Eine rein subjektive Betrachtung...
Persönlich muss ich sagen - und das Warum will sich mir selber noch nicht erschließen -, dass sich bei Frauen, mit denen ich mir ernsthaft eine Beziehung hätte vorstellen können - und diese lassen sich problemlos an einer Hand abzählen -, nur selten bis nie ein starkes sexuelles Begehren einstellte, wenngleich sie alle durchaus attraktiv waren. Andersherum habe ich bei Frauen, die starkes Begehren in mir hervorgerufen haben - und unter denen sich immer wieder solche befanden, die ich rein vom Äußerlichen her nicht für attraktiv befunden hätte -, oft genug Zweifel gehegt, ob ich mir mit ihnen eine (längerfristige) Beziehung vorstellen könnte. Aus diesen Umstand lassen sich aus meiner Warte zwei Punkte ableiten:
1. Wenngleich dem Äußere eine gewisse Bedeutung zukommen mag, ist es keinesfalls das ausschlaggebende Kriterium. Andernfalls fiele es bei der Vielzahl attraktiver Frauen schwer, je durch die Stadt zu gehen ohne sich selbst vor Begehren zu verzehren. Das genaue Gegenteil ist der Fall - viele Menschen mögen nach den Maßstäben des allgemeinen (oder eben persönlichen) Schönheitsideals zwar überaus schön sein, sind aber v.a. - und man möge an dieser Stelle meine Wortwahl entschuldigen - langweilig! Was fehlt ist in diesen Fällen der gewisse Zusatz, der eine Person anziehend macht, ein Lachen, eine Geste, Gedanken, Worten, Taten... was auch immer.
2. Ist sexuelles Begehren nicht an verliebt sein gebunden - wenngleich ein gewisses Maß an Schwärmerei nicht schaden dürfte - und ich frage mich, warum immer noch so häufig Sex an Partnerschaft gebunden wird bzw. Sex außerhalb der Partnerschaft als 'No-go', 'Betrug' etc. gewertet wird. Ist es nicht möglich sich zu Menschen aufgrund unterschiedlicher Merkmale hingezogen zu fühlen? Bei der einen Person mag es der geistige Austausch sein, bei der anderen die Einzigartigkeit des sich fallen lassen können und mit wieder jemand anderem Teile ich womöglich spezielle sexuelle Phantasien die ich weder mit A, noch mit B ausleben kann.
Nun möchte ich jedoch nicht behaupten, dass mich die Vorstellung, meine Freundin - oder eine Person zu der ich mich stark hingezogen fühle - habe Sex mit zig anderen Männern, kalt ließe. Selbst wenn ich es mir anders wünschte, bin ich dazu doch zu sehr durch unsere hiesigen Moral- und Wertvorstellungen - v.a. bezüglich der 'anerkannten' Beziehungsmodelle - geprägt und so ist es ein langer und langsamer Weg des Lernens und Umdenkens.
Kurzum, Partnerschaft und Sex scheinen mir zwar keine grundsätzlich getrennten Dinge zu sein, aber doch jew. ihre eigene Existenzberechtigung zu haben. Somit halte ich auch sexuelles verlangen gegenüber unbekannten/fremden Personen für vollkommen natürlich und legitimiert. Wenn es zur Verminderung - wenigstens aber zum Hinterfragen - von Besitzansprüchen (Mein Mann, Meine Freundin etc.) in Beziehungen führt sogar für wünschenswert. Das sie eine Gefahr für eine bestehende Beziehung darstellen, kann meines Erachtens nicht per se aus ihrem Vorhandensein geschlossen werden.
Aber mehr noch: Wie viele von uns gehen eigentlich offen mit diesem sexuellen Verlangen um - sei es nun, dass es sich auf eine fremde Person oder auf jemanden aus dem weiteren Bekanntenkreis bezieht? Im Falle einer fremden Person können wir ggf. wild los flirten ohne Spätfolgen fürchten zu müssen, bei einer Bekannten kann dies schon eher zu Diskrepanzen führen - aber warum gehen wir nicht einfach auf die entsprechende Person zu und sagen ihr, dass dies und jenes und (gerade?) anzieht und wir sie gerne in den Arm nehmen, küssen oder Sex mit ihr haben möchten. Ein Kompliment kann es, je nach Begründung und Auftreten des handelnden Akteurs, allemal sein und festgeschrieben, dass aus den Worten Taten folgen müssen, ist nichts.
Damit genug der vielen Worte und angenehmen Abend...