Ich mag meine Falten im Gesicht. Endlich sehe ich nicht mehr zu jung aus.
Die Kinder sagen "Sie", wenn sie mich auf der Straße nach der Uhrzeit fragen.
Ich kriege es endlich mal hin, halbwegs seriös zu wirken.
Meine Haare sind struppig, dünn und grau geworden - und irgendwie mag ich sie immernoch, fast noch mehr. Sie sind ein würdiger Schmuck geworden.
Wenn ich noch älter, steifer, grauer und faltiger werde, werde ich es irgendwann auch mal schaffen, zur Lebensfreude noch die Würde auszustrahlen. Vielleicht.
Übrigens arbeite ich in der Pflege. Wenn die Alten traurig sind, so auf mich angewiesen zu sein, dann tröste ich sie, wie klapprig und kaputt ich wohl mit 88 bin, und dass mich dann so ein junger kaugummischmatzender Schnösel schwungvoll aufn Pott schubst - dann lachen wir gemeinsam.
Nein, Alter ist keine Auflösung. Manchmal ist der Körper verfallen, der Geist verwirrt - aber der Kern des Menschen, seine Seele, seine Art - die bleibt. Wie ein Schatten, der sich erst langsam auflöst, nachdem der Körper schon fort ist.
Ich bin gespannt, was dann von mir bleibt. Vielleicht nichts? Dann ist es ja auch nicht schlimm.