Diskussionskultur
In keinem der Internetportale die ich kenne, gibt es so viele Interventionen "von oben" wie im Joyclub. Nur ganz wenig Usergroups erkennen eine kontroverse Debatte als solche und lassen dem Wechselspiel der Meinungen freien Lauf.
Wohin läuft das Sexz'ger Forum?
Von oben kommt erschwerend eine rigide Überwachung aus dem Joy-Olymp. Offenbar wurde dort eine eigentlich ganz sympathische Frau (man kann auch ganz entspannte und durchaus weiterführende Forenbeiträge von ihr lesen) zum strafenden Würgengel gemacht, die gnadenlos dazwischenfahren muß.
Wenn Argumente mit gefühlvollem Engagement, aber ohne persönliche Verletzung mehr als als vielleicht viermal hin und herfliegen und nicht in jedem Argument mindestens ein Schlüsselbegriff aus dem Thema des Threads ('Topic') auftaucht wird die off-topic Keule geschwungen. Beiträge werden gelöscht, Threads geschlossen.
Dabei tauchen stets haarsträubende Begründungen auf:
- [] "allmählich reicht es mir" schreibt z.B. ein Moderator, und spielt sich dabei als Papi einer altpariachaischen Gesellschaft auf. ..und das im dritten Jahrtausend nach Christus in einer sich aufgeklärt und liberal definierenden Gesellschaft (Deutschland)!
"Kindergarten" eine Beschimpfung, die besonders tief blicken läßt: welche Erwartung hat denn derjenige der "Kindergarten" als Abqualifizierung in die Runde wirft an eine zeitgemäße Kindererziehung? Diese Bankrotterklärung von Forenoligarchen fällt zumeist dann, wenn mehrere Argumente herumschwirren und der pflichtgemäß mitlesende Moderator den Überblick verloren hat.
"off topic", wenn ein Seitenaspekt beleuchtet wird, welcher durchaus zum Themenstrang der Diskussion gehört
"FSK18" wird oft Keule verwendet, um Diskutanten aus der Runde zu kicken, ganz besonders wenn es um die Erörterung erotischer Präferenzen geht.
Wenn mich persönlich 'mal wieder so ein Ding trifft, so hinterfrage ich zumeist die Entscheidung und empfehle den Kids mit Moderatorenschulterklappe sich ein Vorbild an Antaghar zu nehmen. Ich erinnere mich noch gut an die lebhafteren Zeiten im Fufffffz'ger Forum, als Antaghar jede aufbrausende Diskussion rein argumentativ wieder zurück in ihre Bahnen bringen konnte. Noch heute bewundere ich die Umsicht, mit der er allen Argumenten einen Platz bescherte und dabei doch den "Topic" im Auge behielt
Zugegeben, er mußte dazu wohl viel unbezahlte Zeit vor dem Bildschirm verbringen
Zurückhaltung:
Die Macht die ein Moderator erhält, wächst Vielen über den Kopf hinaus. Das gilt ganz besonders dann, wenn ein Moderator zur Partei wird und in einem Thread mitdiskutiert. Dann wird ein Gegenargument, besonders wenn es überzeugend dargestellt wird, schnell als persönliche Verunglimpfung seiner Majestät von des Joyolymps Gnaden Moderator verstanden. Threads werden geschlossen, Artikel werden nacheditiert.
Für Moderatoren ist besondere Zurückhaltung bei der Diskussion empfohlen.
Bei vermuteten Regelverstößen sollte der Betroffene zunächst per CM direkt angesprochen werden, bevor eine offene Massregelung erfolgt.
Diskussionskultur:
Es ist schon erstaunlich, wie schlecht es uns diskussionsfreudigen 68ern gelang, diese so segensreiche Tendenz als Kultur zu installieren und den Nachfolgern zu vermitteln.
Kaum jemand schafft es, eine schwungvolle Phillippika zu verfassen.
Kaum jemand schafft es, diese als solche zu verstehen und originell zu parieren, ohne die Diskutanten dabei zu verletzen!
Bedauerlich auch, dass kaum ein Moderator zwischen Gegenargument und persönlicher Beschimpfung unterscheiden kann.
So entstehen lauwarme Threads mit Aussagen wie:
"Meine ich auch!"
"Jedem das Seine"
" G E I L ! "
Quo vadis, Sexz'ger Forum?
fragt
BFlat