Kunst-Rentier-Scheisse...
Wer ohnehin schon immer das Gefühl hat, dass einen moderne Kunst doch eh nur verscheissert, und wer Lust hat, sich mal wieder die Frage zu stellen: "Was soll die Kunst-Scheisse eigentlich?", dem sei dringend die Ausstellung "Soma" von Carsten Höller im Hamburger Bahnhof in Berlin empfohlen. Geboten wird eine quasi-wissenschaftliche Versuchsanordnung mit 12 Rentieren, enigen Kanarienvögeln, 2 Fliegen hinter Plexiglas, verschiedenen Kühlschränken mit tiefgekühlten Schneebällen, Urinflaschen und Fliegenpilzen. Diese etwas obskure Anordnung bezieht sich auf die Wunder- bzw. Erleuchtungsdroge "Soma", die in einer der indischen Gründungsmythen erwähnt wird, deren Rezeptur aber bis heute nicht bekannt ist bzw. verloren gegangen ist und diverse Herstellungs-Theorien nach sich gezogen ist.
Wenigstens dieser Hintergrund wird erklärt, denn wenn man diesen Hintergrund nicht hätte, verstünde man noch mehr (Hamburger) Bahnhof als ohnehin schon. Gleichwohl erschließt sich für mich der Sinn dieser ganzen Arbeit nicht, die ich überdies durch einen PR-Coup für maßlos überschätzt halte. Ich bin ja moderner Kunst gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen und gehöre folglich auch nicht zu der Kategorie der "Watt-soll-datt-denn"-Frager. In diesem Falle aber nervt mich zum einen der Hype, der um diese Ausstellung gemacht wird, inklusive der ach so originellen Möglichkeit, für 1500,00 Euro in einem Doppelbett inmitten der Installation zu übernachten. Zum anderen nervt mich diese völlig überdimensionierte Aufblasung einer letztlich doch ziemlich banalen Grundidee (hatte nicht ein gewisser Joseph Beuys schon mal mehrere Tagen mit Koyoten im Kunst-Käfig gelebt?) zur originellen Ausstellung. Das Thema Soma ist schon speziell genug. Mir nun aber Gedanken darüber machen zu sollen, ob nun Soma aus Rentier-Urin oder Fliegenpilzextrakt gewonnen wird, finde ich nun beileibe etwas abseitig. Und wenn ich Rentiere sehen willen, gehe ich sowieso in den Zoo...