Verantwortung light?
Von dieser Ebene ausgehend, übernehmen wir zumindest so viel Verantwortung, dass diejenigen Personen sich auch in unserer Gegenwart wohl fühlen.
Man kann auch diese Art der Verantwortung mit dem Respekt gegenüber anderen Personen gleichsetzen.
Verantwortung ist meines Erachtens etwas ganz anderes, als Respekt oder Bemühungen ums Wohlfühlen meiner Begleitung. Verantwortung heißt einstehen. Einstehen für Wichtiges, nicht für Wellness. Für Gesundheit, Seelenheil, Leib und Leben, für den Schutz der Lebensgrundlage.
Mir fällt auf, dass einige hier "Verantwortung übernehmen" für jemanden mit bevormunden und gängeln gleich setzen. Vielleicht ist das der Grund, warum der Begriff "Verantwortung" hier so furchtbar schwer wiegt.
Der Begriff wiegt schwerer als jeder andere, meine ich. Andernfalls reden wir nicht von Verantwortung. Und ungefragt Verantwortung übernehmen kann tatsächlich Einmischung bedeuten. Ich würde mir so etwas entschieden verbitten.
So tu ich das für mein Kind, wenn ich Sorge trage, dass es rechtzeitig zuhause ist. Für die Umwelt, wenn ich Fahrrad fahre statt Auto. Für die Frau, bei der ich ein Trottwar kaufe, weil ich weiß, dass dieses "Einkommen" für sie wichtig ist ...
Fürs Kind trägt man die Verantwortung, weil es noch klein ist. Weil man die Verantwortung von Beginn an annehmen musste. Ein Kind benötigt Erwachsene, die es nötigenfalls "bevormunden", nicht umsonst bekommen beispielsweise Waisen und geistig Behinderte einen Vormund (heute auch Betreuer genannt).
Ein kleines Stück Verantwortung fürs Gemeinwohl kann man übernehmen, wenn man die Umwelt mittels des Verzichts aufs Auto schont. Es ist allerdings ein klitzekleines Stückchen einer kollektiven Verantwortung, die man mit der Verantwortung für einen bestimmten Menschen nicht vergleichen kann. Denn richtig einstehen kann man für seine Beteiligung oder auch Nichtbeteiligung an kollektiven Guttaten nicht.
Einer Frau die Straßenzeitung abzukaufen bedeutet für mich nicht im Geringsten die Übernahme von Verantwortung. Es ist lediglich eine kleine Hilfe. Verantwortlich ist man dort, wo man für die Folgen einsteht. Das ist im Fall des Abkaufens von irgendwas nicht der Fall, oder?
Die Wenigsten können für ihre eigenen Handlungen, Gefühle und Entscheidungen Verantwortung übernehmen. Bzw. für die Konsequenzen, die daraus entstehen.
Wieso soll das so sein? Sind wir alle geistig umnachtet? Wenn ich jemanden versehentlich überfahre, dann stehe ich dafür ein. Das sollen die wenigsten können?