Wir trauen uns
Vielleicht wurden die Dinge ein wenig zu vereinfachend im TV-Beitrag dargestellt.
Vieles, das uns als wissenschaftlich verkauft werden soll, ist alles Andere als das, wahrscheinlich nur eine wenig überprüfte Statistik, die zum Zwecke der Geldbeschaffung aufgestellt wurde. Was ist daran wissenschaftlich? Sind da Doppelblindversuche mit einer hinreichend großen repräsentativen Gruppe veranstaltet worden? In den wenigsten Fällen. Oft verläuft das Ganze so wie bei RTL: man schickt einen Reporter auf die Straße, befragt zehn Leute und verwendet die drei Beiträge, die am Besten zur Publikumserwartung passen. Wirklich sehr wissenschaftlich!
Tatsache ist, dass sich Mitteleuropäer in der zweiten Lebenshälfte deutlich sichtbarer für Erotik und Sex interessieren als früher. Das zeigen die Frequentierung von Sexshops und Swingerclubs. Sicherlich zeigt die zunehmende Ablehnung von Bevormundung durch Klerus und Dorfmoral da auch ihre Wirkung. Aber wie steht es tatsächlich um die Bedürfnisse unserer Altersgruppe?
Ein gestresster, übermüdeter Mittvierziger hat möglicherweise weniger Lust an Erotik und Sex als ein entspannter, gesunder Mittsechziger.
Lust zu haben, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, man kann das nicht auf eine einzige Ursache zurück führen. Wer so etwas versucht muss daher scheitern, und genau so sind Statistiken zu werten, die Hormonkonzentrationen gestern und heute vergleichen. Übrigens, wenn mangelnde Lust an Hormonmagel liegt: das kann man einfach in den Griff bekommen. Mann gehe zu einem Andrologen oder frau zu einem Gynäkologen.
Vieles liegt aber auch am sich Bemühen. Wer sich nicht bemüht, mit seiner Partnerin/ seinem Partner ein liebevolles Miteinander zu pflegen, der wird in der Tat mit zunehmender Zeit nur noch Routine und damit Unlust verspüren. Menschen, denen das aufgrund von Alltagsstress widerfährt, können das vielleicht durch Paarseminare wieder in den Griff bekommen. Und ein wenig Swingen durchbricht die Routine. Wer ab und zu auswärts speist, dem wird es dann zuhause auch wieder besser schmecken.
Also: wir finden es aufregend. Und ob wir es häufiger tun als unsere Eltern wissen wir nicht: wir haben uns nie getraut, sie zu fragen. Aber wir trauen uns, Neues zu entdecken und in gegenseitigem Respekt Grenzen auszutesten.