Hallo Giftzwerg!
Also im Prinzip würde ich schon mal dem, was manara bereits geschrieben hat zustimmen.
Die wichtigen Unterscheidungen zwischen den Therapieformen (die findest du auch im Telefonbuch) sind die Psychoanalyse, die Tiefenpsychologie und die Verhaltenstherapie (ja, ich find auch,dass sich das schrecklich anhört). Gesprächstherapie ist die Oberkategorie. (Gibt sonst ja noch ergänzende Therapieformen wie zB die Kunst, Bewegungs, Musik usw Therapie, beidenen in der Stunde eben nicht NUR geredet wird). Dann gibt es noch Gruppengesprächstherapien (in der die Betroffenen in einem Kreis sitzen und unter Aufsicht eines Psychotherapeuten gemeinsam über ihre Probleme reden) und Kurztherapien für Lebenskrisen.
In der Verhaltenstherapie steht sehr das Aktivwerden des Patienten im Vordergrund, nach dem Motto "So, probierst jetzt tatsächlich das und das mal umzusetzen, in der Situation so und so zu handeln, und in der nächsten Stundesprechen wir darüber, wie's war, wie es sich für dich angefühlt hat..." Denke nicht das richtige für dich.
Die Tiefenpsychologische Therapie ist das Mittelding zwischen der Verhaltenstherapie und der Analyse. Man trifft sich jede oder auch jede zweite Woche und spricht mit dem Therapeuten über seine Sorgen, Ängste usw. Es geht hier jedoch NICHT primär darum, dass du verstehst,WOHER jetzt deine Probleme GENAU kommen,sondern vielmehr einfach darum,dass Du einen Anlaufpunkt hast, wo Du all das ansprechen kannst,was dich GERADE bewegt, und wo Du Hifestellung bekommst,mit dem, was gerade ansteht besser klar zu kommen. Viel mehr ist bei max einer Stunde proWoche nicht drin.
Die Analyse, wie schon gesagt, geht in der Regel über 3 Jahre bei 3-4 Sitzungen à 50 min pro Woche. Keine Angst! (-; Es beruht zwar nooch immer auf der Freudschen Grundtheorie, aber der Patient hat inzwischen schon Mitspracherecht, und über sein Sexualleben und sexuellen Phantasien (es sei denn man wünscht dies) würd man auch nicht mehr ausgefragt.(-; Im Mittelpunkt des Interesses steht das Unterbewusste. Der Patient liegt auf der Couch, schräg hinter ihm sitzt der Therapeut und macht sich wenn nötig Notizen (ja, es ist genau so, wie man sich das vorstellt...(-; ). In jeder Sitzung erzählt der Patient dann frei, was ihn gerade bewegt. Hat der Therapeut zu dem Gesagten einen Gedanken oder eine Frage, hakt er ein. Darüber hinausgehend dem Patienten zu helfen, den Alltag zu bewältigen, geht es allerdings auch darum, die unterbewussten Gründe für bestimmte Ängste oder Verhaltensweisen aufzudecken, welche in der Regel schon in der frühen Kindheit zu finden sind und auch viel mit der Beziehung zu den eigenen Eltern zu tun hat. Nur wer wer seine Probleme wirklich begreifft, kann ihnen auch auf lange Sicht Herr werden...
Welche Form der Therapie für wen am geeignetsten ist,hängt von der Person ab. Wenn man das Gefühl hat (man sollte jedoch ehrlich zu sich sein, was zugegebenerweise nicht immer ganz einfach ist), dass man eigentlich sonst in/mit seinem Leben immer mehr oder weniger ganz gut klar gekommen ist, aber einfach grad inner Lebenskrise steckt und nach einer Zeit des "Wiederaufpeppelns" auch wieder ganz gut alleinklar kommt, dann "reicht"durchaus ne Tiefenpsychologische Therapie oder auch ne Kurzzeittherapie. Ist dies nicht der Fall (Signal dafür sind in der Regel Depressionen), dann ist die Analyse angebrachter. Ob es wirklich nötig oder auch möglich ist (bereits verdrängte Traumata hochzuholen kann in Extremfällen bei sehr kranken Patienten zum Tod führen, gab's alles schon; es gibt Fälle,da ist es besser, inder Vergangenheit nicht allzu sehr mehr rumzubohren) entscheiden letztendlich beide zusammen.
UND: Ganz wichtig! Mehr noch als bei weniger intensiven Psychotherapien : man muss es WIRKLICH wollen (solange man meint,es auch anders schaffen zu können,brauch man erst garnicht damit anfangen), es geht nämlich ans Eingemachte und hat auch nicht selten damit zu tun sich Sachen einzugestehen zu müssen, die man sich nur sehr ungern eingesteht...
In jedem Fall finde ich total scheisse, dass der Kerl (niocht mal auf Deinen Wunsch hin) dir einfach starke Drogen in die Hand gedrückt und dir besser noch von ner vernünftigen Seelenhilfe abgeraten hat! Finds echt unmöglich, wie freigiebig viele Ärzte Psychopharmaka aus der Hand geben (n Titel ist leider auch nicht immer n Garant für Qualität). Ne Freundin von mir auch: geht zu nem fremden Arzt, der sie noch nie zuvor gesehen hat, und schon hat sie das Zeug in der Tasche...Die Nebenwirkungen sind ja häufig auch nicht zu verachten...
Klar gibt es Fälle, da geht es nicht ohne. (Im Notfall kann man ja auch begleitend noch n bisschen was nehmen) Aber dir nach 15 Monaten des dich Quälens (auch wenn ich nicht weiss, wie deutlich du ihm das geäussert hast), dich einfach mit n paar Pillen wieder vor die Tür zu setzen, würd ich schon fast unterlassene Hilfeleistung nennen. (Schokolade hebt den Serotoninspiegel auch, aber hilft es Problem zu lösen?)
Frag einfach mal rum, ob dir jemand jemanden empfehlen kann! Oder halt die gelben Seiten.Aber Vorsicht! Seine Dienste in der Rubrik anbieten, kann fast jeder. An nen Fuscher zu geraten, es geht ja echt ans Eingemachte, kann fatale Folgen haben! (Besonders bei der Analyse!) Es lohnt sich schon auf Namenszusätze, Titel oder auch Zertifikate (weiss jetzt die Abkürzungen nicht genau) zu achten. Es gibt auch Listen mit eingetragenen Psychotherapeuten, die kriegst du bei deinem Hausarzt, Krankenkasse oder auch dem Verband der Psychotherapeuten/Analytiker. Wenn du n paar Nummern gesmmelt hast, ruf doch sonst einfach mal an. Am WE oder in den ersten 50 min der vollen Stunde sind meist die Anrufbeantworter an, da kannst du schon mal antesten, ob du die Stimme angenehm findest...
Soweit ich informiert bin hat jeder Kassenpatient (und die meisten privaten glaube ich auch) pro Jahr Anspruch auf mindestens 5 bezahlte psychotherapeutische Probestunden. Danach entscheiden dann Therapeut und Patient, ob und welche Therapie Sinn macht. Wie viele Stunden bezahlt werden, wenn man noch einen 2., 3.oder auch 4. Therapeuten ausprobieren möchte, am besten nachfragen. Wider Erwarten sind die öffentlichen Kassen im Bereich der Psychotherapie (von bestimmten Einschränkung bezüglich der Therapeutenwahl einmal abgesehen) sogar in der Regel um einiges unkomplizierter als die Privaten...
Aber kannst Du eh selber am besten einschätzen, wie sehr und intensiv du jetzt Hilfe brauchst. Trauergruppen sind sicherlich (oder auch zusätzlich) auch hilfreich.
Eine Sache die es sonst noch gibt sind Kliniken für Psychosomatik ( ungleich Psychatrie!). Man geht dort ein paar Wochen hin ( unter 4 lohnt sich nicht), und wird dort (mit eigenem Gestaltungsspielraum) sowohl seelisch als auch körperlich wieder aufgepeppelt. Ich war vor 2 Jahren mal in so einer weil nix mehr ging, echt keine schlechte Sache. Die meisten Leute dort waren Lehrer mit Burnout...Eine Frau war 2 Monate dort. Um nach der langen Pflege ihres Mannes Trauerarbeit zu leisten und wieder zu Kräften zu kommen. Sie sagte, ihr habe die Zeit geholfen...
Aber das kriegst du bestimmt in den Griff! Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass einen sowas schon ne Weile ziemlich aus der Bahn werfen kann. Aber es gibt ja Hilfe! Geh's besser früher als später an, damit du schnell merkst, dass es auch wieder bergauf geht!