********Herz Frau
Themenersteller Gruppen-Mod
Ich bin Jahrgang 1959 und bin in einem Elternhaus großgeworden, in dem Ausbildung (oder auch Studium, ich hatte die Wahl) für ein Mädchen so selbstverständlich war wie für einen Jungen. Auch meine Mutter, Jahrgang 34, hatte einen Ausbildungsberuf und hatte Weiterbildungspläne für den Fall, dass sie nicht heiraten würde.
So hat sie geheiratet, halbtags gearbeitet bis das zweite Kind in die Schule kam und war anschließend Hausfrau und Mutter aus Überzeugung.
Erst im Beruf lernte ich Frauen kennen, die keine Ausbildung hatten, eben wegen der Aussage "das lohnt für ein Mädchen nicht". Zwei habe ich zu der Aussage im Kopf, die waren Jahrgang 1948 und 1950. Beide dann im Anlernberuf tätig, eine davon war nie verheiratet und hat bis zur Rente (ungelernt und somit schlechter bezahlt) bei einer Bank gearbeitet.
Ich selbst habe Bankkauffrau gelernt und nach dem 2. Kind keine Stelle gefunden, die sich halbwegs vernünftig mit der Familie vereinbaren ließ. Wenn die Kasse nicht stimmt und man eine Stunde länger zählt, rechnet und nachtippt, wird die geduldigste Tagesmutter irgendwann sauer. Halbtags stellte damals in der Region keine Bank ein - warum auch immer.
Also habe ich das getan, was mir auch bei der Bank am meisten Spaß gemacht hat: Kundenberatung, Vertrieb. Angefangen mit Avon Cosmetics (im Angestelltenverhältnis, ich habe die klassische Avon-Beraterin angeleitet, geschult und betreut), habe ich im Laufe meines Berufslebens von Medizinprodukten bis Heizöl so ziemlich alles verkauft, was vom Vertriebsweg her seriös war und mich den Nutzeffekt für den Kunden erkennen ließ.
Erst gegen wenige Jahre vor Ende meines Berufslebens habe ich den Personenbeförderungsschein gemacht und anfangs aushilfsweise am Wochenende, später dann noch ein paar Jahre Vollzeit Taxi gefahren. Inzwischen bin ich Rentnerin, der Personenbeförderungsschein gilt noch ein paar Jahre und ich fahre Patienten.