100% Karriere + 100% Mutter = 200% ????
Für mich ist die "Politik" nicht Schuld an der zurückgehenden Geburtenrate. Die "Politik" versucht lediglich irgendwie auf das entstandene Problem zu reagieren.
(Herrlich, wie man immer so schön in der "Politik", im "Staat" und anderen Institutionen Verantwortungsträger für einen selbstmitverschuldeten Missstand sehen kann. Entbindet es uns nicht auf wunderbare Weise davon, selbst aktiv zu sein?! ... nur mal so am Rande..)
Und das wirkliche Problem ist, dass gut gebildete und ausgebildete (=ab Schulabschluß und Berufsausbildung) Frauen sich aus was für Gründen auch immer GEGEN Kinder entscheiden. Einerseits BRAUCHEN wir so viele und gutausgebildete Arbeitskräfte wie nur möglich, und nicht nur aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern auch aus Gründen der Bildung, des geistigen Potentials einer Bevölkerung, aus dem zukünftige Generationen schöpfen können (wenn es denn interessiert, was nach einem kommt). Andererseits brauchen wir auch MENSCHEN, die sich um die KLEINEN Menschen kümmern, sie erziehen, ihnen ein Umfeld schaffen, in dem sie sich entfalten und gedeihen können (und ich kann mir so ein Umfeld: 33 Kinder mit 2 Erzieherinnen täglich von 8-17.00 in einer KiTa einfach NICHT vorstellen!)
Und sich hinzustellen und zu sagen: Der Staat soll.... ich kann/will nicht, weil der Staat nicht.... Das reicht einfach nicht. Hier als Erinnerung Kennedy's Zitat: „Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!“ Ich ersetze gedanklich "Land" durch wir/ich und uns/mich. Denn der "Staat": Das sind im übrigen WIR und nicht irgend so ein nebulöses Gebilde!
Natürlich, wenn der "Staat", also wir etwas von den Frauen wollen, dann müssen wir (der Staat) auch etwas dafür tun.
ABER: Zudem müssen wir auch auf individueller Ebene (also die/der Einzelne) dieses Begehren unterstützen, oder eben nicht und dies begründen. Das heißt, die Dinge ehrlich zu betrachten und etwas von unserem Egoismus und unsere etwas naive Vorstellungen von GERECHTIGKEIT FÜR ALLE und ALLES IST MACHBAR aufgeben. Und als berufstätige Frauen KLARE und EINDEUTIGE Vorschläge/Forderungen bringen. Heißt aber auch und vor allem, die
Bedürfnisse der Kinder realistisch zu sehen und sich über die eigene Belastbarkeit und die Berechtigung der Forderungen in diesem Zusammenhang im Klaren werden.
Vielleicht liegt es an der "Gesellschaft", die den Frauen mit Erfolg vermitteln konnte: Ihr könnt wählen, auch zwischen Mutter-Sein und Karriere-im-Beruf.
Eben: Wählen ZWISCHEN. Es ist doch utopisch bis anmaßend anzunehmen, dass dies so unter einen Hut zu bringen sei. Was ja nicht heißt, dass man nicht daraufhin arbeiten kann, um den bestmöglichsten Kompromiss zu erzielen. 100% Karriere und 100% Familie - an diesem Maß wird leider das, was die Frauen tun, was sie erreichen, gemessen. Und umgekehrt: Damit ich als Frau auch 100%ig meiner Karriere nachgehen kann (denn anders geht es bei der Konkurrenzlage ja nicht), muss der "Staat" etwas für mich tun (oder ich muss soviel Geld haben/verdienen, dass ich mir eine Tagesmutter - bin ich dann eine Nachtmutter?? - leisten kann.)
Ich habe kein Problem damit zu sagen: Ich bekomme beides nicht hin: Voll Karriere, Voll Mutter.
Kind mit 40 Fieber zuhause, sorry, da kann ich mich nicht voll auf meine beruflichen Aufgaben konzentrieren.
Anstrengende Besprechungen am morgen, da kann ich nicht nachmittags die gleichen Nerven wir ohne haben.
Und dann abends zu REDEN mit den Kindern, Familienleben zu geniessen und nicht abzuarbeiten (Kennt das einer: Heute "machst" du die Kinder...), Gutenachtgeschichte, Kuscheln.
Kinder bekommen ziemlich schnell heraus, wann sie ein abzuarbeitender Tagespunkt sind und wann sie geliebte Wesen sind, die das Leben bereichern. Und solange Kinder für manche Frauen etwas sind, was sie an ihrer Entwicklung, ihrer Freizeit, ihrer Selbstverwirklichung, ihrem Eheleben, dem Ausleben ihrer Bedürfnisse HINDERT: Lieber sein lassen.
So ein kleiner Mensch hat nämlich auch so seine Bedürfnisse, die eben nicht einfach terminlich so zu platzieren sind, wie es gerade paßt.
Ein Deal, ein Auftrag, eine buchhalterische Aufgabe, all das kann warten. Die Seele eines Kindes nicht. Und ich behaupte mal, ein Kind kann sehr wohl erkennen, wann seine Mutter arbeitet, weil sie MUSS, und wann sie arbeitet, weil sie es zuhause nicht aushält.
Der perfekte Spagat ist NICHT möglich. Und ist das wirklich sooo schlimm, dass Frauen eben nicht ALLES unter einen Hut bekommen können? Männer können es doch auch nicht, keiner erwartet es von ihnen, sie selbst auch nicht von sich. Doof ist nur, wenn man es als Frau "auf's Brot geschmiert" bekommt, sobald mal was nicht 100%ig klappt!
Besonders frech finde ich in diesem Diskussionszusammenhang den Spruch (leider häufig von Männern): Soll die erstmal beweisen, dass SIE das ebenso wuppen kann wie wir Männer.
DAS können Frauen auch, aber eben nur OHNE Kinder.
Oder der verachtende Blick einiger (berufstätiger) Frauen, wenn andere sagen, sie seien "nur" Mütter...
Ich habe meine Antwort auf das Dilemma gefunden:
Ich bin ein Mensch, der versucht, die Dinge, für die ich verantwortlich bin, verantwortlich und bestmöglich anzugehen und die Dinge, die ich mir selbst aufbürde und zu denen ich Lust habe, mit meinen Verantwortlichkeiten in Einklang zu bringen. Und da ich ein Mensch wie jeder andere bin, bekomme ich diese Dinge mal gut und mal schlecht hin. Und ich trage die Konsequenzen und muss mein schlechtes Gewissen ALLEINE aushalten, wenn ein anderer unter meinem Egoismus leiden sollte.
Und ich danke dem gütigen Schicksal, dass meine Umstände dergestalt sind, dass ich "von aussen" keine großen Brocken vor die Füsse geknallt bekommen habe.
Denn gerade diese Diskussion darf nicht - wie die über Ethikfragen bei der Organtransplatation und Gentechnologie, mit der Arroganz der Unbetroffenen geführt werden.
Denn dass alles für diejenigen getan und bereitgehalten werden muss, die der Unterstützung bedürfen und sie nicht nur ausnutzen, darüber brauchen wir an dieser Stelle ja nicht zu debattieren, oder?