@ kater001
In Österreich verlaufen 90% der Scheidungen einvernehmlich - da gibt's einen Termin vorm Richter und tschüss.
Hoch interessant Kater! Meine familiären Wurzeln liegen unter den Ländern der ehemaligen K&K-Monarchie verstreut. Ich bin jedoch in Deutschland geboren und voll integriert aufgewachsen. Ich besitze weder nationales Denken, noch nationalen Stolz. Deshalb orientiere ich mich grundsätzlich cosmopolitisch. Das bringt mich in meiner Persönlichkeitsentwicklung deutlich weiter. Das erklärt vielleicht auch, weshalb ich
familiär gelebte "Doppelmoral" sowie die, meiner familiären Umgebung mitbekommen habe und mich differenziert zu der deutschen Definition des Treue-Denkes und der hier herrschenden "Moral" entwickeln konnte.
Meine Eltern haben Ende der 60er in Deutschland geheiratet und ließen sich Anfang der 80er in Slowenien scheiden. Meine Mutter mußte nicht einmal zur Scheidung anwesend sein. Mein Vater war aus falschem Stolz erschienen. Die Scheidung ging dort auch sehr zügig über die Bühne und hat vor allem keine Horror-Summen gekostet. Die finanziellen Güter wurden geteilt, der Verbleib und das Sorgerecht der Kinder geklärt und die Unterhaltszahlung geregelt. Als mein Vater von diesem "Ausflug" zurück kam, um aus der Wohnung auszuziehen, weinte meine Mutter. Ich war damals noch am Anfang meiner Pubertät und verstand die Welt nicht mehr, warum sie nun weint, wenn doch nun endlich ein Seelenfrieden ins Haus einkehren kann. Eine Antwort darauf habe ich recht spät bekommen. Sie wollte wohl auch noch ein "Danke für die Zeit, die ich mit Dir verbringen durfte und in der Du mir und unseren Kindern Gutes getan hast." hören. Sie vergaß jedoch all ihre Launen, die sie auch an ihm und vor allem an mir oft ausgetobt hatte. Ihre Sehnsucht nach Liebe hatte sie dabei immer nur auf ihren geliebten Sohn, meinen Bruder, projeziert. Das muß man als erwachsene Frau, irgendwann erkennen und verstehen lernen, um diesen Schmerz nicht ein Leben lang in der Seele zu tragen. Deshalb bin ich vehement dagegen, sexuelle und körperliche Treue zu verlangen, wenn man nicht weiß (und Garantie gibt es dafür keine!), ob man sie halten oder geben kann!
Ich mache mir seit einiger Zeit sehr tiefgründige Gedanken darüber, weshalb ich im
privaten menschlichen Umgang mit deutschen Frauen vermehrt (seit der Pubertät) Probleme bekommen habe. Die Frauen aus den Ländern meiner Vorfahren sind durchschaubarer, würde ich behaupten. Vielleicht kann ich aus einigen Gründen, die mir meine Eltern persönlich "eintrichtern" wollten, jedoch auch besser differenzieren.
Ich denke, daß der Treuebegriff in Deutschland von Frauen zuerst grundsätzlich verlangt wird, evtl. weil deutsche Frauen sich mit ihren Gefühlen der Eifersucht nicht beschäftigen
wollen (ist eine Vermutung von mir). Das ist jedoch schlecht, würde ich behaupten, für die sexuelle Entwicklung einer Frau.
Ich hatte es als Teenager so ähnlich gehandhabt, wie die Autorin dieses Threads.
Diese sexuelle Gleichgültigkeit (ich würde es lieber Orientierungphase nennen)
sollte jedoch nicht in einer Orientierungslosigkeit enden. Irgendwann sollte eine Frau selbstbewußt genug da stehen können, um sagen zu können: "Ja, ich will Dich lieben und ehren." Ich hatte die sexuelle Treue nie vereinbart, da ich damals schon aufgeklärt genug war, daß auch meine Lust sich irgendwann verlieren könnte und ich wollte meinem Mann dies nie antun, auf Erotik und Sexualität verzichten zu müssen. Außerdem spürte ich damals schon, daß ich es selbst evtl. nicht halten kann. Gespräche darüber gab es von Anfang an und in den letzten beiden Jahren konnten wir uns auch weiter entwickeln.
Nachfolgendes bitte als Metapher lesen!
Man begibt sich in den "Hafen der Ehe" und "traut" sich im Grunde genommen nicht, aufs Meer hinaus, auf Reisen zu gehen. An Land angebunden zu bleiben, bedeutet im Grunde, daß es nur zwei Möglichkeiten gibt:
• sich mit den "begrenzten" Möglichkeiten, die man auf dem Schiff hat, zu "arrangieren"
Gefahr hierbei: ist einer oder sind beide gehemmt, orientierungslos, mit Scham behaftet und in den Köpfen wurden Denk- und Verhaltensmuster aus dem Elternhaus übernommen (Differenzierung der Persönlichkeit fand nicht oder nie statt)
• oder ab und zu alleine oder gemeinsam das Schiff verlassen, um an Land "frische Luft" zu schnuppern (entweder für's alleinige oder gemeinsame Wohlbefinden)