Nun überlege ich, wie ich diesen Beitrag beginnen soll. Auf welcher Seite ich mich bei dieser Diskusion Stelle. Es gibt einige Narben auf meinem Körper, ja. Daher kenne ich die Reaktion von anderen Menschen darauf gut. Psychotherapeutische Hilfe habe ich nie in Anspruch genommen, kann mich daher zu keiner "krankengruppe" zuordnen. Habe eine konträre Sicht auf die Psychologie, aber das ginge am Thema vorbei. Dennoch sollte meine Voraussetzungen damit einiger Maßen klar sein. Somit dann zurück zu den eigentlichen Fragen
1. Ihr seht in der Stadt eine Frau, die offensichtlich Narben von Selbstverletzungen trägt. Was geht euch dabei durch den Kopf?
Ich empfinde spontan keine Sympathie mit der Person. Es schreckt mich ab, weil es nach Problemen und Schwierigkeiten schreibt, wenn mann diese Person näher kennen lernen will. Mein Leben ist anstrengend genug, da muss ich mir nicht weitere Probleme aufhalsen.
Ich finde es okay wenn einer seine Narben nicht bedeckt. Warum sollte man sich auch verstecken? Der Anblick macht mir nichts aus. Damit habe ich kein Problem.
2. Ihr seid zu einer Party von Freunden eingeladen. Gemütlich sitzt ein Teil zusammen und plaudert. Neben euch sitzt eine Frau mit Narben von Selbstverletzungen. Wie fühlt ihr euch dabei? Sprecht ihr sie drauf an? Wie geht ihr mit ihr um?
Darf die Person mit den Narben nicht mit reden? Wenn wir davon ausgehen dass die Person abwesend daneben sitzt würde ich mir sorgen machen, ob sich die Person nicht in einer unangenehmen Situation befindet. Sie dann darauf ansprechen aber nicht auf die Narben.
Wenn die Person normal am geschehen teilnimmt, ist sie auch hier um Spaß zu haben, ein wenig plaudern, freunde Treffen, da muss ich die Person doch nicht an irgendetwas negatives erinnern. Oder käme jemand auf die Idee zu fragen, wann der Hamster verstorben sei und wie das war? Mal so zwischen Bier und Salzstangen.
Würde man mich in solch einer Situation darauf ansprechen würde ich ablehnen zu antworten und mein gegenüber freundlich aber bestimmt erklären, dass der Punkt nichts damit zu tun hat, warum ich heute hier bin, und er mich jetzt damit in ruhe lassen möge. Denn wenn ich gut gelaunt bin lass ich mir das ungern kaputt machen.
3. Ihr werdet mit solch einer Frau intim. Erst als ihr euch auszieht, werden die Narben sichtbar. Ein Schock für euch? Oder Nebensache? Hättet ihr gerne vorher davon erfahren?
Es wäre nebensächlich für mich beim Sex. Denn diese Person hat sich in diesem Moment für Sex mit mir entschieden und nicht für ein Gespräch über ihr Seelenleben.
4. Wären solche Narben bzw. das selbstverletzende Verhalten ein Grund, euch nicht mit dieser Person einzulassen (sexuell oder sogar partnerschaftlich)?
Beides wäre für mich ein Grund mich nicht auf diese Person einzulassen im Sinne einer Partnerschaft. Die erwartete Stärke und den Rückhalt kann ich nicht in dem Maße bieten. Ich hätte sorgen selbst wieder tiefer abzurutschen. Daher würde ich Abstand nehmen statt nähe zu suchen.
Sexuell wäre es wie oben gesagt egal. Außer ich sehe eine Person, die deutlich selbstzerstörerisch ist, die ihm Club z.b. Von Frau zu Frau rennt. Da würde ich nicht mitspielen. Sex zur dekompensation von schmerz kann helfen, aber das wäre mir zu riskant mich darauf einzulassen.
Auch habe ich es erlebt, dass ein Mensch mit diesem Problem, gern doch aufs Gummi verzichtet, frei nach dem Motto, schlimmer werden kann's nimmer, da ist mir meine Gesundheit zu wichtig für.
Es möge sich bitte niemand persönlich angegriffen fühlen. Nur neben den Menschen die Mitleid mit allem und jedem haben und immer helfen wollen, gibt es eben auch die andere Seite, die die Probleme anderer nicht teilen will.
LG Anja