Louise Otto-Peters
ist eine der Ur-Mütter der deutschen Frauenbewegung und auf dem Bild, das man von ihr auf Wikipedia sehen kann, sieht sie gar nicht so frauenbewegt aus. Aber das täuscht.
Sie wurde 1819 in eine gut-bürgerliche, wohlhabende Familie in Meißen geboren und wurde mit 17 Vollwaise. Ihren Lebensunterhalt bestritt sie dann aus ihrem Erbe und ihrem schriftstellerischen/publizisitschen Wirken.
Es war eine hoch politische Zeit, in der sie aufwuchs, denn seit dem Ende der napoleonischen Herrschaft wuchs die Zahl derer, die nicht nur einen deutschen Nationalstaat wollten (das Deutsche Reich war 1806 aufgelöst worden und nicht mehr neu geschaffen, wobei es schon vor 1806 auch keine zentrale Herrschaft gab, sondern die einzelnen Staaten selbständig vor sich hin regierten), sondern sich diesen mit einer demokratischen Verfassung, mit Volkssouveränität und Freiheitsrechten wünschten.
Dafür riskierten Menschen ihren Job und kamen auch ins Gefängnis, denn die absolutistischen Herrscher vor allem der beiden großen deutschen Länder, Preußen und Österreich, waren alles andere als begeistert.
Das Ganze vermischte sich mit sozialen Konflikten in der Frühzeit der Industriellen Revolution und auch Louise Otto-Peters war besonders betroffen von den bedrückenden Lebensverhältnissen der Arbeiterfamilien. Die blutige Niederschlagung eines Arbeiteraufstandes in Leipzig wurde für sie zum Anlass, sich für die Rechte der Arbeiter und vor allem für die Rechte der Frauen einzusetzen, was sie in Romanen und Zeitungsartikeln tat. Sie wurde auch politisch aktiv, indem sie Versammlungen und Veranstaltungen organisierte.
Während der Zeit der Märzrevolution wurde sie 1849 zur Herausgeberin einer eigenen Zeitung, aber damit geriet sie endgültig in das Blickfeld der Zensurbehörde. Das bedeutete Hausdurchsuchungen, Verhöre, Auflösung der von ihr mitbegründeten Arbeiter- und Dienstbotenvereine. Anfang der 1850er Jahre wurde ihre Zeitung dann verboten.
(Zur Erinnerung: die Revolutionäre schafften es, sogar eine freiheitliche Verfassung für den zu gründenden Nationalstaat auszuarbeiten, das geschah ab dem Mai 1848 in der Paulskirche in Frankfurt/Main. Allerdings bedeutete die Ablehung der Kaiserkrone für dieses Reich durch den preußischen König und das Erstarken der reaktionären Kräfte das Ende der Bewegung. Dennoch, aus dieser Zeit stammen die Farben schwarz-rot-gold und ich finde, wir können sie mit Stolz auf die Männer und Frauen dieser Zeit zeigen.)
Louise verlobte sich mit dem Schriftsteller August Peters, der wegen seiner revolutionären Aktivitäten ins Gefängnis gesteckt wurde, und 1858, nach seiner Haft, heirateten sie und zogen nach Leipzig. Sie arbeitete in Bibliotheken, war schriftstellerisch tätig und gab mit ihrem Mann zusammen eine Zeitung heraus, deren Feuilleton-Teil sie leitete.
In den 1860er Jahren war sie Mitbegründerin oder Vorsitzende diverser Frauenvereine, wobei es ihr ausdrücklich um die politische Arbeit und den Kampf um Frauenrechte ging. Es war eine Zeit, in der Mädchen kein Abitur machen konnten, nicht studieren durften, in der Frauen erst in der Obhut ihrer Väter und dann der Ehemänner lebten - und vom Wahlrecht wollen wir hier nicht reden.
Sie sah die Arbeiterfrauen auch nicht rein als "Objekt" von karitativer Arbeit oder pädagogischem Wirken, sondern es ging ihr darum, sie als Mitstreiterinnen im politischen Kampf zu gewinnen.
Louise Otto-Peters starb 1895 in Leipzig - und den meisten ist sie kein Begriff. Schade eigentlich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Louise_Otto-Peters