaben seines Charakters (in vollem Glauben, er fühle und täte das richtige) um.
Nun wurde in vielen Beiträge aber auch schon klipp und klar gesagt, dass Liebe keinen Egoismus kennt. Und das ist richtig. Liebe kann nur ohne den Charakterzug des Egoismus existieren. Ansonsten ist sie per se keine Liebe. Und Egoismus ist etwas eigenes, das hat nichts mit Selbstschutz etc. zu tun und bedeutet auch keine Selbstaufgabe - es sei denn der Liebende rettet dadurch demjenigen, den er/sie liebt, das Leben.
Kurz: Liebe kann es nur ohne egoistische Charaktereigenschaften geben. Auch wenn all die Varianten gerne Basis - selbst berühmter - Romane sind. Aber was ist nicht alles Grundlage berühmter Romane........
Noch ein Wort zur "Selbstzerstörerischen Liebe". Wird die Liebe nicht erwidert, so ebbt sie nach einer Weile aufgrund von fehlender Nahrung wieder ab (Liebe will nun mal ständig genährt werden). Trifft nun diese Liebe auf ein egoistisches Charaktermerkmal, so "missbraucht" diese Eigenschaft dieses emotionale Verlangen. Die Nichterfüllung oder Zurückweisung wird als Niederlage eingestuft, die nicht hingenommen werden kann. Es werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um diese Niederlage in einen Erfolg umzusetzen. Der Schmerz, der hier empfunden wird ist kein Liebesschmerz - wie fälschlicherweise angenommen wird - es ist der Schmerz der Niederlage. Und hier beginnt der pathologische Bereich. Von diesem Punkt an ist Hilfe von außen gefragt. Am besten professionelle oder von Menschen die sich aus ihrer Veranlagung heraus gut auf diesen komplizierten Sachverhalt verstehen.