@ florestine:
Toller Beitrag von Dir. Regt sehr zum Nachdenken an.
Was geht es ANDERE an, was ICH mache? NIX natürlich.
Was geht es MEINEN PARTNER an, was ICH mache? Autsch! Die Frage tut doch zunächst weh.
Das ist für mich der Knackpunkt an der Geschichte. Mir ist die Meinung meiner Mitmenschen über mein Privatleben tatsächlich völlig wurscht - und ich bin stolz darauf, dies reinen Gewissens sagen zu dürfen, denn es war beileibe nicht immer so. Ich sehe das als wichtige Entwicklung aus meiner erziehungsgeprägten Kinder- und Jugendzeit ins Erwachsenwerden.
Aber es gibt einen Menschen, dessen Meinung mir eben nicht egal ist, und das ist - wenn ich eine Beziehung habe - der Partner. Für mich ist eine Partnerschaft v.a. Vertrauen. Alle anderen Dinge, die man in einer gemeinsamen Partnerschaft genießt, darunter auch der Sex, kann man auch haben, ohne eine Dauerbeziehung zu führen. Aber Liebe und Vertrauen eben nicht. Daher kann ich die Frage, was es meine Partnerin angeht, mit "viel" beantworten.
Ich gehe eine Partnerschaft nicht leichtfertig ein. Eine Partnerin für mich muss auch eine gewisse Offenheit in Sachen Sex haben, d.h. ein Gespräch über jegliche Art von sexuellen Dingen sollte tabufrei möglich sein. Das ist natürlich auch keine Garantie, aber ich denke, dass alles dadurch leichter ist.
Ob man nicht dann etwas auch gegen den Willen seines Partners tun MUSS, ist eine andere Frage, aber zumindest hat der Partner die Chance gehabt, sich dazu zu äußern und ggf. zu sagen, das trage ich mit, oder DAS will ich nicht mittragen. Das ist nämlich die Freiheit meines Partners, die ich mit meiner (Alleingangs-)Entscheidung beschneide. Das ist genau der Grund, warum ich kein Claqueur dieser Alleingänge bin, so sehr ich auch grundsätzlich die Entfaltung des Einzelnen befürworte.
Das ist auch meine Meinung.
Es gibt kein fremdgehen mehr, Monogamie wird "abgeschafft", schon in der Erziehung beginnt man, seinen Kindern zu vermitteln, dass in Bezug auf Sexualität jeder frei ist, seinen Bedürfnissen nachzugehen, diese aber nicht an Beziehungen geknüpft sein müssen, verschiedene Lebensformen sind möglich, Monogamie nur eine davon, alles sind gleichberechtigt.
Ich denke, dass das durchaus ein guter Ansatz wäre - ich würde es meinen Kindern auch, wenn ich mal welche habe, so ähnlich zu vermitteln versuchen.
Sexualität wird konsequent als Grundbedürfnis angesehen wird, genauso wie ich entscheide, was ich esse oder trinke, wann ich schlafe.
Naja, hier muss man MMN schon einschränken, dass Sexualität ab dem Zeitpunkt kein Grundbedürfnis jedes einzelnen ist, wenn man eine Beziehung eingeht und sich gegenseitige Ehrlichkeit und Treue (im Sinne von: gemeinsam entscheiden und nicht: nur zweisam Sex haben) verspricht. Dann ist auch die von Dir als fehlend gesehene Beziehung zur Liebe wieder da.
@ Simone_bln:
Du hast Deine Situation sehr schön geschildert, und natürlich habe ich gewisser Weise auch Verständnis für Deine Situation ... in gewisser Weise aber eben auch nicht - siehe oben.
Anfangs hatte noch ein schlechtes Gewissen. Ich führe so zu sagen ein Doppelleben moralisch gesehen, zu Hause, auf Arbeit und für Familie, Verwandte und berufliche Bekannte bin ich die brave attraktive Ehefrau/Mutter und selbst genieße ich wenn es die Zeit erlaubt sexuellen das Leben als wäre ich Single und komme so sexuell auf meine Kosten.
Naja, das Bedauernswerte an Deiner Situation ist MMN, dass Du zu Hause
eine Rolle spielen musst, während Du erst in den Händen Deines Liebhabers
Du selbst sein kannst - wenn ich das richtig verstehe.
@ Love4eva:
wenn ein Partner seine Ehe durch Fremdgehen aufs Spiel setzte, hat er keinen Anspruch auf Unterhalt.
So, und nun kommt ihr. Denn ich war sprachlos.
Ich nicht. Wir begeben uns nun auf ziemliches Glatteis, denn Fragen des Familienrechts sind immer sehr gefährlich - es gibt keine allgemeingültige Antwort, weil jeder Fall anders ist. Ehegattenunterhalt ist v.a. für uns Männer ein Reizwort - warum soll ich einer Ex-Frau Unterhalt zahlen müssen? Sehen wir uns einmal zwei Einzelfälle an. Beide waren einige Jahre verheiratet und haben zwei Kinder.
Der erste Fall:
Der Mann steht voll im Berufsleben, macht viele Überstunden, verbringt seine verbleibende Freizeit mit verschiedenen Aktivitäten, die ihm selbst oder seiner Karriere nützen. Er ist froh, dass er seine Frau zu Hause hat, die ihm zwei Kinder geschenkt hat und auf diese aufpasst. Er nimmt sie oft zu offiziellen Anlässen mit, weil er damit bei seinen Vorgesetzten bzw. Geschäftspartnern punkten kann, denn als Familienvater wird man in der Gesellschaft nochmals ein Stück besser anerkannt.
Im Sexleben läuft nicht allzu viel, denn vor lauter Stress kommt man ja kaum dazu, lediglich am Wochenende wird ein- oder zweimal routinemäßig der ehelichen Pflicht nachgegangen.
Die Frau fühlt sich sexuell vernachlässigt und zu wenig begehrt, ihre Rolle als repräsentative Ehefrau und Mutter ist ihr zu wenig, also sucht sie nach Abenteuern, und dabei lernt sie den einen oder anderen Mann kennen, mit dem sie auch im Bett landet. Der Ehemann entdeckt das und reicht die Scheidung ein. Unterhalt gerechtfertigt? Aus meiner Sicht ja.
Der zweite Fall:
Die Frau hat sich gezielt einen recht gut situierten Mann ausgesucht, den sie zwar nie wirklich geliebt hat, der ihr aber ein recht sorgenfreies Leben mit diversen Annehmlichkeiten gewährleisten kann. Die Kinder sieht sie als Versicherung an, dass dies auch möglichst lange so bleibt. Der Sex mit ihrem Mann ist seit jeher unbefriedigend, aber warum immer zu Hause essen? Da sie sehr attraktiv ist, mangelt es ihr nicht an eindeutigen Angeboten, und es wäre doch geradezu Vergeudung, wenn sie nicht das eine oder andere davon annehmen würde. Der Ehemann kommt ihr auf die Schliche und reicht die Scheidung ein. Aus meiner Sicht ist in diesem speziellen Fall kein Unterhalt gerechtfertigt.
Da beide Fälle in der Praxis schon oft vorgekommen sind, kann ich im Gegensatz zu Dir nicht eindeutig sagen, ob ich sprachlos wäre oder nicht.
@ Seelentanz:
Es gab eine sehr kurze Zeit im Vatikan, wo Frauen ein und aus gingen, als Priesterinnen, Heilerinnen und auch als Liebespriesterinnen. Der Papst war ein Mann, welcher die damals "revolutionäre" Veränderung einführte in den Vatikan. Männliche Historiker nennen diese Zeit abwertend " Der Vatikan als Bordell ". Der männliche Papst wurde nach kurzer Regentschaft vergiftet von...
Was darauf folgte ist unter dem Wort "Inquisition" hinlänglich bekannt.
Hochinteressant, wusste gar nicht, wie das Ganze entstanden ist. Die Frage, in welcher Phase die Kirche humaner und näher am Menschen war, brauchen wir hier ja wohl nicht zu diskutieren.