Kathrin
Ich halte das für weniger problematisch, einen Zusammenhang zwischen unserem Anderssein und unserem erotischen Leben, im Gegenteil, ich sehe da sogar einen Zusammenhang. Ich kann hier jedoch nur für mich sprechen, andere mögen das anders empfinden.
Wie sieht denn meine erotische Vergangenheit aus? Zum Einen, natürlich, wie jede/r, habe ich in meiner pubertären Phase die Selbstbefriedigung entdeckt. Andere Jungs waren auf der Jagd, rannten allen Mädchen hinterher, die nicht bei drei auf dem Baum waren.
Natürlich, auch ich interessierte mich für Mädchen, tat ich schon immer, auch vorher. Aber es war etwas anders. Mich interessierte nicht, mit ihnen in eine Beziehung zu kommen, vielmehr wollte ich gerne wissen, was für Schminkzeug kaufen sie, wie wenden sie es an, wie kleiden sie sich, eben alles, was feminin ist, interessierte mich an ihnen.
Es gab auch ein Mädchen in unserer Clique, für die ich mich besonders interessierte. Ich war wohl auch ihr Schwarm, wir verbrachten sehr viel Zeit miteinander. Meine ersten sexuellen Erfahrungen mit einem Mädchen, die sammelte ich mit ihr. Aber mein erstes Mal, und auch ihres, wie man es nennt, nein. Unsere sexuellen Erfahrungen beschränkten sich auf das Petting. Und man mag es kaum glauben, es war okay.
Und so habe ich dieses Mädchen heute in guter Erinnerung. Schon damals spürte ich, der Sex ist es nicht, was mich an Mädchen reizte. Es war etwas anderes.
Aber natürlich, alle Welt erwartete von mir, das ich mich für Mädchen interessiere, in jener Art, wie es alle tun. Es folgte dann eine Beziehung, die Initiative ging von ihr aus, mein erster richtiger Sex, mit 22. Wir fanden ihn beide schlecht. Besserung war nicht in Sicht, ihr schien der Sex aber doch das wichtigste zu sein, alles Ende nach einem halben Jahr.
Es folgte eine kurze Urlaubsbekanntschaft, das Teil zwischen meinen Beinen versagte fleißig seinen Dienst, obwohl ich gewillt war, es zu versuchen.
Dann lernte ich meine Ex-Frau kennen. Auch damals war ich nicht auf eine Beziehung mit ihr aus, ich wollte einfach meine Freizeit mit ihr verbringen. Aber wie der Teufel es wollte, es kam zur Beziehung, der Sex war sogar einigermaßen angenehm.
Aber schon nach kurzer Zeit verflachte mein sexuellen Interesse an ihr. Der Sex verkam für mich zu einer Pflichtveranstaltung, der ich durch regelmäßige Selbstbefriedigung aus dem Weg zu gehen versuchte. Und trotzdem, zu einer Tochter hatten wir es geschafft. Gerade zu jener Zeit, als mir bewusst wurde, welchen Weg ich gehen müsste.
Ich hatte die Qual der Wahl, ich entschied mich mich das werdende Leben. Vielleicht ändert sich dadurch alles grundlegend. Falsch gedacht, wie ich heute weiß.
Nach dem Aus der Beziehung war klar, ich gehe meinen steinigen Weg vom Mann zur Frau. Was das erotische und sexuelle anbetrifft, war ich mir mehr als unsicher. Denn nochmals Sex mit einer Frau, wie auch immer, das kam nicht in Frage. Sex mit einem Mann, ich konnte es mir nicht vorstellen, denn mir wurde beigebracht, das ist für mich nicht vorgesehen.
Aber muss ich den althergebrachten Regeln entsprechen??? Nachdem ich dann also zumindest weitgehend optisch und sozial meine Transition hinter mich gebracht hatte, fühlte ich mich soweit, es mit einem Mann zu versuchen.
Und was soll ich sagen??? Als die Gelegenheit da war, dem Kerl war es egal, was ich bin, wir küssten uns, wir streichelten uns (mein Intimbereich war für ihn tabu), ich befriedigte ihn mit Händen und Mund, es war der Hammer. Erstmals hatte ich wirklich Freude am Sex, für ihn war es wohl auch göttlich.
Das so mal meine Erfahrungen zur Erotik und dem Sex, deshalb nochmal, Grenzgängerin war ich nie. Ich hatte nur sehr spät entdeckt, was ich möchte, aber besser spät als nie. Und somit spielt sich meine erotische Seite aus der Sicht einer Frau ab, jedoch, da ich preOP bin, kann ich nur geben, nichts nehmen.
Aber wie gesagt, das sind meine persönlichen Empfindungen, andere mögen es anders empfinden. Ich möchte den Beitrag des TE auch nicht wirklich kritisieren, aber ein kleiner Beigeschmack bleibt mir dennoch. Denn durch den Beitrag kann auch signalisiert werden:
Transsexualität ist ein Fetisch.
Und das ist es nicht, wir transsexuelle sind Menschen mit ganz normalen Ansprüchen.