Jugenderinnerung
Einer meiner besten Jugendfreunde war einer der Jungs, die sich die Mädels aussuchen konnten. Als wir uns in der 9. Klasse kennen lernten, hatte er eine feste Freundin, mit der er schon ein paar Jahre zusammen war. Ein wirklich ganz liebes und hübsches Mädchen. Drei oder vier Jahre später hatte sie sich von ihm getrennt. Mein Freund, der kein Kind von Traurigkeit war, hätte die Möglichkeit gehabt, die begehrtesten Frauen unseres Jahrgangs zu haben (und sicher hat er auch nichts anbrennen lassen), aber fest zusammen war er dann ausgerechnet mit jener, die zu den unattraktivsten der ganzen Schule gehörten: eher Quer- als Hochformat, mit breitem niederbayerischen Dialekt und behäbigem Habitus - so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was seine früherer Freundin war. Als ich ihn mal danach fragte, wieso er ausgerechnet mit ihr zusammen wäre, war sein Antwort, dass sie ihm halt leid täte, weil sich sonst niemand für sie interessieren würde. Er stimmte mir zwar zu, als ich ihm sagte, Mitleid könne doch wohl keine Basis einer Beziehung sein, aber sexuell wäre das für ihn kein Problem. Und auch, wenn ich es nicht verstehen konnte, war er dennoch einige Jahre mit ihr zusammen.