Geklemmt oder geklebt? Auch ein Friseurmeister kann irren!
(aus "Kurzweiliges aus eigener Feder")Die schönsten Geschichten entstammen nicht aus der Fantasie von Schriftstellern. Sie werden vom Leben geschrieben.
Wie zum Beispiel die nachfolgende Geschichte, sie trug sich erst vor wenigen Jahren zu. Damals, und bis zum Renteneintritt war ich für eine Firma unterwegs, welche im Bereich "behindertengerechte Fahrzeugumbauten" tätig war, also Einbauten und Hilfsmittel in Fahrzeugen für entweder Selbstfahrer, für Beifahrer oder Mitfahrer für den Transport im Rollstuhl in einem Kleinbus im Angebot hatte. Den Kunden, besonders "Erstversorgern" wurde angeboten, die in Frage kommenden Einbauten kostenfrei und unverbindlich auszuprobieren.
Ich wurde also zu einem Vorführ- und Beratungstermin zu einem Interessenten in eine kleine Gemeinde irgendwo in Hessen gebeten. Wie sich herausstellen fand die Beratung bei einem verrenteten Friseurmeister statt, der sein Geschäft nach Schlaganfall aufgeben musste und nach diesem Ereignis im Rollstuhl saß. Bei dem Termin ging es um die Vorführung und das aktive ausprobieren des im Firmenfahrzeug eingebauten Schwenksitzes.
Nach über einer Stunde Beratung, Vorführung und dem ausprobieren des Drehsitzes neigte sich das Gespräch dem Ende entgegen. Ich war aufgestanden um mich zu verabschieden als der gute Mann mich darum bat noch einmal kurz Platz zu nehmen um ihm eine private Frage zu beantworten.
Er eröffnete mir, dass er sich als ehemaliger Friseur mit Meistertitel gut mit Haarschnitten, Haarteilen und so weiter auskenne und deshalb - er beugte sich ganz weit aus dem Rollstuhl und verfiel in einen Flüsterton - es würde ihn persönlich interessieren - er nickte mit dem Kopf um auf mein Haupt zu deuten - "geklemmt oder geklebt?"
Ich habe nicht verstanden was er von mir wollte Aus dem Rollstuhl gab es Nachhilfe: "Ich tippe auf geklebt, das ist heute in Mode, früher hat man geklemmt!"
Nun war ich konfus und konsterniert. Was wollte der gute Mann von mir?
Bevor ich in der Lage war die Aussagen einzusortieren folgte vom ehemaligen Friseur die Aufklärung:
"Ei, sie traache doch e Dupee, oder ned? Komplimend - ist sehr gut gemacht. Unn jetzt däd misch wägglich inderessiere - isses geklebt oder geklemmt?"
Ich war wie vom Donner gerührt, sprachlos, um Fassung ringend. Ich und ein Toupet? "Im Läwwe nedd"
Da hat man im Verlauf der vielen Jahre hunderte Begegnungen mit vielen, vielen Menschen, mit den unterschiedlichsten Charakteren, und dann kommt man in ein Dorf um dort auf ein vermeintliches Haar-Toupet angesprochen zu werden.
"Nein! Ich trage kein Toupet" stammelte ich ihm entgegen, "alles naturbelassen, kein Haarwasser, kein Gel, nichts was man meint seinem Haar gutes antun zu müssen!
Beim duschen nur ein bisschen Haarshampoo drauf, sauber auspülen, kurz anfönen - fertig."
Jetzt war der gute Mann konsterniert: "Wer in demm Alder noch so viele Haare uff dem Kopf hat der trägt doch bestimmt ein Dupee. Des kann doch gar ned anderster sein!"
Tja Herr Friseurmeister, so täuscht man sich.
Frauen würden jetzt behaupten: "Männer sind eitel!" Vielleicht haben sie Recht. Aber nur dann wenn Männer das gleiche von Frauen behaupten dürfen.