Ich gehöre eher zu den Fastnachts-Flüchtlingen, da ich in einer eher pietistisch geprägten Gegend aufgewachsen bin, wo Fastnacht keine Rolle spielte und es lediglich üblich war, dass die Kinder aus katholischen Familien am Nachmittag des Fastnachts Dienstags in Begleitung normal angezogener Erwachsener köstümiert auf den Straßen herumliefen, überwiegend verkleidet als Cowboys, Indianer und Prinzessinnen. Die beiden rivalisierenden Sportvereine am Ort hielten allerdings ihre jeweils eigene Fastnachts-Prunksitzung ab, wo in Büttenreden die Lokalpolitik aufs Korn genommen wurde. Diese Veranstaltungen waren aber beinahe ausschließlich der Lokalprominenz vorbehalten, es war fast unmöglich, als Normalbürger an Karten zu kommen, und die besten Büttenreden pflegten dann am Rosenmontag in voller Länge im Lokalblatt abgedruckt zu werden.
Später, im Studium, ging es mit einer Freundesgruppe ab Weiberfasnacht bis Aschermittwoch in die Schweiz zum Schifahren, heute verbringe ich die Tage meist bei und mit meinem Partner, der in einem Ort lebt, wo es diesbezüglich ruhig zugeht, während es an meinem eigenen Wohnort hoch hergeht, da dieser eine traditionelle Hochburg der alemannischen Fasnet ist, mit der ich persönlich eben nicht viel anfangen kann.
Allerdings gab es im Laufe meines Lebens durchaus einzelne spezielle Fastnachtsereignisse, die ich im Kreis von jeweils ortsansässigen Freunden erlebt habe und die mir damals gut gefielen, wie z.B. der Mardi Gras in New Orleans oder der Basler Morgestraich, jedoch genügt es mir völlig, da einmal dabei gewesen zu sein und es in guter Erinnerung zu behalten.