Das wird mir alles zu hoch sterilisiert hier
um mal wieder im Fußball zu bleiben. Ich (der "Er" unseres Accounts) genieße das wandern zwischen den Geschlechtern, bin garantiert und überhaupt nicht homophob, stelle aber relativ erstaunt fest, daß es mittlerweile schon fast ein Problem ist, streng heterosexuell zu sein. Das erinnert mich ein wenig an die Anfänge des Feminismus, wo in der Tradition des "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich" viel Porzellan zebrochen wurde und wo im typischen Übereifer der gesinnungsbewegten Revolution durch das Einnehmen extremer Positionen das gemäßigt A*schloch der Reaktionären die plausibleren Argumente behielt. Daß das Ausleben der eigenen homoerotischen Seite im gesellschaftlichen Kontext bei Frauen deutlich akzeptierer als bei Männern ist, ist genau so Realität. Mal alle Mädels die Hand hoch, die sich schon mal auf einen Schwulenporno einen runtergeholt haben, und jetzt alle Männer, die schon mal bei lesbischen Szenen...ok, alle Männer können die Hände wieder runter nehmen, war eh klar.
Und ich habe den Verdacht, daß der Prozentsatz der Frauen, die schwuler Sex erregt bei den rein heterosexuellen und denen, die selbst schon lesbischer Erfahrungen hatten, ziemlich gleich ist. Wäre mal ne interessante Umfrage...
Hatte neulich ein interessantes Gespräch mit einem Paar, er bi, sie stock-hetero, Kernaussage: Wenn du als Frau im Swingerclub nicht auf Mösen stehst, bist du schon fast aussätzig. Aber wehe die Jungs gehen sich mal an die Genitalien, da ist die Spielwiese ruck zuck leer.
Jetzt sind wir keine Swinger, aber bei den Events, wo wir diese Szene beschnuppern durften, war ganz schnell klar, daß in dieser doch so toleranten Szene dabei dann der Spass doch ganz schnell ein Loch hat. Und der gute Shibarist, der ja schon bewußt vorsichtig formuliert hat, mußte sich hier schon auch etwas dafür rechtfertigen, daß er´s eigentlich von einem Mann nicht gemacht kriegen möchte.
Fazit: Da ist so wahnsinnig viel Dampf in dem Thema, und es endet immer in den gleichen Argumenten (z.b. Bonobos, Reproduktion). Toleranz ist aber keine Kunst, wenn alle die gleiche Meinung haben, sondern das Akzeptieren konträrer Standpunkte als dem meinen ebenbürtig. Drum kann ich gut nachvollziehen, wenn Herr Shibarist lieber von Frau Shibarista als von Herrn Sodomist beglückt werden will, da ist gar nix schlimmes dran. Und dass mit ihm zusammen 80 % der Menschheit keine homoerotischen Anwandlungen haben, ist auch nicht problematisch und durch eine rigide Erziehung verursacht, sondern es ist... halt einfach so. Das muss man als pan-, bi-, trans- oder wie auch immer sexueller auch nicht schlimm finden. Die öffentliche Meinung (was immer das auch ist) neigt zu schwarz und weiss, es besteht momentan ein relativ hoher Druck, diese "nicht-traditionellen Partnerschaften", ganz bewußt in Gänsefüßchen, gut zu finden. Falls nicht, ist man ein intoleranter Arsch. Tertium non datur, womit wir dann wieder bei der weiter oben behaupteten Axiomität wären. Und spätestens seit Watzlawik wissen wir daß das halt Käse ist. Es könnte einem, zum Beispiel, auch einfach wurscht sein. Das wäre dann in meinen Augen der ideale Endzustand, daß darüber nicht mehr grundsätzlich, sondern nur noch auf gesellschaftlich irrelevantem Niveau gestritten wird, so wie ob jetzt die dunklen oder die rothaarigen rassiger sind, oder ob Bayern oder Dortmund den schöneren Fußball spielt. Womit sich der Kreis wieder schließt.
Wer das jetzt bis hierher gelesen hat, kriegt jetzt natürlich auch noch meine Gefühlswelt erklärt.
Ich habe Zeit meines Lebens immer nur Frauen geliebt, was der daraus resultierenden Erotik diesen ganz besonderen Wert verleiht, den mir eine rein sexuelle Erfahrung, ganz egal ob mit einem Mann, Frau oder Paar, so nie vermittelt hat. Eine Beziehung mit einem Mann kann und konnte ich mir nie vorstellen, und da liegt der wesentliche Unterschied. Und ich fände es, um die Eingansfrage des TE zu beantworten, total! schade!, Sex mit einem Mann zu haben und es nicht zu wissen. Das wäre nur die halbe Freude.
Stefan