Macht, Autorität und Recht
Er hat die Macht, zu tun und zu lassen was er will. Er hat auch die Autorität, die Du, liebe Prinzess, ihm überlassen hast. Und deswegen hast Du ihm auch das Recht überlassen, zu bestimmen, wie eure Beziehung aussieht.
Du schreibst, dass Du gewusst hast, worauf Du Dich einlässt. Das war sehr mutig von Dir, schließlich hast Du damit auch zugestimmt, dass Deine eventuell aufkommenden unguten Gefühle von Dir selbst zu verarbeiten sind. Worauf er Dich ja auch immer wieder hinweist mit dem dezenten Seitenhieb auf einen Therapeuten z.B.
Oberflächlich (von Deinem Geschriebenen her) betrachtet, legt er Dir gegenüber eine gewisse Gleichgültigkeit an den Tag, da er jegliche Verantwortung für Deine Gefühle ablehnt. Insoweit hat er ja auch Recht, denn jeder ist für seine Gefühle selbst verantwortlich. Er packt Dich da auch nicht mit Samthandschuhen an, wenn Du an eine Deiner Grenzen kommst wie es beim Thema Sinnlichkeit im eigenen Bett geschehen ist.
Im Prinzip würde ich ihm sogar zustimmen, denn auch ich bin ein Mensch, der großen Wert auf persönliche Freiräume legt - und die Freiheit, das eigene Leben zu gestalten wie es mir passt. Wenn mein Partner damit nicht klar käme, würde ich davon ausgehen, dass er eifersüchtig ist oder Angst hat oder ein ähnliches Gefühl empfindet, mit dem er erst einmal nicht selbst zurecht kommt, weswegen er von mir eine Einschränkung verlangt.
Nun bin ich aber der Meinung, dass er durchaus von mir Hilfe im Sinne von Unterstützung und Rücksichtnahme erwarten kann - aber keine generelle Einschränkung, denn das wären ja, als würde er mich in Ketten legen. (Bildlich gesprochen.)
Der größte Fehler, den Menschen in Beziehungen begehen können, ist meiner Meinung nach das Nachgeben im Angesicht von Eifersucht, indem sie z.B. auslösende Situationen vermeiden. Dadurch wird die Eifersucht nur bestätigt und verstärkt - nicht aber verringert. In dieser Hinsicht tut Dein Freund durchaus das Richtige: Er lässt sich von Deinen Gefühlen und Ängsten nicht fesseln.
Trotzdem könnte er ein wenig Rücksicht an den Tag legen. Zu einer Beziehung gehören immer zwei, heißt es. Und dass man sich ein Stück weit entgegenkommt - was bei euch ja eigentlich nicht schwierig sein sollte. Er ist freiheitsliebend, und Du willst ihn darin auch nicht einschränken. Nur hast Du ein persönliches Problem mit manchen seiner Verhaltensweisen. Du willst immer noch für Dich ein Stück Ausschließlichkeit beanspruchen, sozusagen als "handfesten Beweis", dass Du nicht nur eine unter vielen bist, die er zufällig aus Bequemlichkeit heraus zur Freundin erklärt hat. Was ja auch ein durchaus verständlicher Wunsch ist - der nur eben nicht mit seinem Freiheitsbedürfnis in Einklang zu bringen ist.
Das hat jetzt nichts mit Stärke oder Schwäche zu tun. Du bist nicht "zu schwach", weil Du solche Wünsche hast. Vermutlich bist Du einfach nur verunsichert und verletzt. Andere hier schreiben, dass Du ihm hörig bist, weil Du so viel mit Dir machen lässt. Nun, solange das für Dich ok ist, ist doch alles in Ordnung.
Mir scheint es jedoch so zu sein, als würdest Du recht eingleisig denken, dass nur Dein Freund zählt. Der jedoch ist eher mehrgleisig veranlagt, da er sich immer wieder einer anderen (sogar der Ex) zuwendet. Hast Du denn keinen anderen Liebhaber? Denn so, wie Du Deinen Freund hier beschreibst, vermute ich, dass Du von ihm keinerlei Ausschließlichkeiten bekommen wirst, da er sich offensichtlich nicht die Mühe macht, Deine Bedürfnisse in dieser Hinsicht zu verstehen - er
will das gar nicht, weil er sich ja sonst verantwortlich fühlen könnte / müsste.
Deswegen verwendet er die Methode der "brutalen Wahrheit". Er sagt Dir offen alles - während er genau weiß, dass es bei Dir nicht so ankommt, weil Du Dich davor schützt, diese Wahrheit zu hören. Wahrscheinlich sagt er Dir, dass Du genauso rumvögeln kannst, wie er - obwohl er genau weiß, dass Du nur auf ihn fixiert bist und das nicht tun würdest. Deshalb kann er Dir diese Freiheit "gönnen".
Wenn Du also Ausschließlichkeiten und Sinnlichkeit
für Dich brauchst, dann hol sie Dir. Du bist
nicht abhängig von ihm (es sei denn, Du machst Dich selbst von ihm abhängig), und es steht Dir jederzeit frei, Deine exklusiven Sinnlichkeitserfahrungen woanders zu suchen - vielleicht bei einem netten jungen Mann, der Dir gerne etwas entgegen kommt?
Und wenn Dir das gemeinsame Bett so viel bedeutet - dann sei konsequent. Bau Dir Dein eigenes Liebesnest, das Du nur mit Deinen Geliebten teilst (also z.B. mit Deinem Freund aber er nicht mit anderen). (Wo mir gleich die Frage einfällt, wie er wohl reagieren würde, wenn Du in diesem Deinen Liebesnest vor Ekstase schreien würdest - in den Händen eines anderen Mannes?) Und meide sein Bett, wenn es Dir nicht gefällt, was er dort mit anderen tut (und Du Dein eigenes hast).
Solange Du aber nur sagst, dass er eine Grenze überschritten hast, am Ende aber wieder nachgibst, wird er Dich nicht ernst nehmen. Du gibst damit nur vor, so "stark" zu sein, wie er Dich haben will. Du spielst die Rolle, die von Dir erwartet wird - aber bist das noch Du? Denk immer daran, dass Du die Freiheit hast, alles zu tun, was Du willst. Aber sei vorsichtig, wenn Du eine Maske aufsetzt. Nicht dass am Ende die Maske
Dich kontrolliert!