Auf Shoppingtour mit prall gefüllten Taschen
Es war Samstag, Lara und Tom saßen beim Frühstück und schwiegen sich wieder einmal gegenseitig an. Tom las in der Zeitung und Lara blies wie immer Trübsal. Ihr wollte einfach kein geeignetes Gesprächsthema einfallen.»Schatz, ich brauche neue Sachen zum Anziehen. Hast du Lust wieder einmal mit mir shoppen zu gehen?« Noch ehe sie genau wusste, warum sie das eigentlich wollte, waren die Worte auch schon aus ihr herausgesprudelt.
»Von mir aus. Samstag in zwei Wochen hätte ich Zeit, dann können wir gerne in die Mall fahren.« Tom verzog das Gesicht. Die Aussicht auf einen langen Tag, an dem er von einem Geschäft ins andere trottete, immer hinter Lara her, erregte nicht gerade seine Begeisterung.
Lara schien seinen fehlenden Enthusiasmus zu bemerken. »Ich mache dir einen Vorschlag, ich ziehe ganz sexy Wäsche untendrunter an, dann hast du auch immer was zum Anschauen, wenn ich mich in der Kabine umziehe.«
Tom dachte über ihre Idee nach. Er hatte doch keinen Vogel. Nicht nur, dass er einen Tag lang von Geschäft zu Geschäft latschen musste, auf der Suche nach weiß Gott was für uninteressanten Klamotten. Nun sollte er sich auch noch ständig an ihrem Anblick aufgeilen, ohne dass Erleichterung in Sicht wäre. Warum war es an ihm, zweifach gequält zu werden? Wenn jemand Qualen als gerechten Ausgleich für ihren Shoppingwahn verdient hatte, dann doch wohl Lara. Es musste doch eine Möglichkeit geben den Tag auch für ihn ein bisschen interessanter zu gestalten.
»Ich mache dir einen Gegenvorschlag«, sagte Tom nach kurzer Überlegung. »Wir gehen Samstags in zwei Wochen in die Shopping Mall und alle Kleidung, die du dir dort aussuchst, also Schuhe, Röcke, Hosen, Unterwäsche, Blusen, Leiberl, Jacken und was sonst noch alles, werde ich bezahlen. Unter einer Bedingung.«
»Welche?«
»Eigentlich sind es zwei Bedingungen. Erstens, ich darf deine Unterwäsche für den Tag aussuchen …«
»Moment! Ich will an dem Tag jede Menge Gewand anprobieren. Ich muss mich also halbwegs darin bewegen können und auch mal mit den Sachen aus der Kabine herauskommen dürfen, um mich ordentlich im Spiegel zu betrachten. Es darf unter normaler Kleidung also nicht hervorschauen, durchdrücken oder sonst was.«
Tom begann anzüglich zu grinsen. »Keine Panik Schatz. Ich rede von nichts Außergewöhnlichem. Nur deinen BH und deine Unterhose. Mehr suche ich nicht für dich aus.«
Das kam Lara doch ein wenig seltsam vor. Normalerweise enden solche Ideen von Tom damit, dass sie Wäsche trug, die weder unter der Kleidung anständig zu verbergen, noch irgendwie über längere Zeit im Alltag tragbar war. Dass er sich mit der Auswahl von BH und Unterhose begnügte, war so gar nicht sein Stil. Vor allem nicht, wenn er dafür im Gegenzug ihre Klamotten finanzieren wollte. »Und zweitens?«
Toms lächeln wurde breiter. »Immer wenn du dir ein Kleidungsstück ausgesucht hast, musst du drei Mal das machen.« Tom hob seine Hand und hielt sie ihr mit der Handfläche vor das Gesicht. Er streckte die Finger ganz aus und schloss danach die Hand zu einer Faust. Das Ganze wiederholte er noch zwei Mal. Für Lara sah die Geste aus wie das unbeholfene Winken eines Kleinkindes. »Und zwar genau dann, wenn ich es dir sage«, ergänzte er.
»Ich muss für jedes Ding, das du zahlen sollst, dreimal das machen?« Lara imitierte das von Tom vorgezeigte Kinderwinken. Hand auf, Hand zu. Was hatte das für einen Sinn? Jetzt wurde Lara richtig misstrauisch. »Warum? Was soll das bringen?«
Tom lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Arme. »Das sind die Bedingungen. Haben wir einen Deal oder nicht?«
»Erklär mir doch einfach, was das soll.«
»Nein! Da gibt es sonst Nichts zu erklären. Mach es oder lass es.«
Lara fühlte, dass sie irgendetwas Wichtiges übersah. Tom hatte dieses dreckige Grinsen im Gesicht. Aber die Chance auf einen ganzen Shoppingtag auf Kosten ihres Göttergatten wollte sie sich nicht so einfach entgehen lassen. »Wir gehen shoppen. Du bezahlst alles. Du suchst mir nur BH und Unterhose aus, mehr nicht. Und für jedes Kleidungsstück muss ich drei Mal so machen.« Lara gestikulierte direkt vor Toms Gesicht herum.
»Ja, drei Mal und zwar dann, wenn ich es dir sage.« Toms Herzschlag beschleunigte sich, als er auf ihre Antwort wartete.
»Deal!«
»Deal!«, stimmte Tom hoch erfreut zu.
Diese Freude in seiner Stimme trug nicht gerade zu Laras Beruhigung bei. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen?
Auch nachdem sie zu Ende gefrühstückt hatte, blieb Lara ihre Verunsicherung erhalten. Tom wirkte plötzlich einfach zu gut gelaunt, als ein in sein Arbeitszimmer verschwand. »Ich habe noch kurz etwas zu erledigen«, waren seine einzigen Worte gewesen.
Lara grübelte noch eine Zeit lang über ihre Abmachung nach. Es half jedoch nichts. Jetzt konnte sie es ohnehin nicht mehr ändern. Sie musste einfach abwarten ...