******t77:
...ein polygam lebender Mensch und ein monogam lebender werden bestimmt nicht lange zusammen bleiben? oder sehe Ich das falsch?
Du siehst es sicherlich aus deiner Warte richtig, Violett. Aber es kommt eben auch immer auf den Standpunkt der Sicht an. Sicherlich hast du damit recht, wenn ein Mensch, um bei deinem genannten Beispiel zu bleiben, eigentlich polygam, oder polyamor leben will mit einem monogamen/ momoamoren Menschen zusammen trifft, sollte das recht schnell als Thema aufs Tablett kommen. Ich selbst lebe polyamor und natürlich ist das etwas, was ich bereits am Anfang einer Beziehung benenne, denn so hat der andere die Möglichkeit für sich selbst zu entscheiden, kann er das mittragen oder eben nicht. Und ich glaube das ist auch der Knackpunkt.
Wer sich nicht traut das offen zu erklären, der nimmt dem anderen und letztlich dann auch sich selbst die Möglichkeit einer Entscheidung, die im schlimmsten Fall ja auch schmerzhafte Konsequenz nach sich zieht. Letztlich wohl so oder so. Aber es ist dann eine klare Entscheidung, mit der beide leben können.
Dahinter steckt dann allerdings auch die Angst desjenigen, der sich ausschweigt über eine sicherlich wichtige Komponente in der Beziehung, das es eine generelle Ablehnung seiner eigenen Lebensvorstellung gibt, denn noch ist das Thema Poly... ja keines, das allgemeine Anerkennung findet.
DEr sich ausschweigende Part nimmt sich damit allerdings auch die Möglichkeit, das auch ein monogamer Mensch für sich die Entscheidung trifft, dem poly... Partner das auch zuzugestehen. Einfach aus der Tatsache heraus, das Monogamie bei einem ja nicht bedeuten muss, das er das auch vom anderen fordert sondern durchaus als seine eigene Form eines Lebensmodelles sieht und dem poly... Partner gönnt, es so zu leben, wie dieser es für sich braucht. Es muss also nicht zwangsläufig zu einer Trennung der Beziehung kommen, nur weil es unterschiedliche Lebensmodelle gibt. Was allerdings eben Offenheit und auch den Wunsch nach gemeinsamer Klärung voraussetzt.
Und auch da, wo sich ein Partner das erstmal nicht vorstellen kann, den Partner ziehen zu lassen und ebenso mit anderen Partnern ebenfalls in Beziehung zu gehen, kann eine offene und ehrliche Aussprache, bei der alle sich vertrauensvoll aufeinander einlassen und nicht versuchen den anderen zu überzeugen.
Was ich immer schade finde an derlei Diskussionen, ist der Punkt, das immer nur die eigene Sichtweise als die richtige angesehen wird und selten dem anderen die Möglichkeit gegeben wird, eben auch seine Sichtweise und sein Lebensmodell zu leben, ausser das eben betont wird, soll er doch, aber dann muss er mit den Konsequenzen leben.
Mir zeigt das, dass es doch letztlich immer noch eine Sichtweise in der Gesellschaft gibt, in der andere Lebensformen nicht anerkannt werden. Und doch der eigene Wunsch stärker gewichtet wird, als der des anderen. Denn der Umkehrschluss wäre ja auch genauso richtig. Der der anders leben will, kann für sich die Entscheidung treffen, genau so will ich das und der mono.. Part muss sich anpassen.
Der monogame Partner muss letztlich genauso einsehen, dass er die Konsequenzen tragen muss, wenn er sich aus diesem Grund trennt und nicht anerkennt, dass der eigene Partner andere Präferenzen für sich hat.
Sicherlich ist es einfacher, wenn der Partner ein gleiches oder wenigstens sehr ähnliches Lebensmodell für sich wünscht.
Letztlich müssen jedoch unterschiedliche Lebensmodelle, was poly.. oder mono.. angeht, wenn alles andere stimmig ist und passt, sich nicht ausschliessen, wenn man denn einen ehrlichen Umgang mit sich und anderen gemeinsam lebt.
Und hier ja auch schon angesprochen..Lügen und Unwahrheiten, letztlich auch das Ausdehnen einer Wahrheit ist weder dienlich noch schön..aber die Schuldfrage zu stellen hilft selten weiter. Die Frage ist doch, wie vertrauensvoll kann sich jeder Partner auf den anderen einlassen und welche Voraussetzungen geben beide in die Partnerschaft mit ein? Damit sich beide so getragen fühlen, das es keinen Mut bedeutet sich zu öffnen und zu erklären? Und da helfen aus meiner Sicht keine festgefahrenen Ansichten und Standpunkte..