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Wie übernehmt ihr Verantwortung für unsere Gesellschaft?60
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Veränderung unserer Gesellschaft

****mar Paar
2.113 Beiträge
Themenersteller 
Veränderung unserer Gesellschaft
Angeregt durch einen Beitrag von BFlat in
https://die-sex-ziger-60-plus.joyclub.de/forum/t1450268.was_erwartet_man_von_uns_60.html
würde ich (m) gerne ein eigenes Thema anstoßen:

Wir Sex-ziger dürfen uns inzwischen als "Zeitzeugen" betrachten, als Menschen, die im wahrsten Sinn des Wortes miterlebt haben, wie sich unsere Gesellschaft im Lauf der Zeit verändert hat.

Mich und hoffentlich viele Anderen interessiert folgende Frage sehr:

Welche Veränderungen im Laufe Eures Lebens habt Ihr aus Eurer heutigen Sicht der Dinge am bewegendsten empfunden? Wo seht Ihr Gefahren, aber auch Chancen in den gerade zur Zeit ablaufenden Veränderungen?

Und bei den Antworten auf diese Frage hätte ich noch eine Bitte. Wir sind doch inzwischen etwas weiser geworden. Können wir versuchen, diese Diskussion so zu gestalten, dass wir auf Schuldzuweisungen verzichten und stattdessen Vorschläge unterbreiten, wie man es besser machen kann?
****e57 Frau
33.118 Beiträge
Ich denke wir sind in vielen Dingen offener geworden.

Aber den Respekt den wir noch vor Erwachsenen hatten gibt es heute nicht mehr.
Das behütet sein in der Familie ist heute auch nicht mehr so selbstverständlich

Heute sieht man Frauen in unserem Alter nicht mehr an wie alt sie sind.
****ell Frau
57 Beiträge
Ja, das stimmt, wir sind in sehr vielen Dingen offener geworden.
Auf dem Land, wo ich wohne, ist die Geborgenheit in der Familie immer noch da. Was aber extrem zugenommen hat sind die "Helikoptereltern".
Liegt auch an den Möglichkeiten ganz schnell an alle Nachrichten zu kommen. Und berichtet wird leider nun mal nur über Negatives. Ich hatte als Kind unglaublich viel Freiheit. Das ganze Dorf war mein Spielplatz. Und meine Kinder hatten das auch. Meine Enkel schon nicht mehr. Es könnte ja viel zu viel passieren. Bei mir war die Gefahr die eigene Familie.

Was auch extrem zugenommen hat, ist die unselige Stimmung in den Schulen. Ausgrenzung und Mobbing sind wohl heute an der Tagesordnung. Das gab es auch schon zu meiner Zeit, aber nicht so massiv.

Was mich betrifft bin ich in vielen Dingen wesentlich gelassener geworden und kann oft nur müde lächeln über die Empfindlichkeiten der jüngeren Generationen.

Es hat eben, wie alles und schon immer, 2 Seiten. Man muss sie nur sehen.

Was mich immer wieder sehr erschreckt ist die Gleichgültigkeit vor allem in den Städten. Es gibt immer mehr Menschen die einsam sterben und es wird oft erst Wochen später entdeckt.
****e57 Frau
33.118 Beiträge
Früher haben wir uns in der Schule verabredet - heute müssen die Kinder erst mal ihre Mutter fragen ob sie keine Termine haben.

wir wussten wann wir zu Hause zu sein hatten, und unsere Eltern mussten nicht immer wo wir uns den ganzen Mittag rum treiben. Niemand hatte Panik.

Fernsehen gab es Abend wenn überhaupt. Das die Jungs etwas unruhiger waren war normal und nicht gleich Hyperaktiv
**********b_810 Paar
4.495 Beiträge
frueher machte man beim sex noch das licht aus,heute ist es freier und schoener geworden.

frueher kannte man kein aids und es noch ohne verhueterli getrieben ,heute ist es leider anders.

lg luise und dirk
**********nde96 Paar
121 Beiträge
früher......
haben fast ausschießlich die mütter den kinderwagen geschoben,
heute sieht man sehr oft die väter voller stolz damit fahren.
das finden wir sehr schön.
*******ype Mann
388 Beiträge
@*****212: ... oder die Großväter!
******p50 Mann
320 Beiträge
Oh Gott, wenn man da erst mal anfängt ...
Früher haben wir uns in der Schule verabredet - heute müssen die Kinder erst mal ihre Mutter fragen ob sie keine Termine haben.
Allein schon der Begriff "Termin" läßt mich in diesem Zusammenhang erschauern.
Meine Mutter hätte überhaupt nicht gewußt, ob überhaupt und welche "Termine" ich hatte. Dafür war ich selbst verantwortlich, wie für alles andere auch, was sich außerhalb der häuslichen vier Wände abspielte.
Die Gesellschaft hat sich so stark verändert, daß Konkurrenzdenken und der Einsatz der eigenen Ellbogen eigentlich schon "überlebenswichtig" sind. Die Anforderungen in den Schulen werden schon mehr oder weniger von den Anforderungen der Industrie bestimmt, was sich bis in die Lehrpläne auswirkt.
Wir wurden noch mit umfassender Allgemeinbildung "versorgt" und nicht mit "Leistungskursen" frühzeitig zu Fachidioten herangezogen. Wenn ein ABC-Schütze heute bei der Einschulung nicht schon lesen und schreiben kann, ist er schon im Hintertreffen. Manchmal beschleicht mich auch der Gedanke, daß danach auch nicht mehr viel dazu gelehrt wird ... man lese einmal Schriftstücke von jungen Akademikern.
Unsere ehemaligen Kindergärten sind zu "Vorschulen" mutiert, wo teilweise schon eine Fremdsprache gelehrt wird. Spielen mit anderen Kindern und Freizeit ohne Leistungsdruck sind nicht mehr "en vogue". Die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder das Erlernen eines Instruments wird nicht mehr von "Spaß und Freude" bestimmt, sondern soll nur noch Vorteile in der Leistungsgesellschaft bringen. Kein Wunder das die Lütten schon "Termine" haben und die Zeit, in der wir früher auf Bäume geklettert sind, voll verplant ist. Daß der Respekt vor Mitmenschen (nicht nur vor Erwachsenen) dabei auf der Strecke bleibt und Mobbing bereits in den Schulen an der Tagesordnung ist, verwundert da nicht weiter. Schließlich ist jeder andere nur "Konkurrent" und muß möglichst effektiv ausgeschaltet werden.
"Gemeinwesen" ist inzwischen mehr oder weniger ein Fremdwort geworden und schon unseren Kleinen wird nachhaltig beigebracht, daß sich jeder selbst der Nächste ist.

Fazit: früher war alles besser ... und dann kam der Krieg, und alles wurde nen Groschen teurer *zwinker*
*******ish Frau
7.485 Beiträge
Ich möchte mich nicht einreihen ... oder anklingen lassen, dass früher alles besser war -

aber wenn ich heute mit jungen Menschen rede und ich komme ins erzählen, dann sind es die Dinge, die ich erzähle:

+ früher mußte die Ehefrau den Ehemann um Erlaubnis fragen, ob sie arbeiten darf - und der Arbeitgeber bekam - meist schriftlich die Einverständniserklärung des werten Gatten;

+ das gleiche galt für die Eröffnung eines eigenen Bankkontos auf den Namen der Ehefrau

+ wir hatten Arbeitsbedingungen - ich denke da an die Hüttenarbeiter in den Stahlkochereien, an "Untertage", und viele viele andere - die waren nach heutigen Maßstäben absolut undenkbar - die 6-Tage-Woche !

+ ich gehörte zur ersten Generation Frauen/Mädchen, die beim Kampfsport Judo überhaupt zu Meisterschaften und Turnieren fahren durften, das war verpönt und schlichtweg nicht vorgesehen für Frauen ...

und ein bischen Technik - da sind mir die Herren hier sicher Haushoch überlegen, aber
in den 80ger Jahren, der erste Computer; die Kommunikation vorher mit dem Fernschreiber war ja schon
Oberklassenliga; später dann die Kugelkopf-Schreibmaschine mit automatischem Korrekturband und Rückwärtstaste - kurz danach eine Adler mit kleinem Textspeicher ... und und und -

atemberaubende Rasanz mit der sich die Gesellschaft und das Leben in ihr entwickelt hat, mich wundert es da nicht , wenn die Werte ein wenig auf der Strecke geblieben sind - und überhaupt ....

nur manchmal und nicht überall
******p50 Mann
320 Beiträge
@silberfisch
Ich möchte mich nicht einreihen ... oder anklingen lassen, dass früher alles besser war -
War von meiner Seite auch nicht ganz so ernst zunehmen *zwinker* obwohl ja auch immer ein Körnchen Wahrheit dabei ist
Es hat sich wirklich sehr viel zum Vorteil verändert.
Das mit dem eigenen Konto war damals nicht nur den Damen verwehrt ... als ich in der Ausbildung war hatten nur die "Besitzenden" ein Konto bei der Bank. Ich bin noch mit Lohntüten groß geworden.
Die "undenkbare" 6-Tagewoche ist de facto auf Umwegen wieder eingeführt, will nur niemand wahr haben.
Sport für Frauen? stimmt da gab es maximal Tennis in der "Oberschicht" ... und heute ist sogar Frauen-Fußball "normal"
Technik? zu "meiner Zeit gab es nicht mal ein Fax und Telefon war auch nur was für "Besserverdienende".
Anfang der 70er bin ich noch täglich 300 Km Stadtverkehr gefahren um Manuskriptseiten mit Korrekturangaben von den Redaktionen in die (Blei)-Setzerei zu karren. Kann sich niemand mehr vorstellen, wo heute alles in Sekundenschnelle passieren kann ... aber auch MUSS.
Die vermeintliche Freiheit, die wir heute so gerne zitieren ... wurde seit den 70/80ern ... systematisch wieder eingeschränkt .. in jeder Hinsicht ... durch das Schüren von Ängsten und allgemeine Panik-Mache.
Der vielzitierte "Staat" greift wieder massiv in unser Leben ein um uns vor uns selbst zu schützen (Rauchverbot, Fahrverbote etc.)
Es gibt immer noch unterschiedliche Gehälter für Männer und Frauen bei gleicher Arbeit.

aber ... nichtsdestotrotz ... bin ich froh, in der heutigen Zeit und in unserer "Bunten Republik" zu leben, auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt.
****ell Frau
57 Beiträge
Ich habe vorher noch etwas extrem wichtiges vor allem für uns Frauen vergessen.
So ganz langsam verschwindet die doppelte Moral.
Als ich 19 Jahre alt war habe ich einem Gespräch zwischen meiner Oma und ihrer Schwägerin zu gehört. Sie haben alte Erinnerungen von der Zeit zwischen den Weltkriegen ausgetauscht. Und mein Erstaunen und meine Ohren wurden immer größer.
Am Ende kam raus dass das ganze Dorf in Ostpreußen kreuz und quer miteinander Fremdgegangen ist. Alle wussten es, es wurde von allen geduldet und keiner hat sich darüber aufgeregt.
Die jungen Männer mit denen ich heute Kontakt habe haben zum Glück die Einstellung dass auch Frauen ihre Erfahrungen machen dürfen ohne gleich schlecht da zu stehen.
Es ist auch auf diesem Gebiet noch ein weiter Weg, aber die Anfänge sich gemacht.
****era Frau
2.693 Beiträge
60+ oma + opa
ich habe mir gar nicht vorstellen können, dass oma und opa (ich bin heute in deren alter) sex hatten! sogar bei meinen eltern nicht! aber das wurde seinerzeit auch nicht thematisiert!
wenn ich mir heute bilder anschaue von menschen im alter 60+ und sie mit bildern aus den 1960ern vergleiche: um es im ruhrpottslang zu artikulieren: boh äh; watt sind mer jung äh!
ich schätze zwar die zeit der endsechziger mit benno ohnesorg, fritz teufel, hans langhans, uschi obermaier u.a.; sie haben als ikonen der 68er vieles neue angestossen (und nicht nur den sex betreffend), aber ich bin froh, dass ich nun im hier und jetzt lebe, das elend nicht noch einmal durchmachen muss. aber ich habe auch gewisse ängste, dass die "neue" generation mit extrem religiösen hintergrund (dabei ist es egal,um welche religion es sich handelt) versucht, das rad der geschichte auf die "steinzeit" zurückzudrehen.
der männliche teil von
alterslust
****ili Mann
2.066 Beiträge
Die Musik ist ziemlich scheiße geworden.
****ell Frau
57 Beiträge
[quote]Die Musik ist ziemlich scheiße geworden.[/quote]
Das ist Geschmackssache. Ich kann mich noch sehr gut erinnern an das Gezeter meiner Eltern über die "Negermusik" die ich Anfang der 70iger Jahre so toll fand.
Außerdem finde ich so manches was heute rauskommt richtig gut.
******p50 Mann
320 Beiträge
[quote]Die Musik ist ziemlich scheiße geworden.[/quote]
Da bin ich auch sehr "konservativ" ... und deshalb sehr froh, daß es so viele Musik-"Konserven" mit Negermusik aus der "guten alten Zeit" gibt *lol*
... und auch noch Überlebende, die, obwohl sie sich heute teilweise regelrecht auf die Bühne schleppen müssen, immer noch richtig gut sind *freu*
Hin und wieder komme ich aber auch ins Grübeln, wenn ich dran denke, daß ich beim allerersten Live-Gig der FANTA 4 dabei war (im "fortgeschrittenen Alter von 49 *zwinker*) und die äußerst *herz*erfrischend neu und bombastisch gut fand. Die spielen ja nun inzwischen auch schon in der Altherren-Liga.
Generell läßt sich wohl sagen: wer nach 25 Jahren oder mehr immer noch ankommt, kann nicht wirklich schlecht sein *top*
Warten wir mal ab, wie lange sich die jung-dynamisch-erfolgreichen von heute so halten ... vielleicht erleben wir es ja noch *zwinker*
****era Frau
2.693 Beiträge
Musik und so
Ganz erfreulich finde ich, dass der WDR 4 Hörfunk seit graumer Zeit sein Musikprogramm umgestellt hat. Sie spielen jetzt die Musik unserer Jugend und wenn mir danach ist, stelle ich laut. *love2*
Schreibt SIE
****era Frau
2.693 Beiträge
Zur Frage der TE
„Wo seht Ihr Gefahren, aber auch Chancen in den gerade zur Zeit ablaufenden Veränderungen?“

Veränderungen im Arbeitsleben, beim Schul- und Erziehungswesen, Computer etc. wurden oben schon angesprochen.
Durch Einführung und Nutzung von Computern ist heutigentags der Austausch von Neuigkeiten und Wissen sekundenschnell. Kaum jemand nutzt noch Nachschlagewerke, viele lesen nicht mehr in Papierform.

Twitter und anderen Austausch von Flatulenzen lasse ich bewusst außer acht. Aber können oder dürfen wir es uns leisten wegzuschauen und zu schweigen?

Ich fühle mich oft überfordert Wichtiges/Wahres von Unwichtigem/Unwahrem zu unterscheiden. Sicher gab es das Problem der Steuerung von „oben“ auch früher schon - nicht erst seit der Gleichschaltung im dritten Reich. Ich habe den Eindruck, dass wir über die Medien aus vielen Richtungen gesteuert werden. Selbst wenn ich nach Recherchen glaube den Durchblick zu haben, kann ich mir der Wahrheit nicht wirklich sicher sein.
Vor allem die Politik in D und weltweit ist ein undurchsichtiges Feld.

Mich erreichen häufiger Fragen zur Unterstützung von Petitionen unterschiedlicher Art. Erfolgsmeldungen im Kleinen zeigen, dass es sich lohnt Engagement zu zeigen. Mich interessiert sehr, wie Andere damit umgehen. Augen zu und durch? Nur vor der eigenen Haustür kehren? Resignation?
Fragt SIE
******p50 Mann
320 Beiträge
Auch da bin ich eher konservativ.
Ich lese weiterhin meine Tageszeitung ... und wenn ich dazu komme auch mal andere Blätter. Nicht gerade die mit den großen Buchstaben, aber das bleibt ja jedem selbst überlassen.
Bei den "drahtlosen" Medien vertraue ich immer noch unseren Öffentlich Rechtlichen am meisten, auch wenn die hin und wieder auch auf den "falschen Zug" aufspringen und sich von den elektronischen Medien mitreißen lassen. Aber bei denen kann man ziemich sicher sein, daß dort die Nachrichten nicht per "Algorithmus" individuell zugeschnitten werden. Gefiltert wird dort natürlich auch. Manche Meldungen, die man am sehr frühen morgen noch hört (Radio) verschwinden dann schnell aus dem "Angebot". Ich stamme eben noch aus der "Radio-Generation" und höre nicht nur Pop-Sendungen. Dafür bezahle ich auch gerne Gebühren und kann ziemlich sicher sein, daß über diese "Anstalten" auch weiterhin Beiträge (Filme, Dokus etc.) gefördert werden, die nicht unbedingt stromlinenförmig sind. Ich hoffe die Öffentlich Rechtlichen bleiben uns noch lange in der jetzigen oder zumindest in ähnlicher Form erhalten.
Was die Wahrheit angeht, da ist nach wie vor Vielfalt und gesunder Menschenverstand gefragt. Häufig hilft auch ein wenig Wissen über historische Zusammenhänge, um heutige Ereignisse richtig oder immerhin besser einordnen zu können.
Facebook, WhatsApp und andere Plattformen nutze ich für die private Kommunikation und nicht zur "Wissenserlangung".
*******sima Frau
2.540 Beiträge
Alterslust: Ich fühle mich oft überfordert Wichtiges/Wahres von Unwichtigem/Unwahrem zu unterscheiden.

Ich bin der Ansicht, dass wir alle nicht umhin kommen, selbst zu entscheiden, was uns jeweils besonders wichtig ist und wo wir unsere Prioritäten setzen und unsere Kräfte bündeln.

Ein afrikanisches Sprichwort lautet: "Wenn viele kleine Menschen viele kleine Dinge an vielen kleinen Orten tun, können sie das Gesicht der Welt verändern." Ich fand das immer tröstlich, wenn ich mal wieder Anfälle von Resignation hatte, angesichts der immensen Anzahl von offenen "Baustellen" weltweit und meinen begrenzten Kräften.

Ich bin eine Alt-68erin, d.h. ich habe in dem Jahr Abitur gemacht und mein Studium begonnen, erstmals alleine außerhalb des Elternhauses in einer mir gänzlich fremden, neuen Umgebung, und habe damals politisch denken gelernt und mich seither immer in vielen unterschiedlichen Zusammenhängen engagiert, die mir wichtig waren. Die Themen und Gruppierungen haben sich über die Jahre verändert, bestimmte Grundstrukturen und Prinzipien, die mir damals wichtig waren, sind es heute immer noch.

Und je älter ich werde, desto wichtiger finde ich es auch, sich immer wieder klar zu machen, dass viele gesellschaftliche Veränderungen längst nicht so schnell vonstatten gehen, wie ich mir das manchmal wünschen würde. Und darauf zu vertrauen, dass manche Kämpfe weiter getragen werden von den nachfolgenden Generationen - wenn auch möglicherweise in anderen Formen, mit anderen Mitteln und anderen Akzentuierungen.

So war es für mich unglaublich inspirierend und berührend, zu sehen, wie kürzlich in den USA junge Schülerinnen und Schüler diesen beeindruckenden Protestmarsch in Washington gegen die liberalen Waffengesetze in den USA binnen gerade mal vier Wochen nach einem weiteren Amoklauf an einer Schule auf die Beine stellten, und mit welcher Ernsthaftigkeit sie vor die Kameras traten und darauf verwiesen, dass es ihnen Ernst damit ist, hier etwas zu verändern. Ihr Argument: in zwei Jahren dürfen wir wählen und dann werden die Politiker, die sich so sehr gegen entsprechende Regelungen schärferer Waffengesetze wehren, eben von uns nicht gewählt, ist eben so simpel wie einleuchtend.

Und der letzte, der vor ihnen in der Lage war, einen ähnlichen Protestmarsch nach Washington zu organisieren, war Martin Luther King jr., der für die gewaltfreie Verwirklichung der allgemeinen Bürgerrechte aller US-Bürger eintrat, und dessen Ermordung sich vor wenigen Tagen zum 50sten Mal jährte.

Unsere Generation hat unter anderem die wichtige Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die nachfolgenden Generationen unserer Kinder und Enkel diese gesellschaftlichen Entwicklungen im Zusammenhang sehen können und dass wir ihnen glaubhaft vermitteln können, dass Zivilcourage und persönliches Engagement wichtig sind und tatsächlich Unterschiede bewirken.

Ob wir uns persönlich dabei um die Integration der Geflüchteten Menschen in unsere hiesige Gesellschaft engagieren oder um den Erhalt von bezahlbarem Wohnraum oder bessere Bedingungen in der Altenpflege oder in der Nachbarschaftshilfe oder wo sonst auch immer ist vollkommen gleichgültig, sofern wir es mit Überzeugung und verlässlich tun und in der Lage sind, unsere Einstellung und Haltung auch anderen Menschen gegenüber zu vermitteln, und zwar ohne jeden konkreten Hintergedanken, den Gesprächspartner ebenfalls für die jeweilige Sache, für die wir brennen, begeistern und "missionieren" zu wollen, denn das geht erfahrungsgemäß schief. Es genügt, wenn wir die Haltung vermitteln, aus der heraus wir handeln.

Ich halte es da mit Vaclav Havel, dem ehemaligen tschechischen Bürgerrechtler, Schriftsteller und Staatsoberhaupt, der einmal in einer Rede sagte: " Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. "

Dieser Teil fällt mir persönlich nicht allzu schwer. Hilfloser fühle ich mich hingegen auf dem Feld, Jugendlichen klar zu machen, wie sie angesichts der modernen Kommunikationsmittel und der Informationsflut, die uns von allen Seiten überrollt, sich wenigstens einigermaßen vor Fake News schützen bzw. diese identifizieren können. Der aktuelle Facebook-Skandal ist mir insofern höchst willkommen, ganz einfach weil er als Aufhänger dienen kann für einen Austausch über die Risiken und Gefahren dieser einerseits so wundervollen Kommunikationstechniken, die wir alle, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, inzwischen nutzen und teilweise schätzen gelernt haben.
****era Frau
2.693 Beiträge
Danke für die Postings
Sehr lesenswert!
Die Entscheidungen für mich und mein unmittelbares Umfeld sind nicht das, was mich umtreibt. Da fällt mir das Positionieren leichter.
Viel mehr mache ich mir Gedanken um die weltweiten Verstrickungen. Die Kenntnisse der neueren Historie überholen sich doch immer wieder und oft bin ich entsetzt zu erkennen, dass die Zusammenhänge und Verwicklungen anders sind (oder sein sollen) als bisher bekannt. Auf Arte lief unlängst ein Film über den Tod Sadam Husseins und die Auswirkungen auf den Irak. Mir waren viele Details dazu unbekannt. - Auch wenn ich oben meine Unsicherheiten beschrieb, betreibe ich doch keine Vogel-Strauß-Politik. Ich habe natürlich meinen Weg gefunden Probleme anzusehen und auch anzugehen. Diesen regelmäßig zu hinterfragen sehe ich als verpflichtend.
Es ist aber interessant zu lesen, wie es andere in etwa gleichaltrige Leute sehen.
****nka Mann
1.267 Beiträge
Ich war schon immer ein Freidenker. Ich mache mir mein eigenes Bild und stehe dazu.
Da ich mir das Recht herausnehme meine eigene Meinung zu vertreten, bin ich auch bereit, die Meinung anderer zu Respektieren, auch wenn ich sie nicht verstehe oder befürworte.
Jeder von uns konnte in seinem kurzen Leben beobachten, das sich unsere Welt in sehr vielen dingen geändert hat. Vieles zum Vorteil jedoch auch einiges zum Nachteil.
Ich Wünsche Euch allen, das Ihr noch erleben dürft, wie es unsere heutige Jugend besser macht. Ich denke das wir ihnen ein einigermaßen gesundes Fundament hinterlassen haben.
Liebe Grüße Jörg
****ili Mann
2.066 Beiträge
"Steuerung von oben" ?
@*******ust,

Sorry, als Journalist, der ich in meinem Berufsleben (nicht hier) bin, würde mich doch wirklich mal interessieren, was du glaubst, wer "von oben" steuert?

Angesehen von Redaktionsentscheidungen, ob ein Thema ein Thema ist (und das wird schon unter den Kollegen dann demokratisch an Relevanzkriterien diskutiert), ist mir in meinem Berufsleben och keine Steuerung von oben aufgefallen. Und ich habe insbesondere Medien als mein Spezialgebiet seit 35 Jahren.
****era Frau
2.693 Beiträge
herr alterslust darf einmal zitieren:
"Sorry, als Journalist, der ich in meinem Berufsleben (nicht hier) bin, würde mich doch wirklich mal interessieren, was du glaubst, wer "von oben" steuert?

Angesehen von Redaktionsentscheidungen, ob ein Thema ein Thema ist (und das wird schon unter den Kollegen dann demokratisch an Relevanzkriterien diskutiert), ist mir in meinem Berufsleben och keine Steuerung von oben aufgefallen. Und ich habe insbesondere Medien als mein Spezialgebiet seit 35 Jahren."
wenn Sie doch so ein erfahrener redakteur sind, dann irritiert mich (uns) diese frage doch sehr! in folge dessen haben Sie wohl auch noch nichts von den lobbyisten, die sich in berlin zu hunderten tummeln, gehört, gelesen, geschweige denn kenntnis genommen! wir denken jedoch nicht im klein/klein! wir denken eher global! denken Sie einmal an fatzebock (facebook) und den datenskandal; und da könnte ich eher etc. setzen. wenn Sie medien als ihr spezialgebiet setzen, werden sie auch wissen, wie medien meinungsmache manipulieren! UND: eine schlageile: oma beisst hund, zerfleischt und verspeist ihn, bringt eine grössere auflage wie : oma von einem hund zerfleischt! (soweit zu den relevanzkriterien) ich hoffe, dass Sie die ironie verstehen!
UND: von oben heisst nicht obrigkeitshörigkeit! so wie ich es in meiner jugend oft von menschen in unserem alter gehört habe! nein! es meint das kapital, das wir nicht haben, und somit die macht über die wir nicht verfügen!
****era Frau
2.693 Beiträge
korrektur
von oben heisst auch: manipulierte daten als richtig und real zu verkaufen! wie recherchieren sie in ihrer redaktion, ob daten und statistiken manipuliert sind (sein könnten)? oder recherchieren sie nur, wenn das die auflage steigert (steigern könnte)? diese frage(n) werden Sie uns garantiert nicht beantworten, da sie unter internita ablaufen!
last but not least! ein uralter spruch unter statistikern: ich glaube nur der statistik, die ich selber gefälscht habe.
in diesem sinne
alterslust
****mar Paar
2.113 Beiträge
Themenersteller 
*modda*
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