Im Winter 1959 entschloß sich mein Vater, der damals noch desolaten Wirtschaftlichen Lage in Berlin (West) den Rücken zu kehren und so wurde ich in eine ... damals noch ... schwäbische Kleinstadt "umgetopft".
Welch ein Unterschied!
Statt hunderter Kinos und einer Vielzahl von Theatern gab es nun gerade noch das "Central-Filmtheater" und das "Rex" mit einem sehr überschaubaren Filmangebot.
Also entschloß man sich, 1961 die kulturelle Abstinenz zu beenden und die Welt via "Flimmerkiste" ins Wohnzimmer zu holen.
Unvergessen sind (obwohl ich damals noch nicht viel davon verstand) höchst eindrucksvolle Theaterinszenierungen wie 'Mutter Courage', Dürrenmatts 'Die Physiker' etc.
... und natürlich Kulenkampffs 'EWG', die Syvestersendungen 'Schimpf vor Zwölf' der 'Lach und Schieß' und der 'Stachelschweine'.
An 'So weit die Füße tragen', 'Stahlnetz'. Durbridge's 'Halstuch' kann ich mich auch noch gut erinnern.
Serien waren "verpönt", wie überhaupt alles, was vor 20:00 Uhr auf der Mattscheibe zu sehen war
Allerdings gab es Ausnahmen, die durch die "höchstväterliche Zensur" rutschen konnten: z.B.: 'Hiram Hollyday',die schon erwähnte '77 Sunset Strip', 'Am Fuß der Blauen Berge','Fury','Lassie', 'Rin Tin Tin', 'Alle meine Tiere', 'Vorsicht Kamera' mit Chris Howland, und Slapstick wie 'Dick und Doof', Charlie Ccaplin, und Filme mit Buster Keaton.
Mit 17 war ich dann, anläßlich eines Besuchs in der alten Heimat, höchstselbst Zeuge als Willy Brandt auf der Funkausstellung am Funkturm in Berlin den berühmten Knopf drückte und plötzlich vieles in Farbe ausgestrahlt wurde.
Es dauerte dann auch nur noch knapp 2 Jahre, bis mein Vater vom "Bunt-Fernsehen" überzeugt war und in einen Farbferseher mit Kabelfernbedienung "investierte", mit der man zwar keine Programme umschalten, aber wenigstens die Lautstärke verändern konnte, ohne sich vom Sessel erheben zu müssen
. Naja ... es gab ja auch nicht viel zum Umschalten
Ich hatte damals als "Halbstarker" dann auch andere Interessen, als den Abend vor der Glotze zu verbringen