Vielleicht etwas Klärung
Erst einmal vielen Dank, dass ihr euch mittlerweile recht zahlreich meinem Thema widmet.
Aber lasst uns versuchen es möglichst nüchtern und ohne persönliche Angriffe bzw., erhobenen Zeigefinger gegenüber Andersdenkenden zu führen.
Ich dachte zuerst, dass die Diskussion „richtig bi“ unerheblich ist. Nun bin ich aus Zeitgründen nicht ganz so belesen wie andere hier, so dass ich ohne euch nerven zu wollen einfach mal einen Versuch meiner Definition vorausschicke. Ich nehme deshalb an, dass „richtig bi“ darauf abhebt, dass das „richtig“ die Fähigkeit kennzeichnet mit einem gleichgeschlechtlichen Partner auch zusammenleben zu können/wollen(1), während der Rest entweder noch im Probierstadium(2) ist oder es einfach nur als nette Variante (3)ansieht. Nummer (1) und (3) haben also schon ihre Entscheidungen getroffen; die Nummer (2) findet sich noch. Unter Eifersucht mit Verlustängsten wäre sicher nur (3) theoretisch halbwegs zu ertragen. Und dies auch nur für den Fall, dass man eine gewisse Stetigkeit in der Lebensweise eines Menschen unterstellt; d.h. die eingeschlagene sexuelle Ausrichtung stabil bestehen bleibt.
Wenn ich aber die Diskussion von dem Abend mit der Freundin so Revue passieren lasse, dachte ich zuerst, dass es für die eigentliche Fragestellung eher in den Hintergrund tritt, ob es sich bei ihr um eine „richtig bisexuelle“ Person handelt, da sie das sexuelle Erlebnis mit einer Frau zu ihrer eigenen Lebensform postuliert hat. Es soll daher nicht als einmaliges Ausprobieren sondern immerwiederkehrender Wunsch verstanden werden. D.h. ihr Partner ist der Situation auch dauerhaft ausgesetzt. Und ganz gleich ob sie sich in Zukunft auch mal für eine echte Beziehung mit einer Frau entscheidet, sollten wir für die Diskussion derzeit von ihrem männlichen Partner und dieser Beziehung ausgehen. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass alle anderen Varianten nicht diskutiert werden können. Aber vorab noch zu ein paar Einflüssen.
Das Thema Eifersucht ist deshalb schwierig, da es immer sehr persönlich abgehandelt wird. Als Außenstehender hat man immer den Eindruck, dass man die Situation relativ emotionslos beurteilen könne. Die Gefühle die hier aber entstehen sind immer recht persönlicher Natur und von der Sozialisation des Empfindenden abhängig, so dass ich mir hier schwer tue und nicht beurteilen möchte ob das ihr Freund richtig oder falsch empfindet.
Die Wertung „sich ganz einem Partner widmen“. Also die beiden sind schon ca. 8 Jahre zusammen. Unterstellen wir doch mal, dass sie sich zu Anfang ihrer Beziehung „ausgereicht“ hätten und ihre Neigung erst im späteren Verlauf ihrer Beziehung an Stärke zugenommen hätte; (auch seine!) denn vorhanden war sie ja immer. Ich würde hier eine Wertung gerne vermeiden, da dies immer so „Nimmerstatt unanständig“ wirkt. Es wäre ja auch denkbar dass dies nach 25Jahren auftritt.
Das nächste wäre der Punkt: „Fremdgehen/Untreue“, der die Diskussion etwas asymmetrisch werden lässt. Wir sollten vielleicht erst einmal davon ausgehen, dass Sie das Thema offen mit ihrem Partner diskutiert. Der Partner hat scheinbar ja auch keine Probleme damit, sofern das in seinem Beisein passiert. Da ich keine Kenntnis davon habe ob er dies auch als persönlich passiv dabei sein akzeptiert würde ich der Diskussion zuliebe einfach annehmen wollen, dass es ihm einfach darum geht nicht ausgeschlossen zu sein. Fremdgehen setzt diesbezüglich Heimlichkeit und/oder „gegen den Willen des anderen handeln“ voraus. Gehen wir doch einfach mal davon aus, das Fremdgehen erst nach dieser Diskussion ein Thema werden könnte.
Für mich entscheidender ist jedoch immer noch der Diskussionsansatz von ihr, dass sie die bisexuellen Erlebnisse mit einer Frau offensichtlich nicht auf dieselbe Stufe wie die sexuellen Erlebnisse mit ihren Freund stellt, sondern geringer was die Beziehung angeht aber auf jeden Fall anders bewertet. Ohne die Frage von oben noch mal anzufachen, nach der sie wohl nun als Variante (3) anzusehen wäre komme ich nun zu dem Schluss, dass jedoch genau hier der entscheidende Unterschied besteht, wenn man sie verstehen möchte. Da es für sie derzeit (Stabilität) nur eine Bereicherung ihres Sexuallebens darstellt, passt für sie die Triebargumentation und sie hält die Eifersuchtsdebatte als überflüssig. Hier greift sicher eure Argumentation, dass es ihr aus ihrer Sicht um ein sexuelles Erlebnis geht, welches Ihr ihr Freund nicht geben/verschaffen kann. Eine andere Frau für ihn bietet ihm aber quasi „nichts Neues“ (ihr versteht was ich meine) und ist deshalb Konkurrenz und damit ausgeschlossen.
Ich vertausche nun gerne die Personen in einem Szenario um einen Überblick über die Situation zu bekommen. Ich weiß, dass ihr Freund ein Abenteuer mit einer anderen Frau ebenfalls als Erweiterung seines Sexuallebens ansieht; oder wie hier immer gesagt wird als Bereicherung. Auch er hält deshalb an seiner Beziehung mit ihr fest.
Sie würde ihm ja einen Mann zugestehen; aber eben keine andere Frau. Und er kann offensichtlich leichter mit ihrem Gedanken leben als mit einem Mann(bei ihr).
Zu unterschiedlichen Ergebnissen komme ich hier nur wenn ich unterschiedliche Ansätze fahre. Argumentiere ich hier mit der Erfüllung einer sexuellen Neigung (Bisexualität), dann kann ich zwar ihre Argumentation verstehen muss aber über die zusätzliche Beziehung während einer bestehenden Verbindung diskutieren.
Sehe ich es aus der reinen Beziehungsebene, müssten für beide andere sexuelle Beziehungen ganz gleich welchen Geschlechtes erlaubt sein.
Gibt es einen Unterschied aus bisexueller Sichtweise für seine und ihre Art der sexuellen Bereicherung, oder muss man dies Gleichbehandeln?
Wenn es nun für den einen oder anderen zu abstrakt wurde ignoriert diesen Einwurf einfach. Ich wollte nur versuchen einen einheitlicheren Konsens herzustellen.
LG und Dank an alle
James