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Willi wusste es schon damals: wie die Welt untergehen wird!

********a_di Paar
508 Beiträge
Themenersteller 
Willi wusste es schon damals: wie die Welt untergehen wird!
(aus "Kurzweiliges aus eigener Feder")



Die nachfolgend erzählte Geschichte spielt Anfang der 1960-er Jahre irgendwo in einem größeren Dorf in Süddeutschland. Wie alle Geschichten aus meiner Feder hat sie tatsächlich stattgefunden.

Meine Eltern trieben damals  einen mittelständischen Bauernhof um, der zwischen der Dorfmitte und dem Waldrand lag. Fast jeder im Dorf kannte jeden, und wie so oft: in der dörflichen Gemeinschaft lebten damals wie heute heute Menschen mit speziellem Charakter. Einer davon war Willi. Wie er mit Nachnamen hieß habe ich vergessen, Willi war jedem Einwohner ein Begriff, er war eine Institution.

Das Leben meinte es nicht gut mit ihm und sein Lebenslauf formte wohl seinen eigenbrötlerischen Charakter. Vom Hörensagen wussten wir, dass er von seinem Vater als Lehrling auf dem elterlichen Kleinbauernhof geschlagen wurde. Kurz nach Ende seiner Lehrzeit wurde er zuerst zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, bald darauf folgte die Einberufung zur Wehrmacht, zunächst als Rekrut und darauf folgend direkt zum Militärdienst im letzten Krieg den er bis fast bis zum letzten Tag mitmachen musste bevor er in russische Kriegsgefangenschaft geriet und erst 1955 als einer der letzten Gefangenen wieder frei kam. Kurz vorher war sein Vater gestorben, Willi lebte zusammen mit seiner Mutter in einem kleinen Gehöft auf der anderen Seite des Dorfs. Ein paar Wiesen, kleinere Äcker, 2 Kühe, 2 Schweine,ein paar Hühner, der Hund und ganz wichtig: zwei Pferde gehörten zum Tierbestand des Kleinunternehmens! 

Willi ist mit Pferden aufgewachsen, er war auch während seiner Militärzeit mit Pferden betraut. "Pferdekundig" kann sein Wissen und die Erfahrung nur im entferntesten beschreiben, aber er war kein Pferdenarr wie man es heutzutage verstehen mag. Was Pferde anging war Willi die Koriphäe schlechthin. Seine beiden Schwarzwälder Kaltblüter waren sein ganzer Stolz, immer im besten Zustand, gut gefüttert, gestriegelt und gepflegt,  fast jeden Tag bewegt, einen Tierarzt brauchte Willi nicht, mit natürlichen Heilmitteln kannte er sich bestens aus und niemand hatte den Eindruck, dass es den beiden Pferden schlecht ging. Kurzum: was Pferde und Kaltblüter anging machte dem Willi niemand was vor!

Da die geringen Einnahmen aus dem bäuerlichen Kleinbetrieb zum Leben nicht ausreichten verdingte sich Willi als Dienstleister, wie man heute sagen würde, bei der Gemeinde,als Straßenkehrer, bei der Baumpflege und anderen Tätigkeiten um  ein paar Mark hin zu verdienen.

Leider wurde Willi im Laufe der Jahre zum Alkoholiker, ab dem späten Nachmittag war er oft beduselt, aber nicht unzurechnungsfähig. Er konnte seine Arbeit aber ohne Einschränkungen verrichten, irgendwelche Beschwerden waren nicht bekannt. Zur Ausstattung seines hölzernen Leiterwagens, hinter den er seine beiden Schwarzwälder Füchse gespannt hatte, gehörten neben seinem Handwerkszeug wie Beile, Äxte, Sägen, Ketten usw. auch zwei Behälter: zum einen eine 10-Liter Blechkanne mit Wasser für die Pferde, zum anderen ein 3-Liter Steinkrug, gefüllt mit Most, also Apfelwein. Beide Gefäße hingen unter dem Leiterwagen um sie so vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen.

Es war ein klarer Novemberabend und fast schon dunkel als Willi von den Holzrückearbeiten aus dem Gemeindewald auf dem Weg nach Hause war. Wie so oft kehrte er auf dem Heimweg für einen kleinen Schwatz bei meinem Vater in unserem Bauernhof ein. Er bog mit seinem Fuhrwerk die Strasse ab, durch einen Halbkreis wendete er das Gefährt so,  dass die beiden Pferde in der Hofausfahrt in Richtung zur Strasse zum stehen kamen. Ein heller Vollmond machte sich am Abendhimmel breit, wir Kinder spielten im Hof, während Willi in den Kuhstall zu  unserem Vater hineinwankte um mit ihm sein obligatorisches Schwätzchen zu halten. Zunächst nahmen wir kaum Notiz davon, Willi gehörte zu unserem Alltag dazu.

Nach einer Weile kam er zusammen mit meinem Vater wieder aus dem Stall heraus, mit seiner Hilfe konnte er den Leiterwagen und dem provisorisch angebrachten Holzbrett als Ersatz für den Kutschbock besteigen. Während zu erwarten war dass der Willi nun durch ein lautes "Hü" seine Pferde in Richtung nach Hause in Bewegung setzte geschah...... nichts. Willi hob seinen Blick, sah den hell erleuchtenden Vollmond am Himmel, sinnierte kurz und wendete sich uns Kindern zu: "Die Welt wird bald untergehen!". Wir Kinder lachten und brüllten, auf Nachfrage führte Willi seine astronomischen Weisheiten weiter aus: "Bei Vollmond wird die Welt untergehen". 

Selbst mein Vater erkannte dass Willi wieder mal einen über den Durst getrunken hatte und fragte, wie das den gehen solle. "Ganz einfach" erklärte Willi, drehte sich um, deutete mit der Hand auf das Heck des Leiterwagens und philosophierte weiter: "Ist ganz einfach, sie kullert halt hinten runter'". 

Wir mussten schallend lachen, unser Vater drückte dem Willi die Leinen in die Hand, führte die beiden Füchse hinaus auf die Strasse und gab ihnen einen Klaps aufs Hinterteil. Wie so oft haben die Pferde alleine und ohne große Führung ihren Stall erreicht.

Ich werde bei hellen Vollmondnächten ab und zu an Willi und den Vorfall an jenem Abend erinnert. Verschwörungstheoretiker und Weltuntergangspropheten sind mir zu diesem Thema weiter eine Erklärung schuldig, nämlich wie genau die Welt untergehen wird. Respekt also vor Willi er hat es damals schon gewusst! "Sie kullert halt hinten runter!"

Bei allem bleibt die Frage ob die Erde alleine untergehen wird, oder das ganze Weltall mit dazu. Und was passiert überhaupt mit dem Mond wenn nur die Erde untergehen wird? Vermutlich wird es mir niemand erklären können. Willi kann nicht mehr gefragt werden, er ist bald nach dem "Vorfall" gestorben. Es war eine große Trauerfeierlichkeit auf dem  Dorffriedhof, wer immer Willi kannte war anwesend um ihm die letzte Ehre zu erweisen, auch die Bauern aus den Nachbardörfern. Respekt also vor Willi. 

PS: kürzlich stolperte ich in den Tiefen des Internets über die "Liste der verpassten Weltuntergänge" - erstaunlich wie oft schon Weltuntergänge unter Angabe des Datums vorhergesagt wurden und danach nichts passiert ist. Willi hat den Weltuntergang durch "bald" zeitlich nicht begrenzt. So schlau war er schon. *zwinker*

http://www.unmoralische.de/weltuntergang.htm
*********hexer Mann
14.330 Beiträge
Hallo ihr Beiden,
schöne Grüße aus KO/NR vom Lebens-Optmisten.
Ich eine tolle Geschichte die sehr interessant geschrieben ist - mein Kompliment.
Ich hoffe es geht euch gut und ihr habt für euch die Erkenntnis gewonnen, dass auch durch Corona die Welt nicht unter gehen wird . . . im Gegenteil:
sie wird sich eher erholen und regenerieren.

LG Franz-Josef
****ne Frau
1.355 Beiträge
interessante Geschichte und der Link ist sehr aufschlußreich.....wenn die Welt "untergehen" soll dann frag ich mich immer : wohin geht sie unter? *haumichwech*
****na Frau
24.664 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wirklich schön geschrieben. Vielen Dank dafür. *g*
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