Fremd
Ich war nie hier und niemals echt,mir kam ich wie auf Reisen vor.
Ich fand mich meistens viel zu schlecht
und was ich aus der Sicht verlor,
das schwebte mir als Traumbild, hoch
an meinem Horizont –
ich war mich selber nie gewohnt.
Was ich hier sah, das war mir fremd,
ich konnte mich nicht arrangieren.
Ich habe mich bewusst geschämt
und wollte mich zur Unschuld küren,
blieb immer gern in meinem Joch
und täuschte mich so gut es ging –
wobei ich mich im Netz verfing.
Im Netz aus Lügen und Betrug,
woran ich selbst mit tätig war
und wenn mich eine Blindheit schlug,
dann wurde ich des Glücks gewahr,
das nach morbidem Ausweg roch.
Ich drehte mich in meiner Art –
das nannte ich dann „Gegenwart“.
So blieb ich fröhlich kleinkariert
und ich entging mir selber kaum,
ich gab mir Vorschub, ungeniert,
unendlich großen, freien Raum,
ich ignorierte dieses Loch,
das nun erkennbar „Fremdling“ heißt –
und deshalb bin ich nun vereist?
Ich fühle nichts was mich erfüllt,
mein Freund ist die Melancholie,
die das Bedürfnis „Leben“ stillt,
denn das erreicht sein Planziel nie.
Zur Kurzweil denke ich: dennoch
betrachte ich was kommen mag –
und bin mir fremd an jedem Tag!
©Sur_real