Danke, Perseida, das klingt für mich ziemlich plausibel und ich will auch mal meine Gedanken zu einigen Deiner Punkte hinzufügen:
Dieser Rekurs auf den Höhlenmenschen dient sehr oft dazu, den status quo zu begründen, ihn sogar zu zementieren. Das führt dann zu Aussagen wir 'Frauen sind so' und 'Männer sind so'.
Ich habe da gestern mal drüber nachgedacht und denke, Menschen sind vor allem auch lernfähig. Wenn ich mir mal das Leben der "Jäger und Sammler" vorstelle, dann mussten Männer, die Großwild jagten, über die Fähigkeit verfügen, schweigend zu lauern, dann diszipliniert das zu tun, was ihre Rolle in der Gruppe ist, sie mussten über Ausdauer verfügen und körperliche Kraft. Sie mussten aus einer Fülle von Informationen sich auf eine konzentrieren: das Wild, das sie jagen wollten.
Für mich spricht nichts dagegen mir vorzustellen, dass Frauen auch kleine Tiere gejagt haben. Auf jeden Fall waren sie aber für das Sammeln der Kräuter und Beeren zuständig. Sie mussten Details wahrnehmen können: von zwei Pilzen, die ähnlich aussehen, kann der eine giftig sein. Und wenn sie bei ihrer Arbeit auch die kleineren Kinder zu beaufsichtigen hatten, dann mussten sie wahrlich "mulitaskingfähig" sein und auch in der Lage, non-verbale Äußerungen zu verstehen, denn kleine Kinder können nicht sprechen.
Gucken wir in die heutige Menschheit, so sehen wir Männer, die komplexe Vorgänge im Griff haben und mehrere Dinge gleichzeitig beherrschen, so wie Lehrer. Oder Ärzte und Therpeuthen, die einfühlsam sind und auch Ungesagtes verstehen Oder Künstler, die non-verbale Ausdrucksweisen verstehen und beherrschen . Und Frauen, die ausdauernd, stark, diszipliniert und konzentriert an einer Aufgabe arbeiten können oder für ein sportliches Ziel trainieren.
Und eben Menschen, die irgendwie über alle Fähigkeiten verfügen in unterschiedlicher Ausprägung und Verteilung und die dazu lernen, wenn es sein muss (wie jeder plötzlich verwitwete Vater weiß).
Da werden Gruppen gebildet und wie es so ist in Gruppen, brauchen die Abgrenzung nach außen um das Gemeinschaftsgefühl nach innen zu stärken. Menschen ist es eigen, dass die Abgrenzung mit Abwertung einhergeht.
Gibt es umgekehrt ja auch, wenn Frauen beim Kaffeeklatsch ihre Männer klein reden. Allerdings taten sie das jahrhundertelang aus einer Position der Schwäche heraus, heute können Frauen Männer kritisieren und sind nicht von ihnen abhängig. Dass das Männer nervös macht, kann ich mir vorstellen.
(Und nein, ich bin keine Freundin von "Männer Bashing", ich habe viel von meinen männlichen Kollegen gelernt, habe gute Freunde unter den Männern und finde, dass wir als "gemischtes Team" am stärksten sind.)
Dazu kommt, das menschliche Junge keine Nestflüchter sind, sondern sehr unfertig und wirklich eine lange Zeit Schutz und Unterstützung brauchen - die Arbeitsteilung scheint also logisch, war aber in der Praxis doch differenzierter.
Frauen wissen um die zwei Seiten des Lebens. Tod und Geburt gehören eng zusammen.
Als mein Sohn geboren wurde, war mein Mann dabei. Er war wichtig für mich, es war gut, dass er dabei war, es war auch für ihn ein wichtiges Erlebnis seines Lebens. Aber in dem Moment, in dem der Kopf des Kindes in die Welt kam, da fühlte ich mich so, als ob ich mich in meine Atome auflöse und wieder zusammen setze. Ich dachte "So ist Sterben" ... und irgendwie war ich ja auch an dieser Grenze von Leben und Nicht-Leben dabei. Es war ein intensiver Moment, den ich ganz alleine erlebte, den kein noch so geliebter Mann nachvollziehen kann (ist vielleicht auch bei jeder Frau anders) und überhaupt: in der letzten Phase der Geburt fühlte ich mich alleine auf meine Kraft zurückgeworfen und das hat mir diese Kraft auch gegeben. Nur mal so als tränenreiche Anekdote...aber es ist etwas, was kein Mann nachvollziehen und mir wegnehmen kann. Das muss er auch nicht, die dann folgenden Momente mit dem Neugeborenen und sein andächtiges Staunen vor diesem Wunder haben uns als Eltern zusammen geschweißt. Nie habe ich ihn vorher und danach so geliebt wie an diesem Vormittag. Und das ist immer noch so, obwohl er mittlerweile mein Ex ist und ich viel Grund zur Beschwerde hätte...
Und besonders die von einigen hier so geliebten Höhlenfrauen wussten mit Sicherheit um die Kraft, Schönheit und Grausamkeit der Natur. Dieses Wissen hat sich ja auch lange gehalten: in allen großen alten Kulturen gab es Göttinnen,
... ich will diesen Punkt in eine andere Richtung weiter spinnen: es gab immer auch das "Frauenwissen" um gewisse Heilkräuter und vor allem um die Vorgänge um die Geburt, denn in der Regel waren es andere (erfahrene) Frauen, die einer Gebärenden beistanden. Das endete mit der Erfindung der modernen Medizin, die die Verantwortung für eine Geburt wieder in die Hände der männlichen Ärzte legte (Frauen durften erst um 1900 studieren). Und ja, bei gewissen Komplikationen braucht man einen Chirurgen, diese haben vielen Frauen das Leben gerettet. Dennoch - das "Frauenwissen" wurde unterdrückt und man(n) machte sich lächerlich. Wenn heute "Hexen" auftauchen und sich darauf besinnen, wirkt das auch manchmal komisch, aber im Grunde profitieren auch Männer von Erkenntnissen der Naturheilkunde.
Ich denke nicht, dass Männer nun dümmer sind als Frauen, aber dass dumme Männer besondere Angst vor intelligenten Frauen mit all solchen Sonderfähigkeiten und Kenntnissen hatten, das kann ich mir vorstellen. Und so mag sich im Laufe der Geschichte und Kultur eine gewisse Unterdrückung und Verachtung gebildet haben.