Mal ein etwas anderer Gedankengang zum Thema Verantwortung:
Dieser Tage bekommt man (ich gehe jetzt mal von regelmäßigen Berührungen mit dem Berufsleben aus) ja zunehmend mehr Verantwortung
aufgedrückt, oft ohne entsprechende Ausgleiche. Und der gleichzeitige Unwillen vieler (beruflich oder privat)Verantwortung(noch mehr oder überhaupt) zu übernehmen führt dann dazu, diese Verantwortung auf andere abzuwälzen - die dann zunächst mal noch mehr davon haben.
Leider oft zu beobachten - solange es gut läuft, heißt es "ich" oder "wir" - aber sobald Probleme auftauchen kommt das "Du".
Nur mal so als Hypotenuse
- aber wenn die auch nur teilweise stimmt, dann verwundert es doch nicht, wenn manchmal auch diejenigen, die nur zu bereit waren, Verantwortung auf sich zu nehmen, mal das Handtuch schmeissen.
Verantwortungsbewußtsein gegenüber dem Partner - das ist m.E. eine zweischneidige Sache. Wie weit kann ein erwachsener Mensch Verantwortung für einen anderen übernehmen? Manche lassen sich da regelrecht hineinfallen, wenn sie einen verantwortungsbewußten Partner haben, und versuchen, jede Eigenverantwortung abzugeben. Andere weisen das vollständig zurück und lassen ihre Partner an massiver Individualität und Über-Ego verzweifeln - zwei Extreme einer Skala.
Und bis zu welchem Grad bedeutet verantwortungsbewußt zu handeln, sich selbst zurückzunehmen, und wo fängt die Selbstaufgabe an, die sicherlich nicht Sinn der Sache sein kann?
Wem es noch nicht aufgefallen sein sollte - das ist keine Verteidungsrede für den partnerschaftlichen Egoismus. Aber das Argument der Verantwortungslosigkeit läßt sich eben auch sehr leicht mißbrauchen.
Nebenbei - gesunder Egoismus dürfte durchaus Interesse an einer funktionierenden, guten Partnerschaft haben - schließlich bringt die wesentlich mehr positives mit sich, als eine dahindümpelte, desinteressiert Wohnfeindschaft.
Daher würde ich weniger den Egoismus, so er denn in Maßen vorhanden ist als das Problem sehen, das dem Verantwortungsbewußtsein entgegensteht. Sondern eher Rücksichtlosigkeit und den Mangel an Bewußtsein für die eigene und andere Personen.
Ich denke, es ist niemandem nachzutragen, wenn er oder sie aus einer kaputten Partnerschaft ausbricht und konsequenterweise beiden eine neue Perspektive ermöglicht.
Aber der vollkommende Mangel an Fairneß, mit dem das allzu oft passiert, und die programmierte Wiederholung der gleichen Misere mit dem nächsten Dummen, der sich drauf einließ - das finde ich sträflich. Und daß das oft aus dem Verlangen, sich zu beweisen, sich immer wieder selbst bestätigt zu sehen, und alles für sich festzuhalten was einem habenswert erscheint entsteht, und dieses wiederum aus dem Gefühl, in einer wirren, wandelbaren, informations- und angebotsüberfluteten Gesellschaft zu wackelige Ich-Grenzen zu haben kommt - daran denken dabei wohl die wenigsten.
Mein Roman dazu
Darki