Also ich hänge mich einmal an die Polonaise von ww_stier, florestine und Love4eva an. Da fühle ich mich wohl.
Scallawag, Du weist diskret drauf hin, dass Du selbst nicht alles von Deiner Identität hier im Joy preisgibst. Nun, das ist MMN nicht notwendig. Du hältst uns ja bloß den Spiegel vor und hast in keinem Deiner Postings behauptet, dass Du besser bist. Das schätze ich an Dir, und das macht Deine Kritik auch absolut legitim.
Swingen als Hobby: Es gibt, glaube ich, schon einen Thread dazu. Ich halte Swingen nicht für ein Hobby, den Swingen ist (in erster Linie) Sex. Und Sex ist mit Sicherheit kein Hobby. Stell Dir vor, Du gibst als Hobby an: Modelleisenbahnen und Sex. Was würde ich jetzt davon halten? Zwei Möglichkeiten. 1) Sex ist also sein Hobby. Warum gibt er nicht gleich essen, trinken und atmen als Hobby an?
2) Da will einer diskret damit prahlen, wie toll sein Sex ist.
Aber bleiben wir einmal dabei. Nehmen wir einmal an, dass Swingen tatsächlich als Hobby betrachtet werden kann. Sprichst Du mit jedem Menschen über Deine Hobbies? Sprichst Du mit jemandem, dessen einziges Hobby Fußball ist, über Modelleisenbahnen? Also ich gehe nicht so vor. Ich bemühe mich, mit jedem Menschen über Dinge zu sprechen, die wir beide interessant finden. Alles andere wird schnell langweilig. Ist es Euch noch nie passiert, dass Euch jemand mit einem Thema zugelabert hat, dass ihm offenbar immens wichtig ist, Euch aber nicht im gerinsten interessiert? Es gibt kaum Langweiligeres!
Schon allen deshalb ist Swingen oder sind sexuelle Vorlieben keine Themen, mit denen ich mit jedem sprechen möchte. Wenn ich merke, mein Gegenüber ist auch jemand, der gerne entspannt über Sex spricht, warum nicht? Wenn ich sehe, dass jemand über andere (Dritte) lästert, weil sie bestimmte sexuelle Vorlieben haben, warum sollte ich ihm nicht entgegentreten und ihm seine Intoleranz vor Augen halten?
Also alles zu seiner Zeit.
Ein weiteres Beispiel: Ich spreche und schreibe prinzipiell gerne über Sex, sonst würde ich mich hier am Joy-Forum nicht so rege beteiligen. Aber ehrlich gesagt, möchte ich nicht mit meinen Arbeitskolleg/inn/en beim Mittagessen regelmäßig darüber austauschen, wie sein/ihr Matratzensport letzte Nacht verlaufen ist.
Nur weil mir die Moralvorstellungen meines Umfelds in einem bestimmten Bereich (in diesem Fall also Sex) egal sind, muss ich immer und überall darüber reden. Wenn Sex zu einem Thema wird wie das Wetter oder das aktuelle TV-Programm, dann kann's einerseits, wie florestine schon schrieb, rasch langweilig werden, andererseits gibt's eine andere Gefahr: es kann rasch ein "sexueller Wettbewerb" entstehen. D.h. wenn in einer Stammtischrunde einer erzählt, er hätte es mit drei Frauen gleichzeitig getrieben, fühlt sich ein anderer dazu aufgestachelt, es mit vier Frauen zu machen - obwohl er in Wirklichkeit schon mit zwei Damen Schwierigkeiten hat, echte Lust und Befriedigung zu erleben (aus Überforderungsangst usw.). Zu große Öffentlichkeit führt wiederum zu einer gewissen Unfreiheit. Daher finde ich es richtig, dass Sexualität auf Grund seiner Besonderheit weiterhin in einer gewissen Intimsphäre verbleibt.
Sich von äußeren Moralvorstellungen beeinflussen zu lassen heißt nicht, über Swingen nicht mit jedermann reden zu wollen. Sondern Swingen (oder wahlweise Oral-, Analverkehr, Sex zu dritt, Natursekt, ...) abzulehnen, weil man "das nicht tut". Oder sich nicht in einen 12 Jahre jüngeren Mann zu verlieben, weil das Umfeld es nicht goutieren würde. Usw.
Daher ist auch Deine Metapher, scallawag, mit dem Ritter ohne Schwert und Rüstung MMN unangebracht. Ich ziehe nicht in den Kampf gegen Moralvorstellungen, denn das würde lediglich bedeuten, anderen meine Moral aufdrängen zu wollen. Und irgendeine Moral hat jeder. Daher brauche ich weder Schwert noch Rüstung. Ich trete der Gesellschaft nackt entgegen, weil mich deren Waffen nicht verletzen können.
Und am Stammtisch würde ich antworten, dass nur weil Harry aus der Rechtsabteilung im Swingerclub war, er noch lange nicht versaut ist, bzw. dass Versautsein eher ein Privileg ist und kein Schaden.
@ muse2007:
Ich stimme Dir zwar weitgehend zu, aber ...
warum muss ein herr seehofer stellung nehmen nur weil er eine geliebte hatte??
... das ist jetzt eine ganz andere Geschichte. Was Herr Seehofer tut, widerspricht auch meiner persönlichen Moral. Die lautet ja "alles ist erlaubt, was dem Willen aller Beteiligter entspricht." Nun, die Affäre von Herrn Seehofer entspricht offenbar nicht dem Willen seiner Ehefrau. Daher ist es aus meiner Sicht verwerflich, denn er hat seine Frau mit seiner Geliebten betrogen und ihr damit Leid zugefügt. Wer das verurteilt, ist MMN nicht intolerant. Eine Doppelmoral pflegt der, der andere verurteilt für Dinge, die er selber tut. Also z.B. wenn die Pastorengattin aus Love4evas Heimatort öffentlich über Herrn Seehofer herziehen würde (außer der Pastor war einverstanden damit, dass sie einen Dreier mit dem Bankangestellten und der Kindergärtnerin macht).
Eine Doppelmoral pflegt eben auch Herr Seehofer. Hat er sich nicht auch in die Reihe derer eingefügt, die Frau Pauli verurteilt haben, nur weil sie ein paar völlig harmlose Fotos in Latexhandschuhen machen ließ? Typischer Fall von Holzspan im Auge des anderen - Balken im eigenen Auge.
@ Love4Eva:
Tolle Erzählungen aus Deinem Dorf. Ich wohne auch in einen kleinen Dorf, und auch dort wird gelegentlich über ähnliche "Abgründe" berichtet - wenngleich nicht in ganz so toller Form wie bei Dir. Ich kenne so einige Familienväter, die regelmäßig heimlich ins Puff gehen. Wenn aber bei einer Mutter rauskommt, dass sie irgendwann fremdgegangen ist, sind sie die ersten, die sich über diese "Schlampe" das Maul zerreißen. Nur eines von mehreren Beispielen.