Macht ihr Alltagsmachtspiele?
Ich denke, dass es auch BDSM insbesondere auch D/s Beziehungen gibt, in denen so etwas nicht vorkommt und auch keine Rolle spielt. Ein Machtgefälle muß sich ja nicht darin zum Ausdruck bringen, dass dieses durch Gesten oder Rieten gezeigt wird, bis hin zu einer 24/7 Beziehung, in der so etwas nicht vorkommt. Es ist entscheidend, was den Betroffenen gefällt. Und wie weit es nur auf die sexuelle Ebene beschränkt ist, oder auch in das Alltagsleben hineinspielt, ist individuell sehr verschieden, wie die hier geführte Diskussion schon zeigt. Man bedenke, dass es auch Beziehungen gibt, in denen sich die Rollenverteilung zwichen Alltagsleben und Sex umdreht.
Gewalt in der Öffentlichkeit würde ich verurteilen, wie ja auch schon viele vor mir, weil es für Außenstehende nicht erkennbar ist, was sich dahinter verbirgt und leicht echte Gewalt unterstellt wird, während ich das Beispiel vom Türaufhalten eher harmlos und witzig finde. Das Beispiel mit dem Bier hat mich schmunzeln lassen. Da ich recht selten Alkohol trinke, bin ich meistens ungewollt in dieser Situation, aber ohne den Hintergrund, das ich solches beabsichtige.
Und trozdem hat mich der Artikel von youwillfindme nachdenklich gemacht. Es kommt noch ein anderer Aspekt hinzu, den ich bisher nicht überlegt habe. Um eine Demütigung oder Provokation zu erreichen bediene ich mich Dritter. Diese müssen / sind evtl. nicht erfreut über das Erlebte. Ich lebe also meine Neigungen im Zweifelsfalle auf Kosten Anderer aus. Ein Aspekt, der mit meinen Grundsätzen eigentlich nicht konform geht, wobei ich das an dieser Stelle auch nicht überbewerten will, da es eher harmlos ist.
@ puppenspieler
Das in Zusammenhang mit BDSM das Thema Emanzipation immer wieder hineinspielt, finde ich nicht verwunderlich, da es mit dem Thema eng verknüpft ist.
@ all
Wenn man sich die Werte unserer Gesellschaft ansieht, so sind Gleichberechtigung und Gewaltfreiheit Werte, auf die unsere heutige Gesellschaft aufbaut. Schaut man sich hingegen an, was BDSM beinhaltet, so ist dies oberflächlich betrachtet, ein Widerspruch.
Aber auch der, der sich Gedanken darüber macht, wie das zusammenpasst, findet in dem ein oder anderen möglicherweise keinen Konsens. So unterschiedlich die Interessen derer, die BDSM leben, so unterschiedlich auch hier die Meinungen. Was der eine mit gleichbrechtigter Partnerschaft vereinen kann, das gilt für den anderen noch lange nicht. Daher auch immer wieder das Aufeinanderstoßen von unterschiedlichen Meinungen zur Emanzipation.
Was aber ist Emanzipation. Das sich immer wieder sich selbst beweisen, dass man emanzipiert ist. In meinen Augen nicht. In meinen Augen ist es kein Zeichen von Emanzipation, wenn ich den Autoreifen wechsle, um zu zeigen, dass ich emanzipiert bin. Für mich fängt Emanzipation da an, wo ich nichts mehr beweisen muß und aus diesem Grunde den Reifen auch jemand anderen wechseln lassen kann, ganz im Sinne das es ja mein Vorteil ist.
Und so sehe ich das in Bezug auf BDSM auch. Ich muß, soweit ich mir dieses bewusst gemacht habe, erst einmal emanzipiert sein, um mich darauf einzulassen. Nur wenn ich weiß, ich bin gleichberechtigt, muß mir nichts mehr beweisen, dann kann ich mich ohne Konflikt darauf einlassen. Denn dann bin ich in der Lage, mir das zu nehmen, was mir gefällt, was mich glücklich macht, ohne dass ich damit ein Problem habe, denn ich mache es freiwillig und mit dem Wissen, dass es für mich das Richtige ist.
Auch die Frage der Hilfe in Alltagssituationen oder Beruf hat für mich primär nichts mit Emanzipation oder BDSM zu tun. Dies halte ich für eine natürliche Situation nach dem Motto "gemeinsam sind wir stark". Ich finde, es ist nichts dabei, wenn der eine seine berufliche Karriere dem anderen verdankt. Hat in meinen Augen nichts mit mangelndem Selbstbewußtsein oder mangelnder Fähigkeiten zu tun. Was ist daran auszusetzen, wenn bei einer Partnerschaft jeder seine Fähigkeiten mit einbringt? Das Ergebnis kann im allgemeinen nur besser sein. Der einzige Unterschied, den ich hier sehen kann, ist der, dass sich eine BDSM-Beziehung und eine nicht BDSM-Beziehung in bestimmten Punkten unterscheiden. Dieser Unterschied kann dann dazu führen, dass es auch vorkommen kann, dass man diesen Unterschied im positiven Sinne je nach Situation auch zur Bewältigung von Alltagsproblemen mit einsetzen kann.
LG bits
PS:
Dieser Thread ist heute so schnell, dass während des Schreibens viele neue Beiträge dazu kamen.
Meine Frau holt ggf. auch den Kaffee und bezahlt die Rechnung, ohne das es sich um Spiele handelt. Ich bin halt ein "emanzipierter Mann". Oder habe ich jetzt eine emanzipierte Frau?