Mit dem Thema Beschneidung bin ich schon als 12 jähriger konfrontiert gewesen. Einer meiner damaligen Klassenkameraden wurde - dem vernehmen nach auf Befund des Schularztes hin - in den Ferien beschnitten. In der Umkleidekabine war es allen in der Klasse offensichtlich und die
Vorhaut war wochenlang Thema für alle Jungs. Keine Mütze zu haben war plötzlich cool, für zwei weitere sogar so cool, dass Sie dem Beispiel schon in den nächsten Ferien folgten.
Selbst war ich damals neugierig, hatte aber ordentlichen respekt vor dem unumkehrbaren Vorgang. Schon zu der Zeit gab es auch für mich einen entsprechenden Befund wiederkehrender Vorhautentzündugen und eines entschieden zu kurzen Frenulums, was sicher schon von Anfang an für eine OP ausgereichend gewesen wäre. Im Lauf der Jahre ist die Diagnose der wiederkehrenden Entzündigen noch von 2 weiteren Ärzten wiederholt worden, jeweils von beiden mit dem Hinweis versehen, dass das zwar keine Indikation für eine Beschneidung sei, aber durchaus eine Lösung für das Problem darstellen könne.
Lediglich das zu straffe Frenulum, das eine Indikation hätte sein können, hat sich gewissermaßen von allein erledigt: beim ersten Geschlechtsverkehr ist es zum äußersten Schrecken meiner damaligen Freundin und unter Verursachung eine furchtbar blutigen Sauerei gerissen. Möglicherweise dem Schrecken geschuldet kann ich mich aber an keinerlei Schmerz dabei erinnern. Trotzdem hat es noch bis nach dem 33. Lebensjahr gedauert, bis ich mich zu der Entscheidung habe durchringen können. Ich möchte da mal auf die Fragen eingehen:
Welche Bedenken oder Zweifel habt ihr hinsichtlich der Operation und bei wem habt ihr euch beraten lassen?
In den vielen Jahren die mir das Thema immer wieder begegent und durchaus gelegentlich durch den Kopf gegeistert ist, hatte ich viel Zeit zu lesen. Die Entscheidung ist nun 4 Jahre her, es gab schon viele Informationsseiten im Internet, wie auch Diskussionsforen wie dieses.
Das alleine hat nicht zur Entscheidung beigetragen, aber enorm geholfen, eine Meinung zu dem Thema zu entwickeln wie auch eine Vorstellung von einem möglichen Ergebnis. Schließlich findet eine Beschneidung nur ein mal statt und - das sollte jeder, der sich mit dem Gedanken trägt, bedenken - das Ergebnis kaum noch zu korrigieren oder umzukehren. Ab ist ab.
Pornofilme haben darüber hinaus geholfen, eine genaue Vorstellung zu entwickeln wie der Penis ohne Vorhaut aussehen kann, und so im nachhinein betrachtet sogar dazu beigetragen den Wunsch zur Beschneidung zu stärken und zur Entscheidung zu kommen.
Mit dem gewonnen Wissen über High vs. Low sowie Tight vs. Loose wie auch dem Internet konnte ich dann einen Arzt finden, der mit diesen Begriffen vertraut war und auch sonst den Vorgang für mich vertrauensvoll zu erklären.
Und obwohl ich ein gutes Gefühl bei dem Arzt wie auch dem besprochenen Ergebnis hatte, habe ich erst einmal keinen Chirurgietermin nach dem Beratunsgespräch im Frühjahr vereinbart.
Was hat bei euch den Ausschlag gegeben, euch beschneiden zu lassen?
Etwas schwer festzuhalten ist der eine Moment, in dem die Entscheidung gefallen ist. Es gab über einen langen Zeitraum immer wieder Ereignisse, die das Thema in die Wahrnehmung gerückt haben, aber der Prozess hat sich lange Zeit gelassen und so alle Bedenken ausgeräumt.
Der eine Moment könnte eine weitere Entzündung der Vorhaut gewesen sein, wenige Wochen nachdem bereits alles mit dem Arzt alles besprochen war. Und so ist im zweiten Durchgang dann auch erst der Termin vereinbart worden, bevor es noch eine weitere Vorbesprechung gab. Nur 3 Tage später, an einem Freitag Nachmittag, war die Haut ab.
Hat sich euer Gefühlsempfinden verändert, seitdem ihr beschnitten seid?
Auch dazu lässt sich sicher keine absolute Aussage treffen. Sicher ist nun alles etwas anders, schließlich ist da kaum noch Haut, die sich beim Verkehr oder beim Onanieren bewegen würde. Aber das bedeutet in keiner Weise, dass es nicht noch alles Spaß macht oder seltener stattfindet. Vielleicht hat sogar die Auseinandersetzung mit der Anatomie geholfen, den Penis besser zu verstehen.
Wie lange habt ihr nach der OP auf Sex verzichtet?
Etwa 3 Wochen, bis die verheilung abgeschlossen war und fäden vollständig aufgelöst.
Habt ihr Tipps für diejenigen, die eine Beschneidung erwägen?
Jeder, der über einen solchen Vorgang nachdenkt, sollte sich bewusst machen, dass die Entscheidung nicht umzukehren ist. Es gibt viele Resourcen sich eine Meinung zu bilden, und dafür sollte man sich genug Zeit nehmen um ganz sicher zu sein und sich nicht von Wünschen der Partner, Eltern usw beinflussen lassen. Ausserdem ist es wichtig, mit einem Arzt zu sprechen, von dem man ein gutes Gefühl hat, die Wünsche zu verstehen.