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Ehrenhaftigkeit bzw. Ehre

*********2005 Paar
1.128 Beiträge
Ehrenhaftigkeit bzw. Ehre
Zugegeben: Ein Wort, das in Deutschland praktisch nicht mehr verwendet wird.
Wir, die 68er Generation wollten uns damals aus den Fesseln des Establismentes befreien. Wir wollten uns von der alten, spießigen, muffigen Gesellschaft nichts mehr aufdiktieren lassen. Dafür haben viele von uns gekämpft und sind auf die Strasse gegangen. Zudem war die alte Welt unserer Eltern durch den Krieg zerstört und in Deutschland war Aufbruchstimmung. Es boomte das Wirtschaftswunder. Wir haben viel neues ausprobiert und Unbekanntes entdeckt.
Geschäfte machen war wichter als nie zuvor. Um fast jeden Preis.
Dagegen ist im Grund nichts zu sagen. Das versucht jedeneue Generation. Die Eine mehr, die Andere weniger.
Aber wenn man sieht, was aus diesen positiven Vorsätzen heute geworden ist, muss doch die Frage erlaubt sein, ob wir es damals vor lauter Aufbruchstimmung nicht etwas übertrieben haben.
Wir haben das Kind sprichwörtlich mit dem Bade ausgekippt.
Vieles, das sich bis dahin bewährt hat und die Gesellschaft zusammen gehalten hat, wurde gleich mit vernichtet.
Bestimmte Begriffe wurden auf Grund des Nazimißbrauchs in Deutschland geächtet, welche für die gesellschaftliche Ordnung bis dahin verantwortlich gewesen waren und sich seit Jahrhunderten bewährt hatten
Stellvertretend hier, der Begriff der Ehre. Aber auch Höflichkeit, Anstand sind nur noch leere Begriffe.
Ehrenhaft zu sein, heisst ja nichts anderes, als auf sich achten, dass man nichts Unrechtes tut, um in den Augen der anderen Mitmenschen als guter, gerechter, verläßlicher Mensch da zu stehen, der die gesellschaftlichen Regeln kennt und beachtet.
Mit einem ehrenhaften Menschen kann man bedenkenlos Geschäfte machen, ohne Gefahr zu laufen, betrogen zu werden.
Die eigene Ehrenhaftigkeit war den Menschen ehemals so wichtig, dass sie lieber gestorben sind, als von Anderen als Unehrenhaft bezeichnet zu werden.
Diese Ehrenhaftigkeit gibt es heute in dieser Form nach meinder Meinung nicht mehr. Jeder betrügt nach Leibeskräften den Anderen, wenn es geht. Wir sehen es am eigenen leib sehr zu unserem Ärger fast jedes Mal, wenn wir hier im Joy andere anschreiben. Kaum noch jemand antwortet überhaut. Oder auf der Strasse die benutzung des Blinkers. Der wird nur noch benutzt, wenn man sich einen persönlichen, unmittelbaren Vorteil davon verspricht. Sonst nicht mehr. Man tut einfach nichts mehr für Andere. Selbst die Hilfe an ärmeren Mitmenschen ist von diesem Grundsatz bestimmt. Gespendet wir nur, wenn es die Öffentlichkeit mitbekommt und wenn man es absetzen kann.
Wo ist diese Ehrenhaftigkeit heute hin?
Brauchen wir Diese nicht mehr? Wäre nicht vielleicht doch alles besser und einfacher, wenn wir den Begriff der Ehre wieder anwenden würden?
Was sagt ihr dazu?
Bin ich vollkommen auf dem falschen Dampfer?
Oder ist da doch vielleicht was dran und wir sollten doch wieder alle wieder etwas mehr auf das achten, was wir tun und wie es in den Augen anderer aussieht.
*********ser77 Mann
6.931 Beiträge
Ehre oder Ehrenamt
Ich kann für meine Person nur sagen,das es auch heute noch Menschen gibt,die sich für andere Einbringen.Viele Vereine würden heute nicht mehr da sein,wenn es die Ehrenamtlichen nicht gäbe.Viele Bürger ,die sich in ihrer Komune Ehrenamtlich als Ratsmitglieder oder Sachkundige Bürger einbringen.Es gibt noch viele Beispiele für das Ehrenamt und ich sehe es als Ehre an für meine Mitmenschen da zu sein.
Geht da nicht einiges durcheinander?
Die 68er haben sich sehr an der - wenn man es so nennen will - Unehrenhaftigkeit der Vätergeneration gestört, der sich zum Beispiel in der Ignoranz des in der Nazizeit geschehenen Unrechts bemerkbar machte. Damals kannte die Mehrheit der Gesellschaft keine Ehre. Das war ein wesentlicher Antrieb für diese gesellschaftliche Entwicklung.

Mit Geschäftssinn hatte die 68er Bewegung nun wirklich nichts zu tun. Die Zeit des Wirtschaftswunders war auch 10 bis 15 Jahre schon vorbei, und wirtschaftliche Fragen waren kaum ein Thema.

Mir fehlt aus eigenem Erleben die Möglichkeit eines Vergleichs zwischen gestern und heute; die 50er Jahre hat man als Kind doch anders wahrgenommen.

Sicherlich könnte in Fragen des gegenseitigen Umgangs heute vieles besser sein. Aber ich lebe genau wegen der 'Ehrenhaftigkeit' wirklich lieber heute als in den 40er oder auch 50er Jahren.

Lieben Gruß
Rainer
*********2005 Paar
1.128 Beiträge
Ein schwieriges Thema
Die 68er haben sich sehr an der - wenn man es so nennen will - Unehrenhaftigkeit der Vätergeneration gestört, der sich zum Beispiel in der Ignoranz des in der Nazizeit geschehenen Unrechts bemerkbar machte. Damals kannte die Mehrheit der Gesellschaft keine Ehre. Das war ein wesentlicher Antrieb für diese gesellschaftliche Entwicklung.
Ich bin ja auch, genau wie die Meisten hier, erst in den 50er geboren. Daher kenne ich die Zeit vor mir auch nur vom Hörensagen und aus den Medien. Aber selbst die negativsten Berichte aus der Eltern- und Großelternzeit betonen immer wieder, dass ein sehr großer Teil der Deutschen in der Nazizeit eigentlich gute und anständige Menschen waren, die selbst unter den Nazis gelitten haben. Nur etwa ein Drittel der Deutschen führte damals wie heute die Geschicke des Landes und hat die Menschen in diesen fürchterlichen Krieg mit den bekannten, unmenschlichen Folgen geschickt. Die Übrigen versuchten weiter so anständig zu leben, wie sie es von den Eltern gelernt hatten.
Und entschuldige, wenn ich dir widerspreche. Aber ich habe auch zur Zeit der 68er gelebt. Die
Unehrenhaftigkeit der Vätergeneration
war zu unserer Zeit nie ein Thema für die Studenten. Das war höchstens ein Thema der Medien. Die Studenten auf der Strasse wollten sich lediglich vom sogenannten Establishment nicht das Leben vorschreiben lassen und eigentlich nur alles anders machen als die Alten. Ehre und die damit verbundenen Nötigungen, wurden als hinderlich angesehen und als eher störend verworfen.

Mit Geschäftssinn hatte die 68er Bewegung nun wirklich nichts zu tun. Die Zeit des Wirtschaftswunders war auch 10 bis 15 Jahre schon vorbei, und wirtschaftliche Fragen waren kaum ein Thema.
Da hast du natürlich Recht.
Der Geschäftssinn hatte tatsächlich nichts mit der 68er Generation zu tun.
Aber Geschäfte fanden doch gleichzeitig statt. Und bei Geschäfte machen ist Eherenhaftigkeit seit jeder eher hinderlich. Geschäfte beruhen ja nun mal darauf, dass man etwas verkauft, was man wesentlich billiger eingekauft oder produziert hat. Da ist die Grenze, ob der Verkaufspreis noch anständig ist oder schon nicht mehr, eher fliessend. Man sieht das an den heutigen Konzernen, die für Centbeträge in Drittländern produzieren lassen und in wohlhabenden Ländern wie bei uns verkaufen. Der Profit macht auch vor menschenleben inzwischen nicht mehr halt.
Ist es also nicht doch so, dass die Ehrenhaftigkeit, also quasi das Qualitätssiegel eines Menschen oder einer Firma, gerade bei Geschäften eine besondere Bedeutung hat?

Das Wirtschaftswunder war zu dieser Zeit noch keineswegs um. In Deutschland war bis Anfang 70er noch Vollbeschäftigung und wenn wir heute gekündigt hatten, hatten wir morgen bereits eine andere Arbeit. Nicht umsonst sah die Regierung sich genötigt, im Ausland Fremdarbeiter anzuwerben. Wir konnten den Boom damals nicht mehr allein bewältigen.

In Einem gebe ich dir unumwunden Recht!
Auch ich fühle mich in der Zeit, in der ich lebe, sehr wohl und würde zu keiner anderen Zeit leben wollen. Schon gar nicht in den 40er und 50er Jahren.
Aber vielleicht schreibst du ja mal, wo du die heutige Ehrenhaftigkeit bei den Menschen siehst. Ich kann sie kaum noch erkennen.

@*****kus
Ich hatte nicht die Leute gemeint, die Ehrenämter bekleiden.
Vor diesen Menschen habe ich großen Respekt, wenn sie es ehrlich meinen.
Aber das Eine hat mit dem Anderen leider oft kaum etwas zu tun.
In den Medien tauchen immer wieder Menschen auf, die ihre Ehrenämter benutzen, um sich unehrenhaft, sprich unehrlich oder sogar betrügerisch zu verhalten.
Und bei anderen Gelegenheiten frage ich mich machmal schon, ob nicht grade bei kummunialen Ehrenämtern die internen Informationen um Bauland oder ähnliches ausschlaggebend sind für die Entscheidung, solche Ämter zu übernehmen.

Bitte nicht falsch verstehen.
Ich zolle den ehrlichen Menschen in den Ehrenämtern sehr große Achtung und bin davon überzeugt, dass der allergrößte Teil dieser Menschen selbstlose, ehrliche Menschen sind. Aber schwarze Schafe gibt es nun mal überall.
Profilbild
******ies Mann
5.496 Beiträge
Themenersteller 
Zum Thema "Ehrenamt"
gibt es einen eigenen Thread:

http://die-sex-ziger-60-plus.joyclub.de/forum/t840406.ehrenamt.html

Über Ehre kann gerne hier weiter diskutiert werden -
über's Ehrenamt bitte über den Link oben.

"Investigator" (GG)
Ja, ein schwieriges Thema, ...
... das sehe ich auch so. Ich kann aber Deinen Optimismus, was den "sehr großen Teil der Deutschen" anbetrifft, die "in der Nazizeit eigentlich gute und anständige Menschen waren" nicht teilen. Leider! Ich hätte es so gerne anders.

Die Diffamierung der Juden, nur um auf den wohl wichtigsten Punkt einzugehen, konnte niemand übersehen; und dagegen gab es keinen Widerstand! Wer hätte die Reichskristallnacht nicht wahrnehmen können? In 1933 betrug der jüdische Bevölkerungsanteil in Deutschland 10%. Das bedeutet, dass nach den Deportationen das Mobiliar jeder zehnten Wohnung an die Nachbarn verscherbelt wurde. Wer hat sich dabei ehrenvoll verhalten?

Meine Großmutter, um einen persönlichen Aspekt mit einzubringen, hat während meiner Kindheit sehr um ihren Sohn getrauert, der 1944 in Russland vermisst war. Ich habe nie von ihr gehört, dass sie sich gefragt hätte, was er dort eigentlich zu suchen hatte. Kürzlich fand ich einige Briefe von ihm aus 1943, abgeschickt aus Belsen. Was hat er dort getan? Das beschäftigt mich sehr, weshalb ich hier auch - bitte seht mir das nach - sehr emotional antworte.

Nein, es ist eine Legende, dass die Menschen mehrheitlich anständig waren. Nach dem Krieg hat man diese Legende aus verständlichen Gründen sehr gepflegt. Die Gesellschaft der 50er und 60er Jahre war charakterisiert durch, wie Margarete Mischerlich es genannt hat, "die Unfähigkeit zu trauern". Gerade auch dagegen haben sich die 68er gewandt, weil es eben 'das Establishment' auszeichnete.

Was die heutige Zeit anbetrifft bin ich eher sehr zuversichtlich. Es gibt zum Beispiel eine freie und kritische Presse. Die aktuellen wirtschaftlichen und finanziellen Probleme sind sehr viel geringer als in der Vergangenheit. Ein Vergleich mit der Zeit 1900 bis 1950 zeigt dass manche Auswüchse des Kapitalismus verschwunden sind. In 1930 arbeitslos zu sein war wirklich anders als heute. Das ist so weil es eben doch viele verantwortlich handelnde Menschen gibt.
****imu Mann
1.296 Beiträge
zwei Seiten der Ehre
Der Begriff "Ehre" hatte auch schon früher seine Schattenseite- neben Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit gab es immer schon genug Grausamkeiten, die im Namen der Ehre begangen wurden. Das ist wieder aktuell, weil dieser veraltete Ehrbegriff aus fremden Kulturkreisen wieder zu uns gekommen ist, man denke nur an die sogenannten Ehrenmorde.
Deshalb verwende ich diesen Begriff nicht gerne. Er hat etwas Veraltetes an sich und Begriffe wie Würde, Wahrhaftigkeit und Authentizität finde ich heute passender.
In das Lamento, dass die Welt schlechter geworden ist kann ich nicht einstimmen. Es gab schon immer anständige Menschen und Betrüger. Allerdings hat das Betrügen durch die Globalisierung und die Macht der Medien heute andere Dimensionen angenommen. Für Google, Apple, Amazon, Monsanto und Co. gibt es keine Ehre sondern nur Rendite und Marktanteile.
Unsere Geschichte zeigt, dass die sogenannten Sekundärtugenden wie Zuverlässigkeit, Treue, Anstand und Ehre nichts wert sind, wenn sie für falsche Ziele eingesetzt werden. Die 68-iger haben da schon Positives bewirkt auch wenn sie in anderen Dingen blauäugig und realitätsfremd waren.
Ehre, ????
Hallo zusammen,

ich gebe mwalimu in den meisten Punkten recht und möchte das Gesagte auch nicht noch einmal wiederholen.

Ich wehre mich aber vehement dagegen, dass hier der Eindruck vermittelt wird, dass unsere Unternehmen nur noch geldgierig, skrupellos, unsozial und was weiß ich sonst noch alles sind. Ich behaupte, als ehemaliger Unternehmer und "Chef", dass die überwiegende Mehrzahl unserer Unternehmen, insbesondere die sogenannten KMU`s, ehrbar arbeitet. Natürlich muss ein Unternehmen Profit erwirtschaften; wovon sollen denn sonst Löhne, Gehälter, Investitionen und nicht zuletzt Steuern bezahlt werden?.....

Natürlich gibt es heutzutage erheblich mehr "schwarze Schafe" als früher. Da hat Mwalimu recht, das hat mit der Globalsierung der Märkte zu tun, auch mit der allgemeinen Verschlechterung der Sitten, aber das ist, mit Verlaub, der geringste Teil der Unternehmen. Wenn auch, zugegebenermaßen, sehr bekannte und bedeutende Unternehmen darunter sind.

Trotzdem bitte ich darum, kein Bildzeitungshaftes Klischee aufzubauen, nach dem Motto, "alle Unternehmen sind böse, böse, böse....

In Bezug auf die "Ehre", möchte ich anmerken, dass gerade "im Namen der Ehre" schon soviel Unheil angerichtet worden ist, dass man eigentlich ein neues Wort benötigt, welches beschreibt und beinhaltet, was mit Ehre eigentlich gemeint ist.

Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, gegenseitige Achtung, soziale Kompetenz, Menschlichkeit, und so weiter.... das alles sind Begriffe von denen ich gerne die Gewissheit hätte, dass meine Mitmenschen sie leben....dann brauchten wir das zweischneidige Wort Ehre nicht mehr.


Liebe Grüße in die Runde,

-----sixteens-----
****imu Mann
1.296 Beiträge
Ich stimme dem zu, dass ein Grossteil der klassischen Unternehmer und viele kleine Selbständige zu denen ich mich auch zähle noch einen Idealismus haben, gute Ware oder Arbeit abzuliefern und ihre Kunden und Konkurrenten fair zu behandeln.

Doch diese weden immer mehr an die Wand gedrängt von Grosskonzernen, hinter denen keine Unternehmer stehen sondern "Investoren". Einem Hedge-Fond sind Begriffe wie Moral, soziale Gerechtigkeit, Ehre, Fairness usw. doch völlig egal. Da wird nur abgewogen zwischen Sicherheit und Rendite.

Auch die aus USA kommende Tendenz, mit juristischem Winkelzügen Geld zu verdienen ist eine unangenehme Zeiterscheinung. Der sogenannte "Investorenschutz", der uns mit dem TTIP übergestülpt werden soll ist die Krönung der Unehrenhaftigkeit und ich hoffe inständig, dass dieses Abkommen nicht zustande kommt.

Das Problem dabei ist Folgendes: Wenn die Großen sich so schamlos bereichern, dann sehen es mit der Zeit vielleicht auch viele andere nicht mehr ein, ehrlich zu bleiben.
Die Ehre philosophisch betrachtet....
Selbst die Philosophie

tut sich mit dem Begriff der Ehre scheinbar sehr schwer.

Das merken wir spätestens wenn wir das Internet oberflächlich nach einer vernünftigen nachvollziehbaren Erklärung durchforsten.

Man muss schon in die „ Tiefe „ gehen um der Ehre auf die Spur zu kommen.

Wir werden immer wieder feststellen das im Abgleich „oberflächlich“ auf Begriffe wie Achtungswürdigkeit oder Respekt verwiesen wird die dem Begriff Ehre offensichtlich von der Erklärung am nächsten kommen.

Zusammengefasst kann man Ehre als sozialen Zwang begreifen, den man als Bestandteil seiner eigenen Persönlichkeit begreift und verteidigt.

Warum????

Weil das Gegenteil der Ehre nämlich die Schande ist.

In der westlichen Welt ist hiermit oft der Verlust der Ehre (siehe auch Demütigung) oder in milderer Form eine persönliche Blamage gemeint.

Wer aber mehr darüber wissen möchte den verweise ich auf folgenden philosophischen Link:

http://www.zeno.org/Philosop … adium+der+Illusion.+Das+Gl%C

Das mit der Ehre ist nämlich gar nicht so einfach, recht differenziert und mit Sicherheit hochinteressant für den der es genau wissen möchte.

Liebe Grüße

Der Malt *wink*
****imu Mann
1.296 Beiträge
Danke für diesen Link, der nun wirklich sehr in die Tiefe geht. Vieles darin Gesagte ist noch aktuell.
Allerdings wird da nur eine bestimmte Zeitepoche und die damalige noch relativ homogene Gesellschaft beschrieben. Neben der Frage, welche Veränderungen der Ehrbegriff bei uns inzwischen erfahren hat besteht heute durch die Durchmischung der Kulturen das Problem, dass unterschiedliche Ehrbegriffe parallel nebeneinander existieren und oft zu Konflikten führen können.
Das geht vom Urheberrecht über die Sexualmoral bis zu Identitätsmerkmalen als Mann, Frau oder Angehöriger einer gesellschaftlichen Gruppe.

Ehre als sozialen Zwang zu sehen trifft in den allermeisten Fällen zu aber vielleicht gibt es auch eine Art Ehre, die ganz aus meinem Inneren kommt und unabhängig von gesellschaftlichen Prägungen und Erwartungen liegt. Solch ein ureigenes, authentisches Wertesystem zu entwickeln ist nicht einfach, aber vielleicht bietet gerade das Alter eine Möglichkeit, sich in diese Richtung zu entwickeln und sich von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien.

Aber wie schon gesagt ist es vermutlich besser, da andere Begriffe zu verwenden als dieses vieldeutige und missverständliche Wort "Ehre".
Profilbild
******ies Mann
5.496 Beiträge
Themenersteller 
@ mwalimu
Wie wäre es ... vorschlagsmäßig ... mit
"WERTSCHÄTZUNG" ??

Ich glaube, dass kein Mensch von sich selbst
behaupten kann, dass er/sie "ehrenhaft" ist.

"Ehre" ist (nach meinem Empfinden) etwas,
das von anderen kommt. Eine Situation,
in der ein Mensch von anderen Menschen als
EHRLICH empfunden wird.
So etwas nenne ich "Wertschätzung" ...

Aber natürlich ist euch der Begriff "Wert" sehr
dehnbar und in verschiedenen Kulturen und
Gesellschaften ganz anders besetzt.

"Investigator" (als Gruppen-Mitglied)
********sign Frau
6.854 Beiträge
Irgend etwas in mir sträubt sich dagegen, den Begriff Ehre mit Ehrlichkeit in Verbindung zu bringen. Sicher sind ehrliche Leute heutzutage schon als ehrenhaft anzusehen. Früher war es selbstverständlich, ehrlich zu sein...

Ich ehre einen Menschen, wenn ich Hochachtung vor seinen Taten, seiner Grundhaltung und seiner geistigen Einstellung habe. Meistens ist er dann auch ehrlich, muss aber nicht.

Die schwammige Auslegung der Muslime von Ehre ging mir schon immer auf den Keks. Sie entschuldigen damit Gräueltaten und Morde und haben dadurch selber keine Ehre, die sie angeblich verteidigen.

Meine Ehre gebührt dem, der sich untadelig verhält und dadurch auch gegen den Mainstream des Lebens schwimmt.
Profilbild
******ies Mann
5.496 Beiträge
Themenersteller 
Richtig ... @ Hunny_Design
Irgend etwas in mir sträubt sich dagegen, den Begriff Ehre mit Ehrlichkeit in Verbindung zu bringen.

Man(n) muss nur mal drüber nachdenken ...

Es gibt DIKTATOREN, die alles andere sind
als "ehrlich".
Obwohl sie nur eines im Sinn haben:
Macht-Erhalt ...
werden ihre absolut Nicht-ehrenhaften Taten
von ihren "Anhängern" als ehrenhaft angesehen.

schwierig ... schwierig ...

"Investigator" (als Gruppen-Mitglied)
*****har Paar
41.020 Beiträge
Kleiner Einwurf:

Es gibt auch die zwar altertümliche, aber immer noch aktuelle Formulierung: "Es ist mir eine Ehre ...". Auch so kann man diesen Begriff verwenden und auslegen.

Ein besonderer Dank an http://www.joyclub.de/my/2003637.maltscapa.html für den Link! So kann man eine Sache auch mal gründlich betrachten bzw. ihr auf den Grund gehen.

*blumenschenk*

(Der Antaghar)
******_bw Paar
5 Beiträge
Ehrenhaftigkeit
Bei diesem Beitrag geht mir vieles durch den Kopf. Zum einen bin ich etwas erstaunt, dass man die 68 mit Kommerzdenken in Verbindung bringt. Wer hat denn in Frankfurt ganze Häuserzeilen besetzt, um die alte Bausubstanz vor Spekulanten zu retten? Dass die Aktion nach hinten losging, die alten Häuser tatsächlich gerettet aber so aufwendig saniert wurden, dass sich nur Wohlhabende dort einkaufen konnten... nun ja. Damals ging es doch gerade auch darum, das materialistische Denken aufzubrechen und den Gefühlen mehr Raum zu geben. Wie viele Eltern, die noch die wilhelminsich strenge Erziehung genossen haben, waren unfähig, ihren Kindern Liebe zu vermitteln. Statt dessen wurden sie in der Zeit des Wirtschaftswunders mit Geschenken überhäuft.
Auch die wilhelminische Erziehung gebrauchte den Ehrbegriff. Was sie aber meinte, war absoluter Gehorsam und Unterwürfigkeit. Der beste Nährboden für absolutistische Regime, auch für die Nazis. Ging man doch ehrenhaft in den Tod auf dem Schlachtfeld...
Ich erinnere mich noch an die Zeit, als Eltern ihren Kindern Gehorsam und Anstand einzuprügeln versuchten. "Schrei nicht so laut, die Nachbarn könnten es sonst hören..."
Das Bild nach außen hin war wichtiger, als das Wohlergehen des Einzelnen in der Familie. Was wurde - und wird immer noch - da alles unter der Decke gehalten... Während der Nazizeit war es gar möglich, mit dem Begriff Ehre ein reines Gewissen zu haben, wenn man Juden, Sinti und Roma, Schwule und Regimegegner ermordete. So, wie es in manchen Gesellschaften auch heute noch den Begriff des Ehrenmordes gibt. Was hat das mit "Ehre" zu tun? Was wird da geehrt? Doch nicht der Mensch - sondern eine Doktrin, eine Idee...
Ich meine, das Wort Ehre ist zurecht etwas in den Hintergrund gerückt. Weil es schon immer missbraucht wurde. Und über einen Satz bin ich dann wirklich gestolpert. Kann man jemand bedenkenlos trauen, nur weil er einem höflich begegnet und sich ehrbar gibt? Auch die Vatikanbank gibt sich nach außen hin sehr ehrbar - und steht doch auf der Liste jener Banken, die mehr als nur im Verdacht stehen, mit der Mafia Geschäfte zu machen und deren Geld zu waschen. Ich denke, Ehrbarkeit wird gerade von jenen am meisten eingefordert, die ein Interesse daran haben, Menschen mit der so genannten Ehrbarkeit in ihrem Sinne zu steuern und zu manipulieren. (Die Ehre gebietet dies oder das) Vielleicht fällt es uns deshalb auch so schwer, all die Täter im weißen Hemd und im Anzug als Verbrecher zu betrachten. Siehe Schneider, Zumwinkel, Höneß... begegnen sie uns doch in der Maske des ehrbaren....
In einem gebe ich der Verfasserin allerdings Recht: wir leben heute in einer Welt, in der die Täuschung so etwas wie zum Geschäftsmodell geworden ist. Und man den Eindruck hat, es gehe nur noch darum, wie man den anderen am besten über den Tisch zieht.
Doch Vorsicht: das war in allen Zeiten so. Und in allen Zeiten, auch in unserer, gibt es Menschen, die sich in den Dienst der Allgemeinheit stellen, die Zeit und Geld opfern, ja, selbst auf vieles verzichten, um anderen weiter zu helfen. Die aber in der Presse nicht gefeiert werden, wie z.B. Höneß ob seiner Wohltaten - nun ja, wenn man ca. 30 Mio an Steuern unterschlägt kann man ruhig 5 Mio davon spenden... und die vielleicht auch noch von der Steuer absetzen...
Ich hatte mich mal an einer Straßensammlung für kriegsgeschädigte Kinder in Bosnien beteiligt. Und nach drei Tagen wußte ich, dass ich Herren im Anzug und Damen mit Pelzmantel gar nicht anzusprechen brauche. Firmen, die ich um Sachspenden bat, bestanden darauf, in der Zeitung entsprechend gewürdigt zu werden. Ehrlich gesagt: über die 5.- DM Spende einer älteren Frau, der ich schon von weitem ansah, dass sie aus allereinfachsten Verhältnissen stammt habe ich mich mehr gefreut... auch wenn ich mit der Spende jener Firmen mehr anfangen konnte. Worauf ich hinaus will: die ältere Frau hat ganz einfach mitmenschlich gehandelt und nicht aus irgendwelchen Interessen heraus. Und so würde ich das Wort Ehrbarkeit viel lieber durch das Wort "Menschlichkeit" ersetzen.
Denn das orientiert sich nicht an irgendwelchen von außen aufgesetzten Doktrinen und selbstsüchtigen Interessen welche auch auf die so genannte Moral zutreffen, sondern allein am Wohlergehen des Menschen. Sowohl des eigenen Wohlergehens als auch das des jeweiligen Gegenübers und der Allgemeinheit.
Dieses Prinzip, übertragen auf die Geschäftswelt, würde bedeuten, dass es immer eine Win-Win Situation gibt, für den Anbieter ebenso wie für den Kunden.
Ich bin jedoch skeptisch, obwir uns in diese Richtung bewegen. Das rein kapitalistische System (wie auch das so genannnte kommunistische, welches keine Rücksicht auf die Belange des Einzelnen nimmt) mangels ethischer Grundsätze sieht etwas anderes vor...
Und dennoch sollten wir nicht aufhören, uns für mehr Humanismus einzusetzen und Fehlsteuerungen anzuprangern.
Wer mal im Duden und in Wkipedia
genau nachschaut wird feststellen das die Worte Ehrenhaftigkeit und Ehre zwei verschiedene Paar Schuhe sind.

Die deutsche Sprache ist doch schon sehr differenziert, was ich an ihr auch so liebe.

Das ist auch kein Vorwurf an den Themenersteller und sollte auch nicht missverstanden werden

Die beiden Begriffe scheinen zusammen zu gehören, tun es aber nicht.

Jeder hat einen anderen Hintergrund.

Deswegen muss man sie einfach gesondert betrachten, auch wenn das Thema hier als solches hochinteressant ist.

Und zwar zu beiden Dingen.

Zum letzten Beitrag von Floris, in seiner Breite sehr interessant, juckt es mich in den Fingern was zu schreiben und auf viele von ihm angesprochene Punkte, sachlich aus unterschiedlichen Sichtweisen, einzugehen.
Der Beitrag oder auch einige andere vorherige Beiträge bieten so viel Stoff das man ein ganzes Buch darüber schreiben könnte.

Weil es, gerade die 68er Generation, ein Thema meiner Generation ist.

Auch im Hinblick des Rückblick auf die vielgescholtene Generation unsere Väter und Mütter sprich der davor liegenden Generation aber auch der Elterngeneration dieser Väter und Mütter.
Das wurde aber auch schon von FLORIS angesprochen oder erwähnt.

Ich finde es schön wenn wir den Mut haben hier solche Themen anzugehen. Es gehört auch mit zum Aufarbeiten unser eigenen Geschichte.
Auch der Versuch unsere eigene Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Wir sind hier zwar in einem erotischen Forum mit erotischen " Schwerpunkten ", aber auch diese Dinge, wie hier beschrieben, gehören mit zu unserem Leben.

FLORIS versprochen *g* , der Beitrag von mir kommt noch. *wink*
Wenn auch nur in einem kurzen Abriss weil es sonst den Rahmen sprengen würde.

Leben ist das, was gerade passiert.


Der Malt *wink*
**********59510 Paar
98 Beiträge
Ich, 1953 geboren, fühle mich natürlich arg geschmeichelt, wenn man meinen Ausrastern während der Pubertät ein edles gesellschaftspolitisch gewirktes Gewand umhängt und mich auf den Sockel des Edlen stellt. Ja, ich habe jede Autorität angepöbelt (hinterfragt) und ging keiner Rangelei mit den Ordnungskräften aus dem Weg. Heute tun sie mir leid, weil sie jede Autorität verloren haben.
Wie gern hätte ich als Legitimation einen richtigen Nazi in der Verwandtschaft gehabt, leider waren es nur alte Sozis. Oder einen Widerstandskämpfer zum Angeben. Großmutter mit ihrer großen Klappe wurde zum Dorf-Ortsgruppenleiter bestellt und nachdrücklich um Mäßigung gebeten. Was sie, mit drei Kindern, auch tat. Großvater hatte die Druckmaschine der Kommis in seiner Gartenlaube versteckt und war ohnehin unauffällig. Diese 12 Jahre der deutschen Geschichte sollten wir allmählich abhaken. Auch meine Vorfahren hatten ihre Ehre, auch wenn sie dem heutigen mainstream unbefriedigend erscheint. Zum Glück erleben wir nicht, wie künftige Generationen über uns urteilen.
Ich wurde nur einmal mit meinem Ehrgefühl konfrontiert, als ich mich wegen meiner Eskapaden scheiden lassen wollte. Meine Frau war dagegen. Okay, ein Versprechen kann man nicht widerrufen, es kann einem nur zurückgegeben werden.
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