Überdosierung im Rentenalter
Überdosierung im Rentenalter
Was nicht alle wissen: Medikamente werden immer an jüngeren Menschen getestet. Danach werden die empfohlenen Dosen eingetragen. Nach neuesten Erkenntnissen wird empfohlen ab dem 65. Lebensjahr die Dosis der Präparate um 10 % und ab dem 75. Lebensjahr um 20 % zu senken. Für jede weitere Dekade werden weitere 10 % reduziert. Natürlich hängt die richtige Dosis immer vom Körpergewicht und dem Gesundheitszustand ab. Die Medikamentenabhängigkeit wird meistens unterschätzt. Wir sollten auch nicht vergessen, dass wir nicht nur an einer Krankheit leiden, meistens sind es mehrere Krankheiten: z.B. Bluthochdruck, Gelenkerkrankungen, Bandscheibenvorfall, COPD usw., dann spricht der Mediziner von multimorbiden Patienten.
1. Vor, nach oder zum Essen?
• Vor dem Essen bedeutet: Sie müssen die Tablette 30 Minuten bis eine Stunde vor der nächsten Mahlzeit schlucken. Der Grund: Auf leeren Magen wirken Medikamente schneller. Manche Tabletten haben auch einen speziellen Überzug, der nur im leeren Magen stabil bleibt, sodass sie unbeschadet bis in den Darm gelangen können, von wo aus sie ins Blut übertreten.
• Mit der Mahlzeit heißt: Sie können die Tablette zwischen zwei Happen schlucken, aber Sie können auch ruhig erst aufessen und gleich danach das Mittel einnehmen. Der Grund: Der Speisebrei schützt die empfindliche Magenschleimhaut vor möglichen Schäden durch das Medikament.
• Nach dem Essen bedeutet: Der Abstand zur letzten Mahlzeit sollte mindestens zwei Stunden betragen. Der Grund: Es gibt Lebensmittel, die die Wirkstoffaufnahme stören.
2. Wann und wie oft einnehmen?
• Einmal täglich bedeutet: Immer zur gleichen Tageszeit, zwei Stunden Puffer sind in Ordnung.
• Zweimal täglich heißt: Die Tabletteneinnahme erfolgt ungefähr alle zwölf Stunden.
• Dreimal täglich bedeutet: Das Medikament sollte morgens, mittags und zur Schlafenszeit eingenommen werden.
• Einnahme vergessen? Wenn Sie die oben genannten Zeitfenster vertrödelt haben, sollten Sie auf keinen Fall beim nächsten Mal einfach die doppelte Menge schlucken. Informieren Sie sich im Beipackzettel, was Sie tun sollten oder wenden Sie sich im Zweifel an Ihren Arzt oder Apotheker und besprechen Sie mit ihm, wie Sie sich verhalten sollen.
3. Die richtige Flüssigkeit
Am besten schlucken Sie Medikamente mit Hilfe eines vollen Glases Leitungswasser hinunter. Die Flüssigkeit hilft, dass die Tabletten oder Kapseln nicht in der Speiseröhre kleben bleiben. Außerdem führt das Wasser dazu, dass sich der Wirkstoff schnell freisetzt.
• Warum Leitungswasser? Mineralwasser enthält mitunter viele Salze. Diese sind im Normalfall sehr gesund für den menschlichen Körper. Mit einigen Wirkstoffen bilden sie aber stabile Komplexe. Diese sind dann zu groß und können nicht mehr über die Darmwand in den Blutkreislauf gelangen. Also werden sie unverrichteter Dinge wieder ausgeschieden.
• Keine Milch. Der hohe Kalziumanteil im Getränk hat den gleichen Effekt wie die Salze des Mineralwassers. Milch ist deshalb ungeeignet zum Pillenspülen. Genauso können auch Joghurt, Käse oder Quark die Wirkung verschiedener Medikamente stören. Hiervon sind vor allem spezielle Antibiotika betroffen.
• Kein Alkohol. Wahrscheinlich würde kaum ein Mensch seine Medizin mit einem ordentlichen Schluck Whisky runterspülen, und das ist gut so. Alkohol kann Medikamentenwirkungen hemmen oder verstärken. Das liegt daran, dass Ethanol, genau wie die meisten Arzneistoffe, in der Leber abgebaut wird. Nicht vergessen: Das gilt auch für den Morgen danach. Alkohol kann sich auch nach dem Schlafen noch in der Blutbahn befinden.
• Kein Grapefruitsaft. Die Grapefruit kann die Wirkung spezieller Medikamente um bis zu 70 Prozent steigern – und so zu gefährlichen Reaktionen führen. Sicherheitshalber sollten Sie jegliche Kombination des Saftes oder der Frucht mit Medikamenten vermeiden.
4. Der richtige Zeitpunkt
Unsere Körperfunktionen unterliegen tageszeitlichen Schwankungen. Da diese auch durch Hormone oder Stoffwechselvorgänge beeinflusst werden, wirken Medikamente nicht zu jeder Tageszeit gleich. Es folgen ein paar Beispiele. Falls Ihr Arzt Ihnen allerdings eine andere Empfehlung gegeben hat, sollten Sie sich an diese halten.
• Kortisonpräparate am besten morgens einnehmen. Zu diesem Zeitpunkt ist die körpereigene Produktion am größten, die Tabletten zeigen die geringsten Nebenwirkungen.
• Antirheumatika sollte man abends schlucken. Das wirkt der gefürchteten Morgensteifigkeit entgegen.
• Antiasthmatika nehmen Sie am besten abends ein. Atemnot tritt bei vielen Asthmatikern nachts auf, weil sich die Atemwege dann unter dem Einfluss des vegetativen Nervensystems verengen. Die Medikamente wirken einem Anfall entgegen.
• Säureblocker, die bei einer Überproduktion von Magensäure helfen, wirken am besten direkt nach der Mahlzeit oder vor dem Schlafengehen.
5. Wechselwirkungen mit Lebensmitteln
• Milchprodukte wie Käse, Joghurt, Quark oder natürlich Milch selbst können verschiedene Medikamente Schachmatt setzen. Das gilt beispielsweise für Antibiotika wie Doxycyclin und Ciprofloxacin. Auch die Wirksamkeit fluorhaltiger Arzneistoffe leidet unter gleichzeitigem Milchprodukte-Konsum.
• Desweiteren interagieren Käse und Joghurt auch mit speziellen Osteoporosemitteln, den Bisphosphonaten. Das ist eine besonders ärgerliche Wechselwirkung, da Menschen, die unter Störungen des Knochenstoffwechsels leiden, auf den Verzehr von Milchprodukten und das darin enthaltene Kalzium angewiesen sind. Außerdem sind weitere Regeln für die Einnahme zu beachten. Hier heißt es also ganz besonders: Packungsbeilage beachten!
• Ballaststoffe sind eine wahre Wunderwaffe. Wegen günstiger Effekte bei der Vorbeugung verschiedener Krankheiten, etwa Fettleibigkeit und Diabetes, legen Ärzte und Ernährungswissenschaftler uns Vollkorn und Gemüse ans Herz. Aber Vorsicht: Ballaststoffe können die Aufnahme von Medikamenten stark einschränken oder sogar verhindern. Also lassen Sie zwischen der Pilleneinnahme und dem Müsli lieber ein paar Stunden vergehen.
• Lakritze ist nicht jedermanns Sache. Und Patienten, die Diuretika einnehmen, tun gut daran, auf den Genuss zu verzichten. Die Süßigkeit kann in Kombination mit entwässernden Medikamenten gefährlich werden. Durch einen verstärkten Kaliumverlust kann es zu Muskelschwäche, erhöhtem Blutdruck und Müdigkeit kommen.
• Grünes Gemüse und Salat sind reich an Vitamin K. Das ist gesund und wichtig für unsere Blutgerinnung. Wenn Patienten aber aufgrund einer Thrombosegefahr bestimmte Blutgerinnungshemmer einnehmen, dann kann das Gemüse die Wirkung der Medikamente beeinträchtigen. Patienten, die entsprechende Arzneien benötigen, sollten mit ihrem Arzt besprechen, was sie beim Verzehr von Vitamin K-reichem Gemüse beachten müssen.
6. Wechselwirkungen zwischen Medikamenten
Vor allem im Alter kommt es oft vor, dass ein Mensch mehrere Mittel einnehmen muss. Manche Medikamente vertragen sich aber nicht miteinander, verstärken oder schwächen gegenseitig ihre Wirksamkeit. So zum Beispiel Phenprocoumon und Acetylsalicylsäure. Beide Mittel hemmen auf ihre Art und Weise die Blutgerinnung. Zusammen wirken sie also stärker, die Gefahr für Blutungen steigt.