Ich konnte in jungen Jahren mit BDSM so gar nichts anfangen. Bei mir ging es im Alter von 30 Jahren los; das erste Interesse wurde geweckt, als ich seinerzeit mit Bekannten einen BDSM-Shop in Hamburg besuchte. Ich fand das erst alles total schräg, aber in dem Geschäft auf eine gewisse Weise faszinierend - auch wenn es anfangs ein bisschen die Faszination des Grauens war.
Aber die Neugierde hatte mich gepackt, sodass ich mich in den kommenden Monaten immer mehr mit der Materie beschäftigte und mich tiefer einlas. BDSM war für mir damals eine rein spielerische Sache - also irgendwie mal ein bisschen fesseln und leicht schlagen, alles lief aber sehr oberflächlich ab und es war noch kein wirklicher Bestandteil meiner Sexualität. Dennoch lies es mich in den folgenden Jahre nicht mehr los und meine Neugierde wurde stärker.
Allerdings konnte meine Frau mit BDSM so gar nichts anfangen (dies hat sich bis heute nicht geändert), sodass sie mir empfahl hier im Joy nach einer passenden "Spielpartnerin" zu suchen. Damals hatten meine Frau und ich nur ein Paarprofil, 2014 legte ich mir dann zusätzlich dieses Soloprofil an und ab da ging es dann wirklich los.
Der Joy bot mir viele Möglichkeiten um interessierte Frauen kennenzulernen; anfangs agierte ich diesbezüglich noch nicht immer "perfekt" und mir fehlten auch noch größere praktische Erfahrungen im BDSM.
Aber es es formte sich immer mehr heraus, was ich will - es war meine sadistische Neigung, die sich immer mehr hervortat. Dies geschah anfangs auf eine interessante Art und Weise: ich wollte damals bei meinen ersten Schlaginstrumenten herausfinden, wie sich das überhaupt anfühlen kann, also schlug ich mich damit selbst auf den Unterarm oder aufs Bein. Das hat mir total gut gefallen und ich spürte, wie lustvoll das sein kann. Und so entwickelte sich bei mir eine große Lust Schmerzen zuzuführen, denn ich wollte dieses lustvolle Gefühl bei Frauen auslösen.
So wurde ich also zum Sadisten.
Wobei ich mich nicht als "echten Sadisten" im Wortsinne sehe: ich liebe es zwar wirklich unendlich intensive und wirklich schmerzhafte Schmerzen zuzuführen, aber ich brauche dazu zwingend den entsprechenden Konterpart - also eine Sub, die genau das braucht. Ich hätte keine Lust am Zuführen vom Leid, wenn meine Sub das nicht genießen könnte. Dazu bin ich dann doch ein viel zu netter Mensch, der ja nichtmal einer Fliege etwas zuleide tun kann und diese eher aus dem Haus leitet.
Beim Kennenlernen von Frauen hier im Joy spielte ich immer mit offenen Karten. D.h. nicht "nur", dass ich meine Frau immer erwähnte, sondern auch, dass mir in den Anfangsjahren die Erfahrung fehlte. Dies schlug mir zwar oft diverse Türen zu, andererseits konnte ich mich bei den Frauen, die ich dann auch persönlich kennenlernte (und es waren nicht wenige) auch voll entfalten und weiterentwickeln. Denn ich musste keine Show machen (nicht meine Art), ich konnte so sein, wie ich bin und mein "Unwissen" mit der Zeit immer mehr mit Wissen füllen.
Allerdings sage ich auch heute nicht, dass ich "allwissend" bin - es gibt viele Dinge, zu denen ich auch heute noch keine Ahnung habe und des Weiteren mag ich es sowieso nicht, das Wissen in den Vordergrund zu stellen (es ist gut, wenn es im Hintergrund da ist, aber ich muss nicht mit Wissen prahlen, sondern komme eher durch meine unaufgeregte und ruhige Art gut an). Gerade mit einem neuen "Spielpartner" fängt man immer wieder bei null an und hier das Wissen in den Fokus zu stellen kann sehr hinderlich sein - denn jeder Mensch ist anders.
Meine Bedürfnisse konnte ich recht schnell gut in Worte fassen. Allgemein bin ich ein Mensch, der sich selbst gut reflektieren kann und der darüber auch spricht. Inzwischen habe ich eine feste Sub, die mir sehr viel bedeutet. Wir sprechen offen über unsere Bedürfnisse und somit können wir sehr tief in unsere Spielwelt einsteigen - wenngleich wir diese nicht mehr als Spiel sehen...
Unterm Strich muss sich jeder Mensch für sich selbst Gedanken machen, was er/sie wirklich will. Man sollte sich nicht von äußerlichen Einflüssen abhängig machen - es ist weder cool als Mann dominant zu sein, noch ist es uncool als Mann devot zu sein (auch übertragbar auf alle anderen Geschlechter
). Also, wer bin ich wirklich? So ganz tief in mir drin, was fühle ich da? Den entsprechenden Weg zu gehen mag nicht immer einfach sein, aber nur der Weg wird zu wirklichem innerlichen Glück führen - das ist jedenfalls meine Meinung.