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mich gruselt es etwas wenn ich das hier alles lese.
angefangen bei der pflege des tattoos nach dem stechen, bis zum thema tattoo und sonne!
ich fang mal mit der pflege nach dem stechen an...
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Viele Wege führen nach Rom, jedes Tattoostudio und jeder Tätowierer hat eine eigene Pflegestrategie. Es gibt im Prinzip zwei Wege, die trockene Wundheilung in diversen Variationen und die feuchte Wundheilung in noch mehr Variationen. Das Problem an der Sache ist immer:
Ein Tätowierer bringt die Farbe in die Haut. Damit die Sache nach Plan verheilt, dafür muss der Kunde alleine Sorge tragen. Je nach Pflegestrategie ergeben sich aber kritische Punkte im Heilverlauf, die zu unangenehmen Komplikationen und/oder sichtbaren Schäden im Tattoo führen können, die dann nachgearbeitet werden müssen.
Ziel unserer Pflegemethode ist eine komplikationslose Abheilung ohne Schorfbildung, Infektionen oder andere Schäden an der Tätowierung. Weit über tausend Termine wurden bei uns bisher so versorgt, und die Ergebnisse sind fantastisch.
Wir bevorzugen eine Variante der feuchten Wundheilung: Nicht mit der üblichen Haushaltsfrischhaltefolie sondern mit Suprasorb F.
Das ist ein hauchdünner, flexibler Folienverband.
Gut, dünn und flexibel ist Frischhaltefolie auch, dazu noch viel billiger.
Wo liegt also der Unterschied?
Suprasorb F ist eine einseitig durchlässige Membran und verbleibt während der gesamten Exsudationsphase (=solange das Tattoo suppt) ohne Wechsel auf der Wunde.
Weniger Gefummel, besseres Tattoo. Die Wundflüssigkeit von innen kann verdunsten, von außen kommt aber nichts rein. Es ist eine wasserfeste Keimbarriere. Der Frischtätowierte ist damit zu der Zeit, in der das höchste Infektionsrisiko besteht (nämlich während der Exsudationsphase) vor Schmierinfektionen aller Art geschützt.
Der Kleber ist absolut hautverträglich, die Zeiten der Tape-Ausschlagrahmen um Tattoos bei Pflasterallergikern sind vorbei.
Genauso vorbei ist das Festtrocknen in der Bettwäsche, weil die Frischhaltefolie verrutscht ist oder die ständige Wascherei und Folienwechselaktionen alle paar Stunden…
Wie funktioniert das in der Praxis?
Erstversorgung mit oder ohne Creme?
Sobald die Tätowierung fertig ist bekommt das Tattoo ein paar Minuten Zeit, damit die Haut sich etwas beruhigen und ausperlen kann. Dann wird die Stelle gründlich gereinigt, desinfiziert und mit Suprasorb F verpackt. Ohne Creme oder Vaseline!
Die perforierte Haut soll sich ja schnell schließen, eine Zugabe von Creme unter Surasorb würde das verhindern und im Gegenteil zu vermehrter Exsudatbildung führen. In 99% aller Fälle ist genau das nicht gut. Daher im Normalfall: Desinfizieren und vollflächig Membran drauf. Die Feuchtigkeit reguliert sich von alleine.
Welche Tragedauer?
Sprasorb F hat von Haus aus eine Tragedauer von fünf bis sieben Tagen. Das gilt für den normalen Einsatz bei normalen Wunden. Tätowierungen sind insofern keine normalen Wunden, da bei deren Heilverlauf Fremdkörper (nämlich die Farbe) in der Dermis verbleiben soll – und zwar möglichst viel davon.
Deshalb ist für Tattoos die Tragedauer wesentlich kürzer. Das ist das erste, was unsere Beraterin von Lohmann-Rauscher gesagt hat: Für Tätowierungen nur zwei Tage.
Wie oben schon geschrieben: Der Folienverband bleibt nur während der Exsudationsphase auf der Tätowierung. Mit 48 Stunden liegen die 99% Normalfälle genau in dem Zeitfenster. Diese zwei Tage macht der Träger gar nichts. Nichts.
Sollte sich in den ersten Stunden eine störende Blase mit Wundflüssigkeit gebildet haben, dann ist das nicht schlimm. Das dickt durch die Verdunstung ein.
Duschen ist mit der Membran ganz normal möglich. Vollbäder, Schwimmbad, Sport und Sauna sind natürlich nicht sinnvoll.
Auf jeden Fall sollte die Folie runter, bevor die Haut beginnt sich zu pellen. Auf tattoo-bewertung.de sind einige Beispiele von Menschen zu sehen, die Suprasorb gemäß der Tragedauer für normale Wunden fünf Tage und länger auf ihren Tattoos hatten: Bitte machen Sie das nicht nach. Falls Sie zu den “Schnellpellern” mit einer zügigen Wundheilung gehören, dann sind schon vier Tage weit über der Zeit. Sie würden dann riskieren beim Abnehmen der Folie Gewebe aus dem Tattoo zu reißen. Die Haut pellt sich ja nicht überall gleichmäßig.
Nach den ersten zwei Tagen
Die Membran wird entfernt, dafür einfach an einer Ecke oder Kante anheben, die Ecke etwas überdehnen und dann vorsichtig abziehen. Unter der Dusche geht es -je nach Stelle- etwas einfacher. Sie sollten auf keinen Fall den letzten klebenden Rest mit einem Ruck abreißen, denn das klebt wirklich gut. Sie würde durch das ruckartige Anheben der Epidermis eine flüssigkeitsgefüllte Blase, ähnlich einer Brandblase bekommen.
Dann kommt der einzige kritische Punkt:
Das Tattoo muss gereinigt werden. Alle mittlerweile eingedickten Exsudatrückstände müssen runter. Wenn man da zu zaghaft ist trocknet das ein und bildet Schorf. Was wiederum die typischen Schorfkomplikationen bedeutet: Nach ein paar Tagen entzündliche Ränder an den Schorfkanten, versehentlich abgerissener Schorf der tiefe Krater hinterlässt, möglicherweise monatelang verzögerte Heilung oder Narbenbildung, Nachstechen.
Muss alles nicht sein.
Hände waschen, in den Händen eine milde Seife aufschäumen (Flüssigarztseife) und beherzt die Tätowierung waschen. Es kann einige Minuten in Anspruch nehmen, bis der letzte Schnodder weggestreichelt ist. Wenn Sie einen Waschlappen benutzen möchten, dann kaufen Sie vorher Einmal/Wegwerfwaschlappen.
Auch zum Abtrocknen hinterher nehmen Sie besser kein Frotteehandtuch, sondern tupfen mit Papiertüchern das Tattoo trocken. Dann sollten Sie überprüfen, ob ihr Heiltempo im Normbereich liegt oder ob sie langsamer heilen: Lassen Sie das Tattoo ein paar Minuten an der Luft, und kontrollieren Sie dann, ob sich Perlen aus austretender Wundflüssigkeit gebildet haben. In dem Fall wären Sie langsamer als der Durchschnitt.
Die Perlen abtupfen, damit kein Schorf entsteht und im Zweifelsfall im Studio melden, damit ggf. die Strategie angepasst werden kann.
Wenn sich nichts bildet, dann ist alles gut.
Und ab dem Punkt wird nur noch gecremt. NICHT noch einmal einpacken, weder mit Frischhaltefolie noch mit Suprasorb. Nur cremen, aber nicht zu viel.
Zuviel Creme oder erneute Folienverpackung haben nämlich beide den gleichen Effekt:
Die Haut quaddelt auf, im schlimmsten Fall beginnt das Tattoo erneut zu nässen. Das braucht auch niemand.
Wir empfehlen unseren Kunden die Pegasus Pro Tattoo Creme, denn die ist sehr verträglich, lässt sich sehr leicht über weite Strecken verteilen und ist dadurch ziemlich ergiebig. Morgens und abends einmal dünn reicht meistens, je nach Gefühl auch mal zwischendurch am Tag, gerade so, dass die Oberfläche nicht austrocknet. Hauptsache die Tätowierung wird nicht mit Creme zugespachtelt und erstickt.
Die vollständigen Pflegehinweise bekommt jeder Kunde schriftlich nach dem Termin, wenn Sie sich als Tätowierer für die Arbeit mit Suprasorb F interessieren, dann wenden Sie sich doch einfach mal an den Hersteller. Die haben einen sehr guten persönlichen Betreuungsservice.
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