So ganz verstehe ich die angeregte Diskussion Kunst und Sex nicht, zumindest nicht in dem Zusammenhang der Ausgangsituation: documenta (d12), zeitgenössische Kunst; unter dem gewählten Themen-Highlight „Sex für die Augen“. Ich müsste mich in meinem Verständnis zum Thema sehr täuschen, wenn ich gedanklich und inhaltlich dieses Thema auf den Schwerpunkt „Sex“ und Kunst reduzieren sollte.
Ich glaube, dass in diesem Themen-Zusammenhang „Sex“ für eine vereinfachte Aussage steht, die widersprüchliche Gefühle und Eindrücke wiedergeben soll, die bei der Einordnung und Betrachtung der Exponate und Plagiate zeitgenössischer Kunst, z. B. auf der d12, nicht ausbleiben. Es ist einfacher zu sagen: „das ist Sex für die Augen“ als sich mit einer Auswahl von Gefühlen wie Emotionen, Euphorie, Ratlosigkeit, Verstehen, Ablehnung, Ästhetik, usw. auseinander zu setzen, was bei der Vielfalt an Produktionen und Richtungen zeitgenössischer Kunst nicht einfach ist.
Die d12 ist ja schon eine Weile her, aber mir ist unter anderem in Erinnerung geblieben, der Ankauf - alte Tradition - eines „Kunstobjektes“, das Flüchtlingsboot, durch die Stadt Kassel, für 300.000 €. Ein Haufen Schrott, zusammengeschweißte Benzinkanister mit vielen Löchern, die in optische Form ein Boot bilden. Sollte die Situation Afrikas, vor allem Nigerias, ausdrücken. Der Ankauf war politisch geprägt, es gab eine Vielzahl von Exponaten die der Stadt Kassel besser gestanden hätten. Das Geld für eine direkte Hilfe wäre wohl besser angelegt gewesen.
Kunst braucht Publikum, vor allem Zeitgenössische… Der Künstlerische Leiter der d12 gab folgendes von sich: „Dass wir angesichts der zeitgenössischen Kunst zunächst alle Idioten sind, ist, so merkwürdig das klingen mag, vielleicht eine Voraussetzung, um sich auf ästhetische Erfahrungen einzulassen. Die Bedeutung eine Kunstwerkes ist nicht gegeben, sie muss hergestellt werden, wobei die Meinung dazu mehr durch Bereitschaft als durch Kennerschaft getragen wird.“ Ich glaube dem kann man wenig hinzufügen.
Auch zeitgenössische Kunst muss vermarktete werden. Wer sollte sonst wissen, was am Markt angeboten wird und was sich an „Kunstrichtungen“ auftut. Ob es dazu derart aufwendiger Veranstaltungen wie documenta Kassel oder Biennale Sydney usw. bedarf, mag ich bezweifeln. Aber es gibt dazu sicher auch andere Meinungen. Wie wäre es sonst möglich, dass die d12 fast 750.000 Besucher verzeichnet hatte?
Übrigens: Die nächste documenta, d13 findet 2012 statt. Ich glaube, da bin ich auch einer der Besucher.
Nachtrag:
Die Betrachtungsweise und Beurteilung zeitgenössischer Kunst ist nicht ohne Emotionen. Aus dem Leitmotiv zur documenta d12, ist folgendes zu entnehmen: „ Doch wie in der Sexualität können absolute Verletzlichkeit und unendliche Lust unbehaglich dicht beieinander wohnen.“
Gruß Gerd