Daß es typische weibliche und männliche Eigenheiten des Kommunizierens gibt ist Legion. Was Missy2015 zur Zeit nicht loslässt
Mich lässt das Thema grad nicht los und ich geb das jetzt hier in die Runde...
Woher kommt das eigentlich, dass ich, meist Frauen, dabei erleben kann, wie sie "hinten herum" fragen, oder einen Satz sagen, und der/die/das Angesprochene soll sich den eigentlich wichtigen, 2. Satz dazu denken??)
ist für mich seit langer Zeit ein sehr spannendes Thema, und es war eines zwischen mir und meiner Frau in den ersten Jahren unserer Liebe. Sie sagte zum Beispiel an einem lauen Sommerabend: "Hättest Du jetzt nicht Lust auf ein großes Eis?" und meinte damit eigentlich: "Ich wünsche mir, daß Du dich jetzt aufs Fahrrad setzt und mir ein großes Eis von der Eisdiele holst."
Heute ist das zwischen uns ein Running Gag. Das heißt, daß sie von mir gelernt hat, ihre Wünsche so zu äußern, wie sie entstehen, und sie hat es deshalb gelernt, weil sie sich mir damit unmittelbar zeigen und es genießen kann, wenn ich auf's Fahrrad steige und ihr das Eis hole. Sie kann natürlich auch sagen - und das tut sie hin und wieder mal - "Hättest Du jetzt nicht Lust auf ein großes Eis?". Sie sagt es heute mit einer anderen Tonlage und mit einem anderen Blick, und darin liegt der Running Gag.
Worin der Ursprung liegt, daß Frauen dazu neigen, >hinten herum< zu kommunizieren, weiß ich nicht, aber ich habe ein paar Ideen dazu. Es gibt sicher Studien zum Thema, aber ich kenne sie nicht. Vielleicht weiß hier jemand etwas. Mir jedenfalls fallen zum Thema unterschiedlicher Kommunikationsformen einige Formulierungen ein, die mir sofort auffallen, wenn sie von einem Mann gewählt werden - weil sie eben unüblich und deshalb auffallend sind. Mein bester Freund ist so einer.
Eine dieser Formulierungen lautet: "Aber nur, wenn Du Lust hast." Eine andere: "Du musst darauf nicht antworten." Diese Wendungen sind für mich typisch weiblich, weil zumeist nur Frauen daran interessiert sind, ihr Gegenüber >dort abzuholen, wo er ist<. Darüber machen sich Männer typischerweise keine Gedanken. Sie sagen einfach, worauf sie Bock haben und erwarten das auch von jedem anderen, wobei sie natürlich wissen oder ahnen, daß es bei Frauen anders ist und somit Frauen gegenüber versuchen, etwas vorsichtiger zu sein.
Es gibt sicher viele Frauen, die sich unter den patriarchalen Strukturen unserer so entwickelten westlichen Welt genötigt fühlen, ihre Bedürfnisse irgendwie vorsichtig, umsichtig oder demütig - wie auch immer man das apostrophieren mag - nur eben nicht fordernd äußern. Es gibt aber auch viele Frauen, die gelernt haben, daß sie Männer führen können und daher müssen. Sie tun das im Grunde auch im Hintergrund, also nicht radikal, doch haben sie verstanden, daß es nicht wichtig ist - oder wichtig sein muss - die führende Rolle nach außen zu repräsentieren. Es reicht aus, sie innezuhaben. Das ist der wahre Kern des Klischees, daß eigentlich die Frau die Hosen an- oder den Hut aufhat.
Bevor ich aber wieder in einem zu langen Beitrag den Faden verliere, weil ich mit meinen Gedanken schon drei Absätze weiter bin, wünsche ich allen einen schönen Freitagabend.