Mich hat gestern die Aussage einer unter sechzigjährigen geschockt, die kund tat, dass sie kein Smartphone hat, bzw. nutzt. Sie könne nur telefonieren und für alles andere brauche sie die Hilfe ihres Sohne
Mein Bruder toppt Deine Aussage noch: er besitzt außer einem Festnetzanschluss nicht weiteres!
Als sein Sohn vor ein paar Jahren nach Beendigung seines Informatikstudiums (sic!) wegzog hat er alles was dazu benötigt wurde abgebaut, WLAN, Rooter, sein Seniorenhandy (kein Smartphone!) usw., in einen Karton gepackt und zur Einlagerung auf den Speicher geschafft, den Telefonvertrag bei einem privaten Anbieter gekündigt und bei der Telekom den günstigsten Vertrag für Festnetz eingerichtet.
Argument: Computer, smartphone, Internet usw....alles unnötig und unnütz, Zeit- und Kostendiebstahl, Beschränkung von Lebensqualität, Ablenkung vom eigentlichen Leben. Oder anders herum: Lebensqualität ist erst dann Lebens-Qualität wenn man entsprechend darauf verzichten kann.
Erreichbar ist er am besten Sonntagabends zwischen 19-20 Uhr, werktags geht er aus Prinzip nicht ans Telefon, AB ist nicht eingerichtet. "Wer was von mir will weiß wie man mich erreichen kann, und wer mich nicht erreichen kann...sein Problem".
Tageszeitung und Radio sind die Mittel seiner Wahl, Banking wie vor vielen Jahren am Schalter, Einkauf in den versch. Geschäften über die Theke "bevor die wegen zunehmendem Online-Handel schließen müssen!".
Er scheint sein Leben zu genießen, ist sehr viel draußen in der Natur, oder sitzt im Sommer abends auf der Terrasse bei Wein, selbst gedrehter Zigarette und sinniert vor sich hin.
Nach dem Tod seiner Frau und dem Wegzug seiner erwachsenen Kinder scheint er bei diesem Zustand mit sich selbst im Reinen zu sein, meine Befürchtung, dass er immer mehr ins Eremitendasein abrutschen würde sieht er nicht so, oder er will es nicht sehen. Alles Reden habe ich aufgegeben, es ist sein Leben, nicht meines/unseres.
"Na, Du Online-Getriebener ...." so tituliert er mich beim sonntäglichen Telefonat. Im Vergleich zu unserer Lebenseinstellung hat er nicht ganz unrecht, im Verhältnis von Bruder zu Bruder wissen wir beide damit umzugehen.
Die von ihm angebotene Wette, wonach ich/wir es nicht schaffen würden, für einen Monat auf Laptop, Smartphone usw. verzichten zu können läuft noch....
paarausda_di / m